Das Dorf Schorrentin (2)
Wolfgang Schimmel
Die Feldmark Schorrentin unterteilte man seit alter Zeit bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein in eine deutsche Feldmark, die sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz der Adelsfamilie von Levetzow befand, und eine wendische (slawische) Feldmark in der Nähe der Buschkoppel und um Schwarzenhof, welche dem Landesherrn gehörte. Für den wendischen Teil der Feldmark war im Auftrag des Landesfürsten das Amt in Neukalen zuständig.
Um 1700 gab es in Schorrentin eine adelige Meierei (Milchwirtschaft), die der Familie von Levetzow gehörte, sowie eine fürstliche Meierei, die vom Amt Neukalen verpachtet wurde. Während erstere sich zum späteren Gut entwickelte, sind die Gebäude der fürstlichen Meierei, deren Lage westlich der Kirche zu suchen sein dürfte, seit 250 Jahren verschwunden.
Am 7. August 1709 erfolgte eine Bestandsaufnahme der fürstlichen Meierei. Der Bericht darüber soll hier wörtlich wiedergegeben werden:
"Inventarium über den fürstlichen Meyerhoff Schorrentin So auffgerichtet worden den 7. Aug. 1709 auff Fürstl. Befehl in Beysein des Schultzen von Wahrsow Jacob Petersen
Eß hat keine gewiße Gräntzen, sondern lieget Mitten in den Schorrentinschen Adelichen Hoffe und Baur acker
Anno 1709 den 7 Aug. wardt auff hoch Fürstl. Verordnung durch uns Endes unterschriebene, der Fürstl Meyerhoff Inventiret und untersuchet, welcher in folgenden stande befunden worden
1.
Daß Wohnhauß
Weches von 10 gebindt Holtz mit 2 abseiten wovon 6 gebindt mit zum Vieh Hause gebraucht und Vieh ställe darunter, ist rund umb gekleimet, der Giebell nordostwerts ist vom Balcken an gemauret, davon einige Fächer außgefallen, und mit stroh bezeünet, dieser Giebell stehet gantz ungerade, daß Dach ist alt, und offt außgebeßerdt, muß bald von neuen außgebeßerdt werden, undt wehre woll nöhtig daß Jahrlich die schlechtesten gebinter abgenommen, undt gedecket würden, der Hauß Boden über 5 gebindt, ist nichts nutze undt fallet baldt nieder
2.
Die Scheune von 12 gebindt Holtz Rundt umb gekleimet mit 2 Kuhl Enden, auff der nordt seiten sindt 4 gebindt sehr alt undt lochreich, muß außgebeßerdt, und künfftig Jahr neü gedecket werden, der Giebell ostwerdts ist unter einen Kräpel undt von steinen gemauret, vom Balken an, inwendig stehen 4 stüdten Uhrsache weiln die Scheune nach Norden etwaß übergewichen.
3.
Der Schaff Stall von 9 gebindt, mit 2 Kuhl Ende. Eß sindt nur Nordtwerds 2 Wände so gekleimet, die oberste wand stehet offen. Eben so sindt die Beyden Kuhl Ende, die Suedtwertster öberste wandt stehet auch noch offen, in dem Dache Sudtwerdts sindt auch noch einige lecken, müßen gebeßert werden, und kan an der gantzen Suder Seite daß Dach nicht lange mehr liegen.
4.
Der Schaffer Kahte So von 4 gebindt Holtz mit 2 abseiten undt 2 Giebell. Eß ist aber zimlich alt, die Süder abseite mit dem Giebell west werdts ist neü versohlet, sonsten mit stroh außgezeünet, daß Dach ist alt und sehr geflicket, muß bald an der einen alß Nordt seiten ein Neu Dach haben, der Giebell westwerts oben den Balken ist gantz verfaulet fält baldt herunter.
An Mobilia undt gelähte beim Hoffe. Ist bey diesem Meyerhoffe nichtes vorhanden.
V Die Hopffen Kuchen undt Baum Garten
Der Hopffen Garte bestehet in ein klein plätzchen ohngefehr ein Virtell landt, nur Dresch Hopffe, wen er recht guth zutragen würde, es ohngefehr 3 Scheffel außmachen.
Der Garte von 1/2 Scheffel Sath mit den Kohlgarten.
Baum Garten hette er nicht, nur daß verschiedene alte Bäume mit in der Beym Hause gelegenen alten Kopffell stehen, weil dieselbe aber alt kan nichtes gewißes Specificiret werden. Der Schäffer Kohlhoff ist 1/4 Scheffel Sath landt.
VI Koppeln undt weide
Beym Hoffe lieget eine Koppell von 3 Scheffel Sath worinnen einige Bäume wie vorerwehnet stehen noch eine Koppel im Dorffe worauff vor dies ein Baur Hauß gestanden bestehet in 2 Scheffel Sath landt und stehen darin 7 alte Obstbäume, daß obst aber würde von den Baur Kindern herunter geschlagen die weide wehre so schlecht daß Sie ihr Vieh kaum bergen und hetten von den Milch Vieh gantz wenig.
VII Harte undt weiche Holtzung
Gehörte zum Ambte Nienkalden nur daß er auß der Trebbelinschen Holtzung daß Fall Holtz hette, welches vor diesem zum Kleverhoffe gehoret, und vor viehlen Jahren zum Ambte Neüenkalden geleget worden. Item wan in vor besagtem Holtze volle Mastung konte er altes Herkommens nach 12 schweine hinein jagen wan aber halbe mastung 6 stucke hineinjagen.
VIII Mastung
Gehörete zum Ambte Neüenkalden außer wie er jezt erwehnet.
IX Jacht
Gehörete auch zum Ambte
X Fischerey
Auff ihren Felde wehren zwar Solle es würde aber nichtes darin gefangen.
