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Schenkwirtschaft auf der Ziegelei

 

Das 1804 errichtete Wohnhaus für den Ziegler wurde 1982 abgerissen

 

Das 1804 errichtete Wohnhaus für den Ziegler wurde 1982 abgerissen. In der 1. Etage des hinteren Gebäudes befand sich ein Saal mit Ausschank für Feierlichkeiten.


 

   Als die Stadt um 1804 bei der Ziegelei ein Wohnhaus für den Ziegler erbaute, wurde in der 1. Etage auch ein "kleiner Saal" eingerichtet, der für öffentliche Feierlichkeiten gedacht war.

   Ziegler Wilhelm Maas, der 1804 als neuer Pächter die Ziegelei übernahm, erhielt die Erlaubnis "bey Tage Bier und Brandtwein zu schenken und in dem Garten eine Kegelbahn anzulegen, ohne daß jedoch bey etwennigen öffentlichen Lustbarkeiten den hiesigen Einwohnern das Schenken des Biers und des Brandtweins außerhalb des Hauses und oben auf dem Saale verwehrt seyn soll. Dagegen wird ihm alles nächtliche Herbergiren bey einer im Uebertretungsfalle jedesmal zu erlegenden Strafe von fünf Rthlr. ernstlich untersagt."

   Um 1809 erbaute Ziegler Maas eine Kegelbahn. Das in Fachwerkbauweise errichtete Kegelhaus war 3 x 5 m groß. Es hatte zwei kleine Fenster und eine Tür. An der Wand war ein Hutriegel mit 17 Haken angebracht. Praktischerweise stand auch ein Schreibpult mit "Schiebkasten" bereit. Das Laufbrett hatte eine Länge von etwa 30 m. Am Bahnende befand sich ein kleines Häuschen (3 x 2,6 m) zum Aufstellen der Kegel. Drei Seitenwände waren aus Stein gemauert. Der Ostgiebel hatte nur eine kleine Bretterverkleidung, da hier das Laufbrett zu den Kegeln führte. Der Kegelaufsatz war mit Blech beschlagen und zwei Bohlen dienten zur Abhaltung der Kugeln.

   Die Kegelbahn und der Ausschank waren immer gut besucht. Um 1860 ist die Kegelbahn allerdings schon sehr verfallen.

   1876 kaufte der Ackersmann Carl Fischer das Wohnhaus auf der Ziegelei. 1887 verkaufte er es an den Tischler Gustav Friedrich Carl Fischer (geb. 17.12.1856), der nun eine Tischlerwerkstatt einrichtete. Im ersten Stock des Hauses war immer noch der Tanzsaal mit Außentreppe von der Ostseite her vorhanden. So lag der Gedanke nahe, daß er hier wieder eine Gastwirtschaft für Ausflügler oder Familienfeierlichkeiten eröffnete. Die Genehmigung dazu erteilte der Neukalener Magistrat am 16.4.1887:

 

Konzession zur Betreibung einer Schenkwirtschaft auf der Ziegelei

 

Konzession zur Betreibung einer Schenkwirtschaft auf der Ziegelei vom 16.4.1887

 

 

   "Dem Tischler Gustav Fischer hieselbst wird auf seine Bitte zur Registratur vom 13. d. M. hiedurch respondiret,

   daß ihm die Concession zum Betriebe der Schenkwirthschaft, jedoch mit Ausschluß der spirituosen Getränke, auf dem von ihm gekauften Ziegleigehöfte, hiemit ertheilt sein soll unter der Bedingung, daß er die in dieser Hinsicht erlassenen gesetzlichen Bestimmungen genau befolgt, widrigenfalls er nicht allein Bestrafung, sondern auch sofortige Zurücknahme dieser Concession zu gewärtigen hat.

   Neukalen 16. April 1887     Der Magistrat"

 

   1895 erhielt der Tischler Gustav Fischer folgendes Schreiben:

   "Unter Rückgabe der von Ihnen eingereichten Conzessionsurkunde wird Ihnen hierdurch eröffnet, daß Sie in Grundlage der Ihnen erteilten Conzession zum Betriebe der Schenkwirtschaft nach den Vorschriften der Reichsgewerbeordnung befugt sind.

   Neukalen, 20. Juni 1895.

   Bürgermeister und Rat:

   F Stegemann"

 

   Gustav Fischer verstarb am 8.10.1928. Sein Sohn, Richard Ernst Carl Fischer (geb. 19.10.1897), war von Beruf Bäcker. Er wohnte hier mit seiner Frau und seiner Mutter. Der Tischlereibetrieb seines Vaters ruhte schon länger, und auch die Schenkwirtschaft lohnte sich nicht mehr.

   Der Sohn von Richard Fischer, Heinz Fischer (geb. 6.5.1933 in Neukalen), ging von 1948 bis 1951 bei Tischler Schwarz in die Lehre. Er erinnert sich noch gut an die lebhaften Erzählungen seiner Großmutter über den Ausschank bei der Ziegelei. In seinen Kindheitserinnerungen hat er noch immer die früher für die Gäste vorhandenen beiden mit Fliedersträuchen umgebenen hölzernen Lauben mit den eingerichteten Sitzplätzen auf der Westseite des Hauses vor Augen. Aber, das ist schon lange Vergangenheit.