Der Hart
Über dieses besondere Gebiet schrieb G. C. F. Lisch im Jahrbuch des Vereins für meckl. Geschichte und Altertumskunde Nr. 9, 1844, Seite 399:
"Als im J. 1314 die Fürsten von Meklenburg und Werle die aus dem Nachlasse des Fürstenhauses Rostock überkommene Vogtei Kalen theilten, kam auch der südlich an dieselbe stoßende Landstrich: das Land Hart ("territorium Hart", wie es in der Theilungsurkunde genannt wird,) zur Theilung (vgl. Rudloff Urk. Lief. Nr. XCIV.). Der Hart heißt: der Wald, vorzüglich: der hohe Wald, und ist vorzüglich in den ältern hochdeutschen Mundarten in Gebrauch. Der Hart umfaßte genau den Raum der Dörfer in dem Dreieck zwischen den Städten Neu-Kalen, Malchin und Teterow und lehnte sich mit seinen Spitzen an den Cummerower-, den Malchiner- und den Teterower-See; die nördliche Seite bildet das tiefe weite und liebliche Thal zwischen Neu-Kalen und Teterow, die südwestliche Seite die Landstraße von Teterow nach Malchin, die südöstliche Seite das Thal der Peene vom Malchiner-See in den Cummerower-See hinein bis Neu-Kalen. Diese südöstliche Seite ist die vorzüglich charakteristische, indem die Berge hier in bedeutender Höhe in einer graden Linie von Remplin über Gorschendorf und Salem bis gegen Neu-Kalen an das weite Thal der Peene hinantreten, theilweise, wie bei Remplin, noch mit Wald bedeckt sind und wohl die "meklenburgische Schweiz" genannt werden. Der Name "Hart" blieb noch längere Zeit ein bezeichnender Ausdruck für diese Gegend. Nach der Theilungs-Urkunde von 1314 lag Pantacendorp, d. i. Panstorf, auf dem Hart. Nach einer im gräflich-hahnschen Archive zu Basedow befindlichen Urkunde versichert am Sonnabend vor S. Laurentius (Aug. 7.) 1372 der Fürst Laurentius von Werle seinem Vasallen und Rath (man und raed) Marquard Nossentin den Besitz des höchsten Gerichts und des Roßdienstes "in deme dorpe to Panstorpe dat licht up deme Harte", wie er das Dorf von seinem Vater geerbt habe. - In Rostock lebte, sicher im 13. Jahrh., eine Bürgerfamilie: vom Hart.
Noch im Jahre 1506 bei der Ausfertigung des Roßdienst - Registers kommt der Hart als ein eigener District des Landes vor. Damals leistete die Ritterschaft des Districts folgende Roßdienste:
Vpp Harthe:
2 Eler Levetzow to Gorloess(Gorschendorf?).
3 Otto Wutzen (zu Teschow).
2 Hinrick vom Hagen to Mistorp.
2 Kersten Passow to Mistorpe.
2 die Stale to Panstorpe.
Das Land Kalen lag unmittelbar nördlich vom Hart."
Soweit die Ausführungen des Archivars Dr. Lisch über das Ländchen Hart, heute auch "Hardt" geschrieben.
In der Urkunde von 1314 werden zwei Burgen im Land Hart genannt: Die Burg des Ritters Johannes Molthek in Panstorf und die Burg der Herrin Ghesa von Warburgh in Retzow. Die Burg am Schwarzen See findet keine Erwähnung. Diese große und heute noch gut erkennbare Anlage könnte aber einmal der Verwaltungssitz des Ländchen Harts gewesen sein.
Als selbständiges Gebiet scheint sich das Land Hart nicht lange gehalten zu haben. 1506 werden die Güter "up den Hart" zwar noch gesondert genannt, aber bereits als ein Teil der Vogtei Neukalen angesehen, und im Register der doppelten Landbede für das Amt Neukalen von 1528 ist von einem gesonderten Gebiet Hart keine Rede mehr. Die Verwaltung erfolgte nun ausschließlich von Neukalen und später - bis 1918 - von Dargun aus.
Heute erinnert nur noch der "Hardtberg" bei Pohnstorf mit seinem Namen an das Ländchen Hart. Er hat immerhin eine Höhe von 121 m über dem Meeresspiegel. Hier steht seit 1955 ein weithin sichtbarer Funkturm, der als Relaisstation für die Versorgung der beiden nördlichen Fernsehsender Marlow und Schwerin diente.
Die Ortschaften im Ländchen Hart