XI Die acker Schlage mit der würde große undt deren Nahmen
Der Acker lege in drey Schlägen undt wehren diese 3 schläge vermänget mit dem Adelichen Hoff- undt Baur schlage. Der erste schlachk nach Neüenkalden werts wehre guth acker. Der andere schlagk lege am Dragunschen wege wehre guth acker. Der dritte Schlag am Gnogenschen wege wehre auch Guth.
Diese Jahres außath wehre ohne denen stucken welche in der Bracke legen
an Rocken 1 last
an Gersten 5 Drbt
an Habern 2 Drbt 6 Scheffel
an Erbsen 1 Drbt
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2 last 6 Scheffel Sath
Diese 3 schläge sindt nicht gleich in dem in diesen Beyden lezten nicht soviehl alß in den ersten kan gesehet werden, hette vergeßen wie viehl er in den Beyden vorigen Jahren darin gesehet.
XII Ob und wie viehl acker noch unbrauchbahr und bewachsen
Eß lege noch etwaß in der Heyde wie viehl aber wehre ihm unbewust
XIII übers Inventarium ist noch gesehet worden
Nichts
XIIII Wieviehl Baur Fud heu in jeder wiese zu werben undt wie solche genennet werden
In der Sogenandten Wahrsowschen wiese 8 Fud
auff den Neüenkaldeschen Felde in der sogenandten Mühlenwische 2 1/2 Fud
In der auff den Trebbelinschen Felde belegenen wische 2 Fud
auf den Schorrentinschen Felde 1 Fud
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S: 13 1/2 Fud
XV Ob mehr wiesewachs zu machen undt wie viehl
Nein
XVI Ob Rohrwerbung
Nichts
XVII Wie viehl Vieh in allen vorhanden und außzufuttern
Der jetzige Pensionarius Jochim Költzow hette an Vieh So ihm gehorete
an Pferden 9 stuck
an Ochsen 6 stuck
an Rindt Vieh 16 st.
an Schweinen 20 st.
an Schaffe 85 st.
XVIII Ob gebrauet undt Brandwein gebr: wurdt umb Krüge damit zuverlegen, oder sonsten zu verkauffen
Nein
XIX Ob Muhlen anzulegen
Nein
XX Ob Mineralia verhanden
Nein
XXI Waß an Priester undt Kuster gebuhr gegeben werde
Der Priester in Schorrentin bekähme
an Rocken 5 Scheffel
an Eyer 60 stuck
an Gelde so acker heur genandt 1 Rthlr.
Der Kuster hat
an Rocken 1 Scheffel
an Eyer 30 stuck
1 Metwurst
1 Brodt
Hiemit ward diese untersuchung geschloßen act ut supra
Hinrich Ulrich Bischoff
Ambts Notarius
Jacob Peters der Schultz auß Wahrsow
Weil er Selber nicht Schreiben können hat er mich ersuchet, dieses in seinem Nahmen zu unterschreiben: Bernhard Bremer"
Am 22.3.1735 schlossen die Vettern Joachim Diederich von Levetzow (Besitzer des Gutes Lelkendorf) und Hans Heinrich von Levetzow (Besitzer des Gutes Schorrentin) einen Vergleich, um verschiedene Streitigkeiten beizulegen. So sollte unter anderem der Grenzbach zur Neukalener Feldmark zukünftig von den Leuten des Gutes Lelkendorf aufgeräumt und das Gut Schorrentin von solcher Last freigehalten werden.
Auf dem fürstlichen Meierhof in Schorrentin ließ das Amt Neukalen 1738 eine Scheune und 1740 einen Schafstall neu errichten. Um 1742 wurde das Kirchendach umgedeckt.
1741 war der fürstliche Meierhof vom Amtmann Wenckstern an den Regierungsrat Hans Hinrich Levetzow verpachtet worden, welcher zu dieser Zeit das adelige Gut in Schorrentin besaß, aber in Schwiessel wohnte. Trinitatis 1745 übernahm dann dessen Sohn, Hans Hinrich von Levetzow, das Gut Schorrentin mit dem "Pensions–Contract" der Meierei. Am 5.7.1747 schloß er einen "Prolongations–Contract" (Verlängerungsvertrag) bis zum September 1755 mit dem Amtmann Souhr in Neukalen ab. Levetzow junior wohnte in dem neu eingerichteten Haus des sogenannten adeligen Meierhofes Schorrentin.
Um 1748 gab es Streitigkeiten wegen eines sogenannten Scheidebruchs an der Grenze zwischen der Schorrentin Feldmark und dem Darguner Amt (in der Nähe des Neukalener Weges). Der Herr von Levetzow hatte die Sträucher und Bäume "In dem so genanndten scheide bruch ohnweit deß Schwartzen Hofes" aushauen lassen, obwohl es ihm nur zur Hälfte gehörte. Bei Klärung dieser Angelegenheit berief sich das Amt auf seine Rechte laut Eintragungen im Darguner Amtsbuch. In diesen Eintragungen ist eine Bemerkung zu finden, die sich auf eine Zeit lange vor 1748 bezieht und erstmals den Namen des Ortes Schwarzenhof erwähnt: "hinter den Wüsten Schwartzen Hof".
Die spätere Feldmark Schwarzenhof gehörte damals zu Schorrentin. Von Neukalen kommend führte der in Schorrentin so genannte "Demminer Weg" nahe am heutigen Dorf Schwarzenhof vorbei und verlief dann weiter in Richtung Wagun - Dargun. Etwa 150 bis 200 Schritte von diesem Weg entfernt lag früher der "Schwartze - Hoff", der aber um 1720 schon total zusammengefallen und verwüstet war. 1739 waren nur noch Reste des alten Backofens und der Hausstelle zu sehen. Ob der Name von einem Besitzer namens Schwarz herrührt, läßt sich nicht mehr feststellen. Im christlichen Volksgebrauch wurden verrufene oder unheimliche Orte, denen alte Sagen und Begebenheiten aus vorgeschichtlichen Zeiten anhängig waren, manchmal auch mit der Charakterisierung schwarz in Verbindung gebracht. Hans Heinrich von Levetzow hatte jedenfalls etwa 1723/25 hier ein neues Haus direkt auf dem "Demminer Weg" errichten lassen und den Landweg auf fürstliches Gebiet verlegt. Das führte zu Auseinandersetzungen mit dem Amtmann in Neukalen. Wahrscheinlich fand man eine Lösung, das Haus blieb jedenfalls stehen. Auf seinem Platz befindet sich jetzt das Gutshaus. Daß die Straße nach Osten ausweicht und nicht geradezu nach Wagun weiterführt, ist heute noch gut zu erkennen.
