"Zur guten Quelle"
Etwa 1852 - zur Zeit des Chausseebaus nach Malchin - errichtete Johann Gustav Bruger (geb. 13.12.1804 in Neukalen, gest. 24.12.1890 in Neukalen) an der neu eingerichteten Chaussee nach Malchin ein Wohnhaus mit Gastwirtschaft. Es erhielt damals die Haus-Nr. 356 (heute Straße der Freundschaft 26). Gustav Bruger war Ackersmann, betrieb hier aber nebenbei eine Schenk- und Gastwirtschaft.
Der Müllermeister Johann Carl Heinrich Daewel (geb. 18.6.1860 in Rey, gest. 1.11.1926 in Neukalen) hatte am 22.7.1886 in Neukalen Hedwig Minna Sophie Martens (geb. 1.4.1859 in Neukalen, gest. 8.1.1946 in Neukalen) geheiratet. Sein Schwiegervater Heinrich Martens hatte wohl 1890, nach dem Tod von Gustav Bruger, das Haus 356 gekauft. Am 29.2.1892 zog Carl Daewel jedenfalls in das Haus seines Schwiegervaters und entschloß sich, die Gaststätte unter dem Namen "Zur guten Quelle" fortzuführen. Er erbaute hinter dem Gebäude einen Saal, der am 2.1.1896 eingeweiht wurde. Im "Neukalener Wochenblatt" heißt es:
"Neukalen, 3. Jan. Gestern wurde der neuerbaute Saal des Gastwirths Daewel hieselbst eingeweiht, und zwar durch ein von der gesammten Kapelle des Demminer Ulanen - Regiments Nr. 9, unter persönlicher Leitung des Stabstrompeters Bührig, gegebenes Concert. Das reichhaltige Programm war ein vorzüglich gewähltes und heben wir daraus als besonders gelungen hervor: Overtüre zu der Oper "Die diebische Elster" von Rossini, große Phantasie aus "Stradella" von Flotow, zwei Streichquartette (für 16 Instrumente): "Des Kriegers Traum vor der Schlacht" von Eule, "Ychelm Amor" von Eilenberg; ferner ein Flötensolo aus der Gounod´schen Oper "Faust", sowie "Ungarische Tänze" (Nr. 5 und 6) von Brahms. Mit fast stürmisch zu nennenden Beifall wurden vom Publikum diese besonders glänzend gespielten Nummern aufgenommen und auch dem übrigen Programmtheil viel Applaus gespendet. - Der dem Concerte - welches, beiläufig bemerkt, von mindestens 350 Personen besucht war - folgende und sich bis in die Morgenstunde ausdehnende Tanz fand gleichfalls rege Betheiligung."
Die Gaststätte "Zur guten Quelle" wurde zum Stammlokal des Männerturnvereins und des Radfahrervereins.
Ansichtskarte "Restaurant zur guten Quelle"
"Neukalener Wochenblatt" vom 20.1.1898
"Neukalener Wochenblatt" vom 10.4.1898
"Neukalener Wochenblatt" vom 2.4.1899
Kutsche vor dem Restaurant "Zur guten Quelle" um 1900
Ab 7.10.1901 übernahm Hans Joachim Heinrich Rickert als "Restaurateur" die Gastwirtschaft. Bereits ab 1909 gibt es einen neuen Besitzer: Wilhelm Rudolf Friedrich Karl Gundlach (geb. 2.7.1882 in Kieth). 1914 war der Gastwirt, Kaufmann und Photograph Schweder kurzzeitig im Besitz der Gaststätte. Bereits ab Mai 1914 hat sie Paul Wilhelm Gustav Viercke mit seiner Frau Ottilie Friederike Wilhelmine, geb. Neumann übernommen. Er wird als Gastwirt, Hotelier und Restaurateur bezeichnet.
"Gruss aus Neukalen - Rickert´s Restaurant"
Ansichtskarte Gruss aus dem Restaurant
"Zur guten Quelle" um 1903
"Neukalener Wochenblatt" vom 23.3.1904
"Neukalener Wochenblatt" vom 26.3.1905
"Neukalener Wochenblatt" vom 16.6.1907
Ansichtskarte "Gundlachs Restaurant, Neukalen, Garte-Veranda, um 1910
"Neukalener Tageblatt" vom 8.8.1914
1919 verkaufte Paul Viercke die Gaststätte an Georg Friedrich Wilhelm Tübbicke (geb. 18.10.1878 in Velten, gest. 18.11.1948 in Neukalen). Die Gaststätte wurde nun das SPD - Vereinslokal. Der Umsatz soll danach aber sehr zurückgegangen sein, da andere Gäste dem Lokal fernblieben, und die SPD - Mitglieder auch wohl nicht allzuviel Geld hatten. 1923/24 wurde an dem Saal, an der westlichen Längstseite hinter den Bögen, eine Erweiterung angebaut.
"Neukalener Tageblatt" vom 27.5.1920
"Neukalener Tageblatt" vom 25.12.1925
"Neukalener Tageblatt" vom 15.8.1926
Annonce in der Festzeitung zum Heimatfest 1926
"Neukalener Tageblatt" vom 1.2.1929
1931 kaufte Wilhelm Tübbicke das Haus am Hafen und verkaufte die Gaststätte "Zur guten Quelle" an Friedrich Jenckel (geb. 25.9.1898 in Banzin), der am 1.11.1931 von Banzin nach Neukalen zog. Es wurden jetzt auch Kinoveranstaltungen durchgeführt. Bereits acht Monate später verkaufte Jenckel das Haus an Rudolf August Anton Abel (geb. 4.9.1880 in Parchim, gest. 25.11.1958 in Neukalen), der die Gaststätte ab 1.7.1932 weiterführte. Er kam aus Bützow nach Neukalen. Seine Frau war Emma Abel, geb. Pingel (geb. 5.7.1880 in Lübz, gest. 12.3.1952 in Neukalen). Rudolf Abel richtete hinten eine Kegelbahn ein. "Wenn wi dor as Jungs von dat Schützenfest im Gortbrauk na Hus güngen, kehrten wi ierst bi Haase´s in un dann güng´t na Abel. Frau Abel säd äwer: "Jungs suupt man Bruus, jie seit all besoppen, köfft juch leiwer Brot!" Wi sind dann wedder ümdreiht un na Hus gohn."
Ansichtskarte um 1930
Wilhelm Tübbicke
Gastwirt "Zur guten Quelle" von 1919 bis 1931
Am 29.10.1950 fand in der Gaststätte "Zur guten Quelle" die Ausstellung "5 Jahre Aufbau" statt, die von 1100 Erwachsenen und 325 Kindern besucht wurde.
Am 9.3.1953 wurde das Gebäude verkauft.
Etwa ab 1950 bis 1952 hatte Werner Ehlers die Gaststätte gepachtet, danach bis 1956 Heinrich Mellendorf. Ab 1956 übernahm Erwin Berg die Gaststätte. Den Saal richtete man neu für Kinoveranstaltungen ein. Auch vorher gab es hier Filmvorführungen. Die einfachen Bänke und Stühle waren aber nicht mehr zeitgemäß und wurden entfernt. Neue, zum Teil sogar gepolsterte Sitze, eine große Leinwand und eine verbesserte Tonanlage machten die Filmbesuche zu einem Erlebnis, das auch reichlich genutzt wurde. Ab 1.4.1961 übernahm die HO (Handelsorganisation) die Gaststätte mit dem Kinosaal. Erwin Berg war hier bis zum 15.11.1961 tätig, dann kam ein Herr Kägebein. Die Gaststätte hieß nun "Theater-klause", war aber nicht mehr lange geöffnet. Am 3.5.1963 konnte man in der "Freien Erde" lesen:
"Im Einvernehmen mit dem HO - Kreisbetrieb wird die HO - Gaststätte "Theaterklause" geschlossen. Die freiwerdenden Räumlichkeiten werden von der Möbelverkaufsstelle des Konsums zur Nutzung übernommen. Der Betrieb des Kinos bleibt natürlich auch weiterhin bestehen."
Später wurde von der HO in dem Haus noch eine Lebensmittelverkaufsstelle eröffnet. Den Saal nutzte der VEB Kleiderwerke Altentreptow. Nach der Wendezeit stand alles leer. Das unsanierte Geschäftshaus mit dem Saal kauften 1996 die ehemaligen Teterower Gebrüder Dr. Helmut Schmidt und Klaus-Dieter Schmidt sowie Wilfried Schober (als GbR) von der Bundesvermögensanstalt Neubrandenburg. Es erfolgte Ende der 90ger Jahre eine teilweise Sanierung. Dadurch entstanden sieben kleine Appartements mit extra Badraum, die zur möblierten Anmietung gedacht sind, in ähnlicher Form wie in der DDR die "Ledigenwohnheime". Zugleich entstand im Erdgeschoß mit zwei Gesellschaftsräumen und vollausgestatteter Küche eine Möglichkeit, kleine Feierlichkeiten abzuhalten. Zum Abschluß der Sanierung erfolgte die Instandsetzung des großes Saales, der größere Feierlichkeiten zuläßt.
Aus der früheren Gaststätte "Zur guten Quelle" ist heute eine Pension mit Übernachtungsmöglichkeit geworden.
Straße der Freundschaft 26
Bei der Sanierung des Saales der früheren Gaststätte "Zur guten Quelle" wurden 1998 diese Malereien oberhalb der Zwischendecke entdeckt: