Zur Geschichte des Sports in Neukalen (4)
Mario Heinzel
Turnen
Turnen gilt als erste vereins- und schulmäßig durchgeführte Sportart in Deutschland. Turnvater Friedrich Ludwig Jahn, auch in unserer Stadt in einem Straßennamen verewigt, war Begründer dieser Bewegung. Was als militärische Ausbildung der Preußen gegen Napoleon begann, wurde zur Volkssportart Nr. 1. Das Turnen, heute auch Gymnastik genannt, war und ist eigentlich die Grundlage fast jeder körperlichen Sportart.
Die Spuren des Turnsportes in Neukalen gehen zurück in das Jahr 1863 und zwar mit der Einstellung von Turnlehrer Johannes Reinke als Turnlehrer in der neu entstandenen Schule. Der Turnunterricht wurde nur im Sommerhalbjahr für Knaben durchgeführt. Die Teilnahme war freiwillig und kostete 16 Schilling. Das Turnen fand entweder im Gartsbruch auf dem so genannten „Turnerplatz“ oder auf dem Schulhof statt. Dort standen diverse Sportgeräte.
In der Folgezeit gab es mehrere Turnvereine, über deren Entwicklung bereits in einem früheren Heft geschrieben wurde. Größter Sportverein war 1926 die „deutsche Turnerschaft, Männer-Turn- und Sportverein Neukalen i.M.“, welcher die Tradition des 1892 gegründeten Männer-Turn-Vereins fortführte. Er hatte 1927 etwa 130 Mitglieder und turnte in 8 Riegen. Zum Verein gehörte auch Kurt Albrecht. Er wurde zum Turnvater Neukalens in der Nachkriegszeit. Nachdem sich die Wogen des Krieges gelegt hatten, begann er wieder mit dem Aufbau einer Turnerriege in Neukalen. Als Besitzer einer kleinen Lackiererei war er immer eng verbunden mit dem Geschehen in der Stadt. Und das war in allen Belangen des damaligen Lebens von Vorteil. Mit der Gründung der BSG Traktor Lelkendorf 1950 fand sein Sport auch einen Verein. Auch in der Schule bekam er Unterstützung. Junge Sportlehrer standen ihm hilfreich zur Seite. Joachim Zidorn und Dieter Siebert, beide selbst vorzügliche Turner, waren bei der Vielzahl der turnbegeisterten Kinder auch von Nöten.
Schulsportgruppe 1951
Ganz links: Lehrer Dieter Siebert; obere Reihe von links: Rudolf Palesch, Heinz Niepel, Richard Wittenburg, Günter Hirsch, Helmut Fischer, Josef Wagner, Walter Schnürer, Manfred Pawlowski, Hartwig Krüger, Burkhard Flach; untere Reihe von links: Wilfried Reis, Uwe Zingelmann, Ladislaus Palesch, Dieter Schneider, Josef Tonhäuser, Benno Bliesener, Erwin Tonhäuser, ? Golz, Emmerich Tonhäuser
Turner 1952
Von links: Horst Schelän, Eberhard Zingelmann, Klaus Möller, Werner Sänger, Kurt Albrecht
Turner 1952
Hintere Reihe von links: Ingrid Jürß, Herbert Kranich, ? Koch, Hildegard Talke, Lore Warnitz, Anneliese Kurschuß, Klaus Möller, Werner Sänger, Eberhard Zingelmann, Fritz Möller, S. Kirschner, - ? - , Horst Schelän, Kurt Albrecht
Vordere Reihe von links: Wilma Brandt, Manfred Pawlowski, Josef Tonhäuser, Dieter Albrecht, Heinz Küter, Wilfried Reis, Lore Sturm
Neukalener Turnerriege in Teterow, 6.3.1954,
2. von rechts: Joachim Zidorn,
4. von rechts: Kurt Albrecht
Joachim Zidorn, 1954
Kurt Albrecht, Abgang vom Barren, 1954
In den Anfangsjahren war es ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Handball, Leichtathletik, Fußball und Turnen. Doch je höher die Spielklasse der Fußballer, desto mehr wurden die anderen Sportarten in dieser Zeit an den Rand gedrückt. Das hatte Kurt Albrecht oft nicht verstanden und so gab es manches Streitgespräch mit dem Vorstand. Sei es wegen neuer Geräte oder Fahrten zu Wettkämpfen. Irgendwann aber, Anfang der sechziger Jahre ungefähr, ließ er die Ringe für immer los und überließ die Turnerschaft seinen Nachfolgern Herrn Dominka und Frau Schössow. Gerade Anneliese Schössow versuchte den Laden noch einigermaßen zusammen zu halten. Bei den Jungs gelang es nicht mehr, da nun auch noch das Gewichtheben groß aufkam, aber bei den Mädchen und jungen Frauen hatte sie Erfolg. Mit der später hinzu kommenden Frau Salewski wurde jene Sportgruppe gegründet, die noch heute ihren Fortbestand beim TuS Neukalen hat und der wir in einem späteren Beitrag mehr Aufmerksamkeit schenken werden.
In den Jahren, wo Kurt die Sportgruppe geleitet hat, haben viele bei ihm das 1x1 der körperlichen Bewegung gelernt. So mancher seiner Schüler kam mit guten Plätzen von Kreismeisterschaften zurück. Besonders schwärmen Zeitgenossen von den Turnübungen eines Eberhard Zingelmanns, eines Horst Scheläns oder eines Werner Sängers. Einige holten sich das sportliche Rüstzeug für ihre „Fußball-Karrieren“. Seine korrekte, fast militärische, Lebensart und Trainingsmethodik gab den Jungs und Mädels auch so manche Erkenntnis für das Leben mit.
Seine Tochter Margarete bekam das sportliche Talent vererbt. Ein sportlich vielseitiges und auch schlaues Mädchen. Kurt schickte sie zur Sportschule nach Güstrow. Dort lernte und erlebte sie auch viel. Pfingsten 1954 war sie mit ihren Mitschülern beim 2. Deutschlandtreffen in Berlin. Nur 8 Wochen später ging es nach Leipzig. Hier fand das erste „Deutsches Turn- und Sportfest“ statt. Und hier traf sie viele Bekannte. Neben ihrem Vater, und einigen seiner Schützlinge aus Neukalen, traf sie in Leipzig auch Hugo Meilke. Jener Hugo Meilke, der wenig später das Gewichtheben in unsere kleine Stadt brachte. Zu diesem Zeitpunkt lernt er noch bei der MTS in Lelkendorf. Sportlich gewann er ein Hans-Beimler-Turnier nach dem anderen, spielte bei den Junioren der BSG Traktor Lelkendorf Fußball und turnte für Traktor Altkalen. Deren Turnhalle war die Scheune von Fredy Preuß, dem Müller von Altkalen. Von seinem großen Talent zeugen einig Bilder aus dieser Zeit. Während seiner Armeezeit war er Turner bei der ASK Vorwärts Neubrandenburg und den weiteren Werdegang kennt der Leser ja noch aus dem Vorjahr. Diese beiden Sporteleven unseres Vereines trafen sich in der großen Stadt Leipzig. Der eine war „Hunderterführer“, die andere „Fünfzigerführer“. Ein großes Erlebnis. Von Margarete existieren noch einige Schnappschüsse mit ihren Studenten.
Auch das 2. und 3. Sportfest fand nicht ohne Neukalener Beteiligung statt. Namen wie zum Beispiel Anneliese Schössow, Hartwig Krüger oder Josef Tonhäuser stehen in den Teilnehmerlisten.
Margarete Albrecht im Kreise ihrer Mitstudenten in Leipzig 1954 (2. von rechts)
Teilnehmerkarte am 1. Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig vom 18. - 22. August 1954 für Margarete Strempel
Margarete Albrecht im Kreise ihrer Mitstudenten in Leipzig, 1954
Teilnehmerkarte für Margarete Albrecht
Hugo Meilke beim ASK Neubrandenburg, 1955 (rechts)
Hugo Meilke in Altkalen, 1956
SSG Neukalen
In unserer Reise über die Sportgeschichte Neukalens widmen wir uns in diesem Artikel einer wenig bekannten Episode. Hierzu gehen wir zurück in das Jahr 1961. Bekannter weise liefen zur damaligen Zeit alle größeren sportlichen Aktivitäten über die BSG Traktor Lelkendorf. Das lief im Erwachsenenbereich völlig problemlos, nur im Nachwuchsbereich gab es wohl Handlungsbedarf. Die Schüler gingen vormittags im Kreis Malchin zur Schule und nachmittags trainierten sie für einen Verein aus dem Kreis Teterow. Das trieb damals wie heute Sorgenfalten auf die Stirn so mancher Verwaltungsangestellten. So kam es Ende 1961 bei einer Sitzung des Elternbeirates der Neukalener Schule, zum Thema Schulsport, zur Idee etwas Eigenes zu gründen. Der Antrag fand mehr als offene Ohren bei der Schulleitung. Namentlich beim Direktor Herrn Steinberg und beim Sportlehrer Herrn Dominka. Werner Becker, Mitglied des Beirates, wurde mit der Organisation beauftragt. Werner war zwar nie selber sportlich aktiv, aber schon lange passives Mitglied von Traktor Lelkendorf. Das organisatorische war bei ihm in guten Händen. Herr Steinberg sorgte für die finanzielle Unterstützung durch die Schule. Herr Dominka gab sportpädagogische Hinweise. Die Gespräche mit der Stadt in Person von Bürgermeister Boeck waren auch positiv. Das wichtigste waren aber die Gespräche mit den Verantwortlichen von Lelkendorf. Ernst Fiedler, Erwin Henke, Siegfried Sabeike und Norbert Merz, die vier Weisen der damaligen Zeit gaben aber ihr einstimmiges OKAY zur Übernahme der Schülermannschaften.
So entstand am 01.01.1962 die SSG Neukalen ( Schulsportgemeinschaft ). Diese konzentrierte sich hauptsächlich auf den Bereich Fußball. Später kamen auch noch Handball und Leichtathletik dazu, zumal das Turnen sich, nach der „Aufgabe“ von Kurt Albrecht, nur noch auf den Schul- und Feierabendsport konzentrierte. Gleiches kann zu den Sportarten Handball und Leichtathletik gesagt werden. Hier leisteten die Sportlehrer um Herrn Dominka gute Arbeit, aber nach der Schule war eben Schluß. Das Gewichtheben war zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen, und so war Fußball zu mindestens bei den Jungs die Nummer 1.
Hauptaugenmerk galt hier der Schülermannschaft. Die Burschen waren 12 bis 13 Jahre alt. Unter ihnen waren, laut Zitat von Fußballchef Sabeike, einige sehr gute Talente. Zum Beispiel die Schnürer Brüder, Hermann Ullrich oder Horst Kohnke. Wie Recht er damals hatte, weiß wohl nicht nur der fachkundige Leser.
Das war, natürlich aus sportlicher Sicht gesehen, zuviel für Werner Becker. Er übernahm lieber den Posten des Mannschaftsleiters. Das Training mit den Jungs leitete Roland Volkmann. Nicht nur ein guter Fußballer, sondern auch figurmäßig eine richtige Respektperson. Da der Zulauf zur Mannschaft sich vergrößerte, reichte ein Trainer nicht mehr. Erst half ihm Heinz Werner und später kam auch der unverwüstliche Erwin Henke dazu.
Durch die Umschreibung der Mannschaft über Kreisgrenzen hinweg, gab es im ersten Halbjahr noch einige Schwierigkeiten mit dem Spielbetrieb. Doch davon ließen sich die Jungs nicht beirren, sie wollten einfach nur Fußball spielen.
Der sportliche Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten. Schon im ersten Jahr gewannen sie das MTS Bereichsturnier in Klenz. Am 27.10.1962 wurde die SSG Neukalen in Malchin Kreismeister. Über weitere Details schrieb Werner Becker im Januar 1963 folgenden Artikel in der „Freien Erde“:
„EINE EROLGREICHE SCHÜLERMANNSCHAFT
Die Schülermannschaft von der BSG Lelkendorf wurde am 01.01.1962 von der SSG Neukalen übernommen. Durch diese Umstellung verlor die Mannschaft die Teilnahme an den Punktspielen im Kreis Teterow. Trotz Versprechungen eines Vertreters vom DTSB Teterow, daß der Mannschaft keine Nachteile entstehen würden, durfte die Mannschaft an der 2. Serie nur als Gastmannschaft teilnehmen. Die Schülermannschaft spielte gegen folgende Mannschaften: Teterow 1, Wokern, Sührkow. Alle Spiele wurden in der 1. und 2. Serie gewonnen. Am 2. und 3. 06.1962 nahm die Mannschaft am Pioniertreffen in Teterow teil und übernachtete in der Sportschule Teterow. Es wurde der 4. Platz erkämpft.
Ein Schülerturnier wurde am 2. Pfingstfeiertag von der SSG Neukalen mit 7 Mannschaften durchgeführt. Durch die gute Unterstützung der Schulleitung wurde erreicht, daß ein Mittagessen verabreicht werden konnte. Die SSG Neukalen belegte den 3. Platz. Die ersten 3 Mannschaften erhielten Pokal und Urkunden. Beim MTS Bereichsturnier in Klenz wurde der 1. Platz und somit Pokal und Urkunde erkämpft.
Zum Kindertag wurde innerhalb der SSG ein Klassenturnier ausgeschrieben und ein Wanderpokal gestiftet. Als erste Klasse errang die 8 b den Pokal.
Beim Kreispioniertreffen in Stavenhagen nahm die SSG Neukalen mit 4 Kleinfeldmannschaften im Fußball und zum ersten Mal mit der Mädchenhandballmannschaft teil. Es wurde durch die 2. Mannschaft der 2. Platz belegt.
Am 14.10.1962 begannen die Vorrundenspiele um den Wanderpokal „Ernst Thälmann“ im Kreise Malchin. Hierbei errang die SSG Neukalen den Staffelsieg im MTS Bereich Dargun.
Die Endspiele der 4 Staffelsieger waren am 27.10.1962 in Malchin, wobei die SSG Neukalen den Sieg errang und somit Kreismeister und Besitzer des Wanderpokals für ein Jahr wurde.
Leider weiß die SSG Neukalen bis heute noch nicht, wie Wanderpokal und Urkunde aussehen. Durch Rücksprache mit dem Veranstalter (KFA Malchin und Kreisleitung der Pionierorganisation) wurde nichts erreicht. Wenn so die Arbeit des KFA Malchins aussieht, wundert es nicht, daß im Kreise Malchin bisher keine Punktspiele im Schülerfußball stattfanden.
Im November wurde in Demmin an einem Sichtungsturnier für die Bezirksauswahl teilgenommen. Am 28.12.1962 fuhr die SSG Neukalen als Kreismeister des Kreises Malchin zum Turnier nach Demmin zur Ermittlung des Bezirksmeisters. An einigen spielfreien Sonntagen wurden noch Freundschaftsspiele ausgetragen.
Diese Erfolge konnten nur durch die gute gemeinsame Arbeit zwischen der Schule und den ehrenamtlichen Betreuern, Sportfreund Volkmann und neuerdings Sportfreund Henke, errungen werden.
Trotz einiger Schwierigkeiten in der Bereitstellung eines Fahrzeuges für die SSG Neukalen gilt der Dank der MTS Lelkendorf für die geleistete Unterstützung. Unser Dank gilt auch den Stadtvätern, die in den vergangenen Jahren dafür gesorgt haben, daß der Sportplatz instand gehalten, die Turnhalle den heutigen Erfordernissen entsprechend hergerichtet und im Gartsbruch ein beleuchteter Trainingsplatz geschaffen wurde. Die Bitte aller Freunde des Sports geht nun dahin, daß sich unser Rat der Stadt auch für die Zukunft mit demselben Elan der