Als Hans Hinrich Levetzow etwa 1748 auch noch den fürstlichen Meierhof als seinen Besitz beanspruchte, kam es zu einem gerichtlichen Prozeß. Das Verfahren endete am 20.11.1750 mit dem Urteil, daß der fürstliche Meierhof per Trinitatis 1751 an den Amtmann Souhr abzutreten sei. Hans Hinrich Levetzow appelierte an die Landesregierung. Der Prozeß wurde bis 1755 fortgesetzt. Es verblieb aber beim Urteil vom 11.1.1752, wonach seine Klage abgewiesen war.
Am 28.6.1747 bat der Pastor Gottfried Priestaff um Holz zur Ausbesserung des Pfarrhauses.
1755 war der Giebel des alten Küsterhauses eingestürzt und mußte erneuert werden. Das Bauholz wurde aus der herzoglichen Waldung geliefert. Bei dieser Gelegenheit beschloß man, den am Küsterhaus stehenden gefährlichen Backofen wegzuschaffen. Zu dieser Zeit war Friedrich Meyer, Hausmann in Warsow (beinah 60 Jahre alt), Vorsteher der Schorrentiner Kirche.
Pastor Gottfried Priestaff nennt uns im Beichtkinderverzeichnis von 1756 folgende Einwohner in Schorrentin:
"Herr H. Hinrich v. Levetzow
dessen Pächter Otto Lotzow
volle Hausleute:
Johann Schröder
Diederich Benick
Jochim Wolter
Einlieger: 21
Frey - Leute:
Müller (zugleich Krüger)
Holländer
Schäfer
Ziegler
Weber
4 Drescher"
Etwa 1756/57 brannte durch Verwahrlosung das Backhaus des Predigerwitwenhauses ab.
Die Äcker und Wiesen des fürstlichen Amtes lagen auf der Schorrentiner als auch auf der Neukalener Feldmark verstreut zwischen den Besitzungen der Bauern und des Gutsbesitzers von Levetzow. Das führte selbstverständlich immer wieder zu Ärger und Streitigkeiten. In den Jahren vor 1757 war auch in Neukalen der Wunsch nach einer Veränderung mit dem Amt laut geworden, so daß sich eine umfassende Lösung erforderlich machte, die alle befriedigte. Am 7.10.1755 wurde ein Permutationsvertrag zwischen der herzoglichen Domainenkammer und dem Gutsherrn von Levetzow abgeschlossen, der den Tausch von 7 Last Acker auf dem Schönen Kamp gegen den fürstlichen Meierhof vorsah. Die Gebäude des früheren Meierhofes in Schorrentin, in welchen jetzt ein Holländer wohnte, sollten abgebrochen und an dem neuen Ort auf dem Schönen Kamp wieder aufgebaut werden. Der neue Hof sollte ursprünglich "Neu Schorrentin" heißen, man einigte sich dann aber auf die Bezeichnung "Schönenkamp".
Genaue Einzelheiten über den Austausch von Äckern, Wiesen und Weiden zum gegenseitigen Vorteil sind in einem Contract vom 6.7.1756 festgehalten. Als Zeugen von Seiten des Amtes waren zugegen: Stoffer Honerjäger, Friederich Rassmus, Ludwig Krüger, Jacob Schulz und Martin Paepke, alle aus Warsow; als Zeugen des Herrn von Levetzow unterschrieben: Jochim Dieterich Beneke, Johann Schröder und Jürgen Bölkerd aus Schorrentin. Der frühere Meierhof in Schorrentin war zu diesem Zeitpunkt bereits abgerissen.
Am 21.11.1760 wurde durch einen starken Sturm der hölzerne, mit Spöhnen bedeckte Kirchturm umgeweht. Außerdem hatte der Wind an diesem Tag abends um 7 Uhr die am Predigerwitwenhaus angebaute Scheune zum Einsturz gebracht. Diese war schon viele Jahre vorher ohne Dach gewesen. Auch das Predigerwitwenhaus selbst war in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Kirchenvorstand beriet nun über eine Reparatur, bzw. einen Neubau. Die eingepfarrten Dörfer sollten die nötigen Hand- und Spanndienste leisten. Es war die Zeit des 7jährigen Krieges. Geld, Material und Arbeitskräfte waren knapp, und so wurde 1761 nur das Predigerwitwenhaus notdürftig repariert. Der Pastor Priestaff war am 11.5.1761 verstorben. Seine Witwe zog in das ausgebesserte Predigerwitwenhaus. Aus einem Bericht dieser Zeit ist zu entnehmen, daß zuweilen 3 Monate kein Prediger in Schorrentin gepredigt und die Sacra verrichtet hatte. Kirche und Pfarrgebäude verwahrlosten.
Am 16.1.1762 wurden alle Eingepfarrten zur Besprechung der notwendigen Reparaturen und Wiederbesetzung der Pfarre eingeladen. Amtmann Souhr hatte hierzu den Auftrag von der herzoglichen Regierung bekommen. Ausführlich wurden die notwendigen Arbeiten besprochen.
Der neu zugezogene Pastor Wendt beschwerte sich über den mangelhaften Zustand der Pfarrbauten. So schrieb er am 18.6.1762 unter anderem: "Das Küster Haus ist auch in den jämmerlichsten Umständen und muß nothwendig gebauet werden; es ist diesen Winter wieder etwas davon niedergefallen, und bald wird alles über den Haufen liegen".
In den damaligen "unruhigen Zeiten" des 7jährigen Krieges gab es nur notdürftige Reparaturen.
Die drei Kirchenvorsteher Ernst Ebert von Zarmstorff, Christian Tidemann aus Warsow sowie der Küster Carnatz (50 Jahre alt, ins 2. Jahr Vorsteher, ins 12. Jahr Küster) machten sich auch 1762 Gedanken zur Verbesserung der Pfarrbauten. Wir erkennen aus den Aufzeichnungen, daß zur damaligen Zeit folgende Aufteilung der Kirchenfuhren üblich waren:
5 Wagen aus Schorrentin
10 Wagen aus den Lelkendorfer Gütern
2 Wagen von Klein Markow
3 Wagen von Kämmerich
6 Wagen aus Warsow
2 Wagen von Schönkamp
1762 schaffte man es zumindestens, den gefährlichen Backofen des Küsters in der Nähe der Häuser an einen anderen Ort zu verlegen.
Karte der Feldmark
Schorrentin / Schwarzenhof von 1764
"Plan von dem Guthe Schorrentin und Schwartzenhof auf Verordnung gemeinschaftlicher Directorial Commission vermessen in ao 1764 von J. F. Werner und copiiret von J. Francke
Revidirt den 13ten Januar: 1766 A. Fischer, Engelcken. Aus dem Breuillon haben exspeciali Commissione Directorii wir dieses suppliret. Rostock, den 11ten Novbr: 1774. Johann Peter Francke, Secr: Ducal Frieder. Lud: Dresen, Secr: provincial
Collationiret. Rostock den 24ten Martii 1767. JSCahns Calculator JPHoeve Calculator"
"Aufriss und Profiel von einem zu Schorrentien
neü zu erbauenden Kirchenthurme"
Zeichnung von E. W. E. Schuhmacher 1767
Weitere Entwürfe für den Kirchturmbau
in Schorrentin von 1767
1764 berichtete Pastor Wendt, daß das Pfarrhaus im alten Teil reparaturbedürftig sei. Das Predigerwitwenhaus war zwar 1765 etwas repariert worden, aber nicht genug. Die Witwe Priestaff beschwerte sich am 8.2.1766, daß der Amtmann Souhr die notwendigen Bauten, besonders eine kleine Scheune mit Abseite, veranlassen solle.
1767 konnte mit einem Neubau des Kirchturms begonnen werden. Anfangs war geplant, die Glocken aus dem Turm herunterzunehmen und in einen Glockenstuhl auf dem Kirchhof zu hängen. Vom Amtmann Schumacher wurden Zeichnungen zur Gestaltung des neuen Kirchturms angefertigt. Nach ausgiebiger Beratung einigte man sich, und der Zimmermeister Johann Wilhelm Aeder aus Sülz begann mit den Bauarbeiten. 1769 wurde der Kirchturm fertiggestellt. Noch 1913 war der Hahn auf der Kirchturmspitze mit der Jahreszahl 1769 vorhanden.
1768 war das gar nicht so alte Pfarrhaus immer noch in einem schlechten Zustand. Die Eingepfarrten konnten sich nicht einigen, wer welchen Anteil bei den Reparaturen leisten mußte. Angeblich wußten sie es nicht mehr oder wollten es nicht wissen.
Am 7.8.1768 wurde Johann Gottlieb Raddatz Pastor in Schorrentin. Er wandte sich drei Jahre später mit folgender Bitte an den Superintendenten:
"Verzeichniß einiger Höchstnöthigen, und mit wenigen Kosten zu bestreitenden Ausbeßerungen, bey dem hiesigen Pfarr-Hofe. Schorrentin den 27 Juny 1771.
1. Da so gleich bey dem Eintritt auf den hiesigen Pfarr - Hoff durch die Pforte und Thorweg, eine so große Sammlung von Waßer, fast das ganze Jahr hindurch zu finden ist, daß kein Mensch, ohne fast bis an die Waden darin zu gehen, herauß und wieder herab gehen kann, und das viele Waßer bis an die Haus-Thüre reichet, und die vorderste Sohle des Pfarr - Hauses darüber stets naß ist, und im Waßer lieget, so kann diesem Übel mit Erhöhung des Stein - Dammes leicht, und mit wenigen Kosten gäntzlich abgeholfen werden.
2. Die Nordwärts liegende Sohle des Wagen - Schauers, auf hiesigem Pfarr- Hofe hat ein Paar Höltzerne Klötze zu ihrem Fundament, und ist nöthig, daß tüchtige Grund - Steine statt derselben von einem Mauer - Meister untergebracht werden, so kann dem Wagen - Schauer mit sehr wenigem geholfen werden.
3. Die vor 2 Jahren wieder neu aufgerichtete Stallung vor mein Vieh, ist an der vorder - Seite wegen tiefer Erniedrigung des Bodens Jahr aus, Jahr ein, mit so vielem Waßer umfloßen, daß weder Menschen noch Vieh in die Ställe hinein kommen können. Diesem Übel ist dadurch sehr leichte, und mit einem Tagelohn abzuhelfen, wenn vorne ein schmaler Stein - Damm vor die Thüren gemacht wird, wozu die benöthigten Steine schon auf dem Pfarr - Hofe vorhanden sind.
4. Da die vordersten Fenster am alten Pfarrhause nach der Straße und auf dem Hofe so niedrig an der Erdt, und seit vielen Jahren ohne äußerliche Fensterläden sind, als welche ehedem, wie die noch in denen Ständern eingeschlagenen Hacken zeigen, dafür gewesen, dadurch die Vorderstube, ja das ganze Pfarr - Haus, nicht nur allen diebischen Einbrüchen vollkommen ausgesetzt, sondern auch von Menschen und Vieh die Fenster immerzu ruiniret werden, so sind zu Verfertigung neuer Fenster - Laden die Bretter höhern Orts accordiret, schon geschnitten, und hieselbst vorhanden, und dürffen nur von einem Tischler verfertiget werden, so ist auch diesem Übel völlig ein Ende gemacht.
5. Da in dem neuen Pfarrhause die Bodens nur mit Tannenen Balcken belegt sind, so sind die hervorragenden Enden dieser Balcken, von Regen, Schnee und Witterung, meist an der Süden-Seite schon halb verfaulet, und ist die höchste Zeit, daß von außen darüber, von eichenen Brettern kleine Stücken übergenagelt werden, damit die verrotteten Tannenen Balcken dadurch für fernerer Verfaulung beschützet bleiben, welches jezt, da hier an Thurm - Bodens der Zimmer Meister die lezte Hand anlegt, am besten und mit wenigen Kosten geschehen kann.
6. In der Vorderstube des alten Pfarrhauses, ist ein Alcoven angebauet von meinem HErrn Antecessore, er ist aber noch nicht mit Brettern abgekleidet; die Bretter sind nunmehro höchsten Orts dazu Accordiret, geschnitten und vorhanden und könnte in diesen langen und guten Sommer - Tagen von einem Tischler bald abgekleidet werden, damit die in der ohne dem kleinen Stuben stehende Bett-Stelle des Pastoris dahin ein gesetzet werden, und auf vorstehender Commission des HErrn Superintend: Kessler Hochwürden hiedurch eine bequemere Stube und Schlaf-Ort bey mir haben könnten.
Pastor bittet ach so aus nothdringendsten Ursachen gehorsamst, es wollen HErrn Superint: Kessler Hochwürden, und HErrn Raths Neumann Wohlgeb. ihm die gesuchte Erlaubniß geben, diesen, und etwa andern sich noch eräugnenden Mängeln, in dieser Jahres - Zeit bestens abzuhelfen, und hat deswegen dieses Verzeichniß eigenhändig verfertigt, und zu mehrerer Glaubwürdigkeit unterzeichnet.
J G Raddatz
Past: h. l."
Nach dem Tod von Hans Hinrich von Levetzow ist in den Jahren 1768 bis 1780 Christoph Krusemarck im Pfandbesitz des Gutes Schorrentin. 1780 erwarb der Kaufmann Joachim Christian Krull aus Malchin "Schorrentin nebst der Pertinenz Schwarzenhoff aus dem Krusemarckschen Concourse und erhielt selbiges von Euer Herzoglichen Durchlauchten unterm 31. August 1785 für sich und seine lehnsfähige männliche Desedenz“, wie es in der fünf Jahre später ausgestellten Lehnsakte heißt.
Amtmann Souhr aus Neukalen berichtet 1782:
"An die Regierung, NK den 3 May 82
Durchl.
Der Eigenthümer Krull zu Schorrentin hat im v. Herbst einen von seinen zwey gehabten Bauern gelegt als welches ich hiedurch unterth. anzeigen wollen.
Vor ohngefehr 36 Jahren waren in Schorrentin noch 5 Bauern. Der erste davon ward noch vor Errichtung des Erbvergleichs von den vorigen Hans Hinr. von Levetzow gelegt. Der 2t ist, wenn ich nicht irre, im Kriege ausgegangen, und den 3ten hat der vorige Besitzer Krusemarck gelegt.
In tiefster Verehrung bekenne ich mich zu
EHDL unterth. Anzeige
P. G. Souhr
zu Nkalden"
Am 21.4.1784 beschädigte ein Sturm das Kirchendach. Zu dieser Zeit waren drei Glocken vorhanden. Die größte Glocke, "wenigstens 3000 Pfund schwer" und die mittelste Glocke, welche mit 1500 Pfund Gewicht angegeben wurde, hatten im Laufe der Zeit Risse bekommen und keinen guten Klang mehr. Pastor Raddatz bat am 27.4.1784 um eine Reparatur des Kirchendaches und eine Umgießung der Glocken.
Am 21.4.1785 schrieb Pastor Raddatz, "daß heute Morgen gantz unvermuthet ein importanter Schaden geschehen". Der vordere Boden in der vorderen Stube rechter Hand war "mit einem greßlichen Gepraßel" niedergestürzt, aber zum Glück niemand zu Schaden gekommen. Der Schaden wurde zwar schnell behoben, aber es zeigte sich, daß ein neuer Bau des Pfarrhauses unvermeidlich war.
Riß für das neue Pfarrhaus in Schorrentin 1786
Auf der Zeichnung steht rechts oben: "Grund und Seiten Riß zur anbauung eines Prediger Haußes in Schorrentin ist 42 Fuß Lang und 42 Breit ohne Abseite" (42 Fuß = 12,2 m)
Am 16.2.1786 um 11 Uhr traf man sich im Predigerhaus in Schorrentin, um über den Neubau des Predigerhauses zu sprechen:
"Protocollum gehalten im Pfarr Hause zu Schorrentin den 16ten Febrr. 1786, sub Directione
des Herrn Amts Rath Zickermann und in Gegenwart
des Herrn Pastoris Raddatz hieselbst, und der beiden Kirchen Vorsteher nahmens Jochim Schultz und Wessel respee aus Warsow und Lelckendorff.
Der Herr Amts Rath gab ad protocollum: Es sey von Ihro Regierenden Herzogl. Durchl. der unumgängliche nothwendige Bau des vordertheil am hiesigen Pfarr Hause unter dem 5. Decbr. v. J. in Gnaden Genehmiget, und dem Herzogl. Amt Nienkalden zu gleich huldest anbefohlen worden dieserhalb nunmehro mit den Eingepfarreten zusammen zu treten und wegen ihrer Praestandorum das Behufige zu reguliren. Man habe daher von Seiten des Herzogl. Amts dem Hochgedachten gnädigsten Befehl zur unterthänigsten Folge die sämtl. Herrn Eingepfarrete nach der Anlage sub No 1. auf heute anhero geladen, und von seiten des gedachten Herzogl. Amtes er der Herr Amts Rath mit mir subscripto zum Zweck der in Auftrag habenden Regulirung anhero eingefunden.
Von wegen Lelckendorff mit der Pertinens Zarmstorff erschien der Herr Pensionair Otto persöhnlich.
Von wegen Mistorff und dem Bauer Dorfe Gr. Marckow erschien nahmens der verwitweten Frau Pächterin Hilgendorffen deren Schreiber nahmens Monsieur Fabricius.
Von wegen Kleinen Marckow der Pensionarius Herr Engel
Ferner von wegen des Hofes Schorrentin des Herrn Secretairs Held, sein Herr Sohn
Von wegen Schönenkamp der Herr Amtmann Döhn als Conducteur dieses Hofes.
Von wegen Cämerich der Schreiber Mons. Rönfeld nahmens der verwitweten Frau Pensionarin Otten daselbst.
Hierauf zeigte zuforderst der Herr Amts Rath Inhalts des erlaßenen Consocations Schreibens vom 18. d. M. einen jetweden der gegenwärtigen Herrn Eingepfarrten den aus hoher Herzogl. Regierung desfalß ergangenen gnädigsten Auftrags Befehl Originaliter vor.
Sodann eröfnete er Ihnen insgesamt wie der bevorstehende neue Bau nach dem Anschlag 2831 Fuß eichen und 3611 Fuß Tannen Holtz erforderte, imgleichen 116 Stück Bretter, 180 Stück Tannen Latten, und das sonst benöhtigte Spiel, Klehmstacken Holtz Deck Schecht, Weden und Knüppel, auch ausser diesem 11000 Mauer und 100 Dachsteine, welche von der Dörgelinschen Ziegeley zu holen wären, enthielte.
Hienächst machte auch der Herr Amts Rath sämtlichen hier gegenwärtigen Herrn Eingepfarreten bekannt, wie in Ansehung derer ihnen hiebey zukommenden Prastandorum alles vorlängst bey einer auf der hiesigen Pfarre abgehalten Herzogl. Commission von den sämtlicher gegenwärtig gewesenen Herrn Principal Eingepfarreten einmühtigkeit verglichen und zu einer Bestimmung dahin gebracht worden wäre, daß überhaupt zur Zeit 28 Wagens aus der Gemeine in dermaße zusammen gebracht würden, daß
Schorrentin 5 Wagen
die Lelkendorffer Güter 10 Wagen
Kleinen Marckow 2 Wagen
Cämerich 3 Wagen
Warsow 6 Wagen und
Schönkamp 2 Wagen
dazu hergebe, und auf gleichem Fuß auch die Handdienste dabey leisteten. In Absicht auf das Dach hätte eben mäßig ein jeder Eingepfarrete seinen bestimten Antheil auf den alten Hause, und wolte er der Herr Amts Rath zu ihrer Überzeugung ihnen die darüber abgehaltenen protocolle so wie sie ad acta befindlich wären, respee vom 16. Juny 1762 und vom 12. Octobr 1768 hiemit integraliter vorgeleget haben.
Gegenwärtige Herren hatten hiewieder nichts einzuwenden, vielmehr erklährten sie für ihre Persone sich, bis auf den Herrn Pensionair Engel von Klein Marckow, einmüthig bereit, daß ihnen darnach obliegende an Fuhren und Handdienste auch des Dachs völlig zu leisten; nur baten sie sich dieses hiebey aus, daß die Verfügung also getroffen werden möge, daß die Anfuhr des Bauholtzes noch vor der Ackerzeit beschaft werden könne.
Der Herr Pensionair Engel von Marckow declarirte aber wie er für seine Person zur Zeit ohne alle Vollmacht von seinem Herrn Principale dem Herrn Landrath von Levetzow auf Carnitz hauptsächlich aus der Ursache geblieben sey weil derselbe nach Güstrow verreiset gewesen, er wolle in zwischen demselben sofort nach seiner Zuhause Kunft von dem was heute hier ad protocollum verhandelt worden, Nachricht geben, und hoffe gewiß, daß derselbe seiner seits in keinem Stück sich der bisherigen Observanz entgegen legen würde.
Übrigens ward von dem Herrn Amts Rath denen gegenwärtigen Kirchen Vorstehern Suspecialis Commissorii die Auflage gemacht, wie sie von jezt an ihren Pflichten gemäß diesen Neuen Bau vorzüglich zu befördern, mithin auch die Holtz Anweisung und demnächstige Anfuhr desselben bestens zu betreiben auch wenn das zuschneidende Holtz fertig sein würde, der Gemeinde davon die gehörige Anzeige zu machen, folglich überhaupt die Beschleunigung hierunter sich alle rege nach äusserster Möglichkeit angelegen sein zu laßen hätten.
Quibus conclusum. Actum uti supra
in fidem
Georg Christ. Gielow
Amts Registrator"
Vom Amt Dargun wurde ein Riß für das neue Predigerhaus angefertigt und durch die Regierung genehmigt.
Im Mai 1786 wurde das alte Pfarrgehöft von der Gemeinde abgebrochen. Das Holz kaufte der Bäckermeister Burmeister in Neukalen für 22 Rthlr. Es wurde mit dem Neubau des Pfarrhauses begonnen. Alle Eingepfarrten mußten Hand- und Spanndienste leisten. Um Michaelis 1787 war der Bau vollendet.
Als Pächter des Priesterackers wird uns zu dieser Zeit J. C. Busack genannt.
Die Schorrentiner Feldmark
auf der Schmettau - Karte von 1788
"Durchl. pp
Es ist, wie wir zuverlässig erfahren, der ehemalige Klutsche Bauer - Acker zu Schorrentin vor etwa 8 bis 9 Jahren dem Schmiede - Gehöfte daselbst mit beigeleget, und seit daher nie wieder vom Hofe aus bewirthschaftet worden.
Der Schmidt Namens Doll, besitzet also 1 1/2 Bauer - Hufen, wovon er jährlich eine gewiße Pacht an den Hof bezahlen muß.
Auf EHD: gnädigsten Special - Befehl vom 6ten d. M. ermangeln wir nicht, solches hiedurch submissest zu berichten und ersterben in tiefster Ehrfurcht EHD unthgst. treu – gehorsamste
v. Holstein – Zickermann
Amt Dargun
den 27sten Novbr. 1790"
1791 erfolgte eine Reparatur des Turmes und des Kirchendaches.
Im mecklenburgischen Staatskalender von 1791 ist als Besitzer von Schorrentin und Schwarzenhof Joachim Christian Krull und die Größe der steuerpflichtigen Hälfte des Gutes mit 1804,25 ganze und 32theile Scheffel angegeben.
J. C. Krull schrieb am 25.6.1791 an den Herzog:
"In einem Vergleich, den die vormaligen Besitzer Gevettern von Levetzow zu Schorrentin und Lelckendorff untern 22ten Marty 1735 wegen verschiedener Grentz - Irrungen abgeschlossen, ist dem Ersterem ..., vorbehalten, in der Kirche zu Schorrentin nach Gefallen, über den kleinen Mistorffer Stuhl, gegen – c. e. seitwerts – dem Altar ein Chor bauen zu dürfen. Da dis Guth nach Absterben des damaligen Besitzers, seit manchen Jahren unbewohnt geblieben, der herrschaftliche hieher gehörige Stuhl aber der Art ist, daß er nur 3 bis 4 Personen fassen kann, es also an Raum fehlet; so muß ich von der Befugnis nunmehr Gebrauch machen.
Der Zugang zu demselben kann indes nicht anders angebracht werden, als daß das eine hinter dem Altar belegene Fenster vergehe, welches ohne Nachteil des Lichts zu entbehren ist.
Ich bitte daher untertänigst, nach geforderten eventuellen Erachten des Pastoris loci, hierzu den Consens gnädigst zu erteilen.
Wogegen devotest ersterbe
Ew: Herzogl: Durchl:
untertänigster
J. C. Krull
Schorrentin den 18ten Juny 1791"
Pastor Raddatz schrieb am 31.Dez. 1791 an den Herzog:
"Der Eigenthümer von Schorrentin, Herr Krull sen., hat auf Ewr. Herzogl. Durchlaucht ihm unterm 6sten Octobr. d. J. gnädigst ertheilte Erlaubniß ein schönes Chor in der hiesigen Kirche nahe am Altar erbauet, und wird an seinen übrigen Kirchenstühlen noch manche ansehnliche Auszierungen und Verbeßerungen vornehmen. Er ist aber auch aus eigener edelmüthiger Gesinnung und rühml. Milde schlüßig geworden, nunmehro auch unverzüglich zur Zierde dieser Kirche, Statt des alten, einen ganz neuen Altar auf eben der Stelle, nach einer beßeren Einrichtung und Modell bauen zu lassen, wovon er mir den hiebei unterthänigst angeschloßenen Abriß, den das Original noch übertreffen soll, vorläufig communiciret hat; davon ich auch bereits dem Herrn Superintendent, Friederich, Nachricht gegeben, der darüber sein Wohlgefallen bezeüget, und, so viel an ihm ist, dazu seine Einwilligung sehr gerne gegeben hat. Wenn aber zu diesem so guten Vorhaben und Werck des gedachten Herrn Krull Ew. Herzogl. Durchlaucht, als alleinigen und höchsten Patroni dieser ganz armen Kirche, Vorwißen und gnädigste Bewilligung für unumgängl. nöthig allerdings befunden wird; So habe meiner Amtspflicht zu Folge Höchst Denenselben hievon nicht nur die unterthänigste Anzeige hiemit machen, sondern auch um Höchst deroselben gnädigste Bewilligung hiezu submissest bitten wollen.
Unter Getröstung huldreichester Resolution bekenne mich Ehrfurchtsvoll
Ew. Herzogl. Durchlaucht!"
Zeichnung von Joachim Christian Krull
für einen neuen Altar, 4.1.1792
1792 übergab Vater Krull das Gut an seinen Sohn Joachim Christian Krull. Dieser war verheiratet mit Sophie Margarete Viereck aus Güstrow.
Das Prediger Witwenhaus war 1792 so schadhaft, daß ein neues gebaut werden sollte:
"Pro Memoria
Die ganze Schorrentinsche Gemeine, welche aus 2 Hochfürstl. Höfen und dazu gehörigen 2 Domanial - Dörfern, und aus 5 adelichen Höfen, und 6 dazu gehörenden Dörfern besteht, muß nach alter Observanz zu allen hiesigen geistl. Bauten mit Spann- und Handdiensten concurieren, und hats bis dato auch unweigerl. gethan, nur das hier befindliche alte Prediger - Wittwen - Haus cum omni pertinentiis allein aus genommen, als wozu die Gemeine aller vorgedachten Höfe und Dörfer von Anfang her bis diese Zeit nicht das mindeste contribuiret hat, der Grund hievon ist in folgende Nachricht zu finden.
