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   Vollständige Wiedergabe des Beitrages aus dem „Öffentlichen Anzeiger für die Ämter Dargun, Gnoien, Neukalen":

 

 

Was bedeutet der Name Schorrentin?

 

   In dem Jahrbuche 1881 des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde findet sich ein Aufsatz über die slawischen Orts­namen in unserem Lande, der höchst wünschenswerte und darum allge­mein willkommene Aufschlüsse bringt. Die bisherige Behandlung des Gegenstandes war eine bruchstückartige, prinziplose und unterschied sich wenig von der Weise des deutschen Handwerksgesellen, der in Frankreich arbeitet und gelegentlich einige französische Brocken aufnimmt. Der Verfasser bringt Klarheit, Ordnung und Sicherheit in die Angelegenheit, indem er zuerst auf Grund philologischer Studien die Gesetze für die Bildung slawischer Ortsnamen entwickelt und so­dann nach den gefundenen Regeln die Namen deutet. Den wissenschaft­lichen Wert der Arbeit wird wohl kein Mecklenburger beurteilen kön­nen, wenigstens kenne ich keinen. Nach meiner Meinung werden wir al­le am besten tun, wenn wir die Gabe mit Freude annehmen und als gute Mecklenburger dem Verfasser für die Aufschlüsse danken, die er uns über unsere Heimat gegeben hat.

 

   Können wir nun die Arbeit nicht beurteilen, so können wir doch die Resultate verwenden. Bei solcher Gelegenheit aber kommen mir wohl allerlei Bedenken, die ich nicht zu überwinden vermag. Wenn z. B. fast sämtliche Ortsnamen aus dem Slawischen erklärt werden, so kommt mir die Frage: sollten sich wirklich aus der frühern Germanenzeit gar keine Namen in die Slawenzeit hinein gerettet haben, wäh­rend doch aus der Slawenzeit die große Zahl von Namen sich bis in unsere Zeit hinein gehalten hat? Ich könnte mehrere ähnliche Fragen aufwerfen. Aber es kommt mir heute nur darauf an, eine Einzelheit zur Sprache zu bringen, den Namen "Schorrentin“. Nach den aufge­stellten Regeln weisen die Ortsnamen auf -in auf den Gründer oder Besitzer hin, haben also Ähnlichkeit mit den deutschen Namen "Lud­wigsdorf“, "Carlstal“ usw. Demnach bedeutet Schorrentin etwa "Ort des Skorenta“, Schalentin "Ort des Skalenta“, Zarrentin "Ort des Zarnenta“ usw. Mit dieser Deutung aber komme ich bei "Schorrentin“ ins Gedränge. Ich will die Örtlichkeit genau beschreiben, damit der Leser selbst urteilen kann. Zwischen Schorrentin einer-, Lelkendorf, Sarmstorf und Cleverhof anderer Seits liegt ein Wiesental, das in seiner ganzen Länge von einem Bache durchflossen wird. Der Bach kommt aus dem Granzower See, fließt bei Lüchow, Rey, Cleverhof, Sarmstorf vorbei und tritt bei letzterem Orte in das Wiesental. Beim Austritt aus demselben wendet er sich nach N.O., beschreibt einen ziemlich umfangreichen Halbkreis und fließt dann durch Schönkamper und Lelkendorfer Gebiet der Neukalener Peene zu. Innerhalb des Halb­kreises befinden sich drei Örtlichkeiten, die bemerkt sein wollen.

   a)    am Rande der Wiese liegen zwei künstlich aufgeworfene, mit Gräben umgebene halbkugelförmige Höhen, die der Volksmund hier "Schloß­berge“ nennt. Das Schloß sitzt bei den Leuten so fest, daß selbst die in der Nähe jener Hügel wachsende Trollblume (Trollius euro­paeus) von den Schorrentinern "Schloßblume“ genannt wird. Die beiden Gräben um den Hügel berühren sich und gewinnen dadurch die Form einer 8. (Jetzt ist einer der Hügel abgetragen.)

   b)    in der Nähe des Schloßberges, aber nicht in der Wiese, sondern auf dem Festlande liegt eine Stelle, die im Volksmunde "Plüggen­schneider“ heißt, auf der Directorial-Charte als "Wendisch-Schor­rentin“ bezeichnet ist.

   c)    Dicht neben dem Plüggenschneider, aber wieder auf wiesigem Grunde liegt ein kleines Gehölz, die Buschkoppel genannt, an welchem vorbei ein künstlich aufgeworfener Damm durch die Wiese führt und die Verbindung von Schorrentin und Lelkendorf ermöglicht. Ich vermute, es ist ein Werk der Dargunschen Cisterzienser, welche sich einen Weg schufen, um die zum Bau ihres Klosters nötigen Backsteine aus Küsserow anfahren zu können. (? D. Redaction.)

 

   Dies sind die Örtlichkeiten, welche der Halbkreis umschließt. Jetzt ist der Bach grade gelegt und die Ausbiegung zugeackert. Auf der Directorial-Charte aber steht der ursprüngliche Lauf noch ver­zeichnet und im Acker ist das alte Bett noch deutlich sichtbar.

 

   Weiter merke ich noch an, daß sich auf dem Cleverhöfer Felde zwi­schen Sarmstorf und dem Rosengarten ein Gehölz befand, das sich an den Bach lehnte und zur Großherzoglichen Forst gehörte. Vor 30 und einigen Jahren ist es abgeholzt.

 

   Nun komme ich auf mein Bedenken: der bezeichnete Bach heißt bis heute "Schorenbach“, das Cleverhöfer Holz heißt "Schorenholz“, die Niederlassung auf dem Plüggenschneider "Schorentin“ (Schorendorf), also wohl auch die Burg "Schorenburg“. Dies alles scheint für einen Unkundigen mehr auf "Schora“ als auf "Schorenta“ hinzuweisen. Dazu kann ich nicht fassen, wie der ganze von Granzow bis Lelkendorf durch mehrere Herrn Land fließende Bach, so wie das Cleverhöfer Holz nach dem Besitzer des Dorfes an der Buschkoppel genannt werden konn­te. Bisher hatte ich mich auf den Codex Pomeraniae von Hasselbach usw. verlassen, welcher I.S. 245 behauptet, daß Schorrentin von Skora, Haut, Rinde herkomme und sich dafür auf den mährischen Ort Skorotjn beruft, den die dortigen Deutschen "Gurtendorf“ nennen. Jetzt aber ist mir wieder zweifelhaft geworden, was "Schorrentin“ bedeutet. Ist es "Schorentashof“ oder ist es "Gurtendorf“?

 

   Bem. der Red. Der Name kommt zuerst vor 1216 in den Formen: Sco­rintin und Zcorrentin.“