Konzertcafé Haase
"F. Lagemann´s Restaurant"
auf einer Ansichtskarte von 1902 oder früher
1894 ließ sich der Gastwirt Fritz Dethlof Theodor Lagemann vom Maurermeister Wilhelm Harm eine neue Gastwirtschaft weit außerhalb der Stadt an der Straße nach Malchin und am Weg zum Gartsbruch erbauen (damals Haus Nr. 360a, ab etwa 1912 Chausseestraße 44, heute Standort der katholischen Kirche). Die Gastwirtschaft war als "F. Lagemann´s Restaurant" bekannt und war zu dieser Zeit das letzte Gebäude in Richtung Malchin. Gastwirt Lagemann versprach sich viel Kundschaft durch die Ausflüge zum Gartsbruch.
1907 erwarb Paul Wilhelm Ernst Haase (geb. 11.11.1874 in Demmin, gest. 19.7.1926 in Neukalen) die Gaststätte, erbaute eine Kegelbahn und richtete den Bereich hinter dem Haus als Gartenlokal ein. Paul Haase kam aus Ludwigslust, wo er als Kaufmann gearbeitet hatte. Sein hübsche Gartenlokal war besonders ein Lokal der Jugend und die Kegelbahn sehr beliebt. Es nannte sich zuerst "Haase´s Restaurant" und dann "Haase´s Hotel".
"Neukalener Wochenblatt" vom 22.9.1907
"Neukalener Wochenblatt" vom 19.3.1909
"Haase´s Hotel" Ansichtskarte von 1909
"Haase´s Hotel" Ansichtskarte von 1912
"Haase´s Hotel" Ansichtskarte von 1915
"Neukalener Tageblatt" vom 21.12.1917
Etwa ab 1925 gab es zum Kaffee Klaviermusik, und es erfolgte die Umbenennung in "Haase´s Konzert - Café". Als Paul Haase am 19.7.1926 verstarb, führte seine Frau, Bertha Haase, geb. Piel, das Lokal weiter. 1938 verkaufte sie aber die Gaststätte und zog nach Hamburg.
In den 30ger Jahren sang die Jugend in Neukalen gern ein Lied mit folgendem Text:
Mein Mann der spielt bei Haase
auf Purter Kottkes Blase.
Und wenn Sie mal
mein´n Mann woll´n seh´n,
dann müssen Sie zum Purter geh´n.
Geh´n Sie links rum,
geh´n Sie rechts rum,
geh´n Sie immer gerade aus.
Da befindet sich ein Kackhaus,
da kacken Sie sich aus.
"Neukalener Tageblatt" vom 25.12.1925
Annonce in der Festzeitung zum Heimatfest 1926
Ansichtskarte "Haases Konzert-Cafe" 1927
"Neukalener Tageblatt" vom 6.5.1928
"Neukalener Tageblatt" vom 22.12.1929
Der neue Besitzer hieß Max Behr (geb. am 15.2.1891 in Cottbus). Er stellte am 13.6.1938 den Antrag auf Erteilung der Konzession zum Betrieb einer Gast- und Schenkwirtschaft. Am 11.7.1938 wurde er Mitglied der Schützenzunft, denn diese Mitgliedschaft war für einen Gastwirt sehr wichtig.
Im November 1945 brach in Neukalen die Typhusseuche aus. Der Platz im Krankenhaus reichte bald nicht mehr. Gastwirt Max Behr war verstorben. Das große Haus mit der Kegelbahn wurde von seiner Frau, Alma Behr, geb. Cleff (geb. 27.1.1889), für die Krankenpflege zur Verfügung gestellt. Sie unterschrieb einen entsprechenden Vertrag und zog in den städtischen Neubau (Straße der Freundschaft 51). Viele Typhuskranke starben und wurden im Massengrab auf dem Friedhof beigesetzt. Als die Typhusseuche im April 1946 überstanden war, waren im ehemaligen Gasthaus ungefähr hundert Frauen beschäftigt. Sie stellten unter der Leitung von Herrn Schubert allerlei Gebrauchsartikel her, u. a. Schuhe aus Binsen geflochten. An eine Aufnahme des Gaststättenbetriebes war nicht mehr zu denken. Die Russen der Kuhkommandantur hatten u. a. auch das Klavier mitgenommen. Frau Behr versuchte, ihr restliches Eigentum aus dem Haus zu erhalten, bekam aber auf ihre Bitten vom Bürgermeister nur abschlägige Antworten. Zur Klärung der Grundstücksangelegenheit hielt sich ihr Sohn, Manfred Behr (geb. 4.7.1922) vom 15.10. bis 15.11.1948 in Neukalen bei seiner Mutter auf. Das Gebäude wurde nun an die katholische Kirche vermietet, welche hier ein Pfarramt, ein Altenheim mit 14 Plätzen und Wohnraum für die Schwestern einrichtetete. Die ehemalige Kegelbahn wurde als Kapelle für Gottesdienste benutzt. Erst 1985 konnte die katholische Gemeinde das Haus als Eigentum erwerben.
Im August 1992 erfolgte der Abriß des fast hundertjährigen Gebäudes.
Am 30.4.1994 wurde an dieser Stelle die neu erbaute katholische Kirche "Maria Königin" eingeweiht.
Das katholische Pfarramt um 1960