In dem Jahre nach Christi Geburt 1676 ist, laut dem alten Kirchenbuch hier Einer, mit Namen Johannes Röhl zum Prediger erwählet und intraduriret worden. Derselbe ist während seiner Amts - Führung vom Schlage, der seine Zunge mit betroffen, gerührt, und dadurch zu fernerer Amts - Verrichtung untüchtig gemacht worden. Er hat einen Adiuncten bekommen. Nur gedachter Pastor emeritus hat darauf bey Serenissimo suppliciret, daß für ihn und die Seinigen ein besonderes Wohnhaus auf der Pfarre Grund und Boden möchte erbauet werden, darinnen er seine übrige Lebenszeit in Ruhe zubringen könnte, weil er wohl vermuthlich in dem damaligen Pfarrhause keinen bequemen Aufenthalt mehr haben können. Zu diesem besondern Prediger Hausbau haben Serenissimus zwar gnädigst consestiret, die Gemeine aber hat sich geweigert, daran mit zu wirken, weil schon ein Pfarrhaus verhanden, daran, wie an den übrigen geistl. Gebäuden, als Kirche, Thurm und Küsterey, sie ihre Spann- und Handdienste zu verrichten, und jeder seine Antheile dabey zu erhalten habe, und hat sich also mit jenem neuen Bau kein neues Onus wollen auflegen lassen. Weil das Kirchen - Aerarium Mangel an Gelde gehabt, so hat Pastor emeritus den baaren Vorschuß dazu ex propriis hergegeben, dessen Wiederbezahlung ihm zwar versprochen, aber nie geleistet worden. Also ist dies nunmehro allenthalben den Einfall drohende Haus seiner ersten Bestimmung nach ein 2tes Predigerhaus. Nach Pastoris emeriti Tode haben die jedesmaligen hiesigen Prediger - Wittwen darin ihre Wohnung gehabt. Die daran befindliche Scheure nebst Ställen ist erst zu meiner Amtszeit, auch ohne Beyhülfe der Gemeine, von einer dazu gesammleten Landescollecte erbauet worden.
Da nun also dies Quaest: Haus von Anfang her kein Prediger Wittwen Haus gewesen und hier niemals ein eigentliches Wittwen - Haus sich gefunden: so nehmen daher die Eingepfarrten adelichen Guths - Herrschaften hievon ihren gegenwärtigen Weigerungs Grund her, zu einem nunmehro für Prediger Wittwen und Waisen nothwendig und eigentlich zu erbauenden Hause zu concuriren, gründen sich angebl. darauf, daß es hier bisher nicht observanzmäßig, und daß sie an dem verhandenen alten nie das geringste gethan.
Dieses habe hiemit nachrichtl. melden wollen. Schorrentin den 18ten Xbr 1792.
Concordare Vide J. G. Raddatz
ego d. Z. Pastor hieselbst.
G C Gielow
Amts Regist."
Man muß sich wohl einig geworden sein, denn der Neubau des Predigerwitwenhauses wurde in Angriff genommen. Am 18.4.1797 berichtete Pastor Raddatz: "Das alte Haus ist von den 2 Witwen, die den Winter über darin noch gewohnet, bereits gestern geräumet". Der Abriß des alten Hauses begann. Die Steine zum Neubau kamen aus der Alten Pannekower Ziegelei. Im Juni 1798 war der Bau fertig. Bereits 1802 waren aber schon wieder kleine Reparaturen fällig.
1799 bat der Küster Schmeisser um Reparatur seines alten Brunnens, die aber erst im Jahre 1811 ausgeführt wurde. 1800 erfolgte eine Reparatur des Turmdaches und des Kirchenbodens. Die Kosten dafür wurden z. T. aus einer Kollekte gedeckt. Die Eingepfarrten mußten Hand- und Spanndienste leisten. Das Holz kam aus der herzoglichen Waldung. Die restlichen Kosten beglich der Herzog. 1804 wurde eine alte geborstene Glocke abgenommen und umgegossen.
Da die alte Pfarrscheune schon sehr schlecht war, forderte Pastor Raddatz 1804 den Bau einer neuen Scheune. Am 14.3.1805 begann man mit dem Abriß. 1806 wurde die neue Scheune fertiggestellt. Bis zu diesem Jahr leisteten die eingepfarrten Dörfer noch Hand- und Spanndienste für kirchliche Bauten und Reparaturen, später ging man immer mehr zur Gabe von Geldbeiträgen über.
1806 bat Pastor Raddatz um den Bau neuer Viehställe. Sie wurden dann 1808 durch den Zimmermeister Gesche aus Neukalen neu erbaut.
Aus der Franzosenzeit sind uns keine Einzelheiten überliefert. Es gab aber auch in Schorrentin mehrere Einquartierungen von französischen und preußischen Truppen.
1810 erfolgte eine Reparatur des Kirchturmes und des Pfarrhauses.
1811 war der Kirchturm schon wieder beschädigt. Pastor Böhmer sprach sich dafür aus, den Turm ganz abzutragen oder die Turmspitze in "abgestumpfter" Form neu aufzubauen. Er befürchtete, wie in den letzten Jahren mehrmals geschehen, daß der städtisch wirkende Turm immer wieder fremde Heerscharen zum Unglück der armen Dorfbewohner anlocken würde. Nach einer Stellungnahme des Landbaumeisters Brandt vom 20.2. 1812 war aber eine Reparatur vollkommen ausreichend: "Der Thurm zu Schorrentin ist erst im Jahre 1769 und zwar sehr solide erbauet. Der innere Verband, welcher größtentheils aus starkem eichenen Holze besteht, ist noch von sehr guter Beschaffenheit, und die wenigen Beschädigungen an demselben, die durch Vernachläßigung des Spohndaches verursacht sind, findet man nur in den Steifbalken und Sparren des äußern Dachwerks. Dieser Verband ist sehr leicht vollkommen wieder herzustellen..."
Landbaumeister Brandt unterbreitete mehrere Vorschläge zur Gestaltung des Kirchturmes. 1813 erfolgte dann nach mehreren Beratungen eine geringfügige Verkürzung des Turmes. Das alte Spohndach wurde abgenommen und ein Steindach aufgelegt.
Die alte Scheune auf dem Pfarrhof
(Aufnahme von 1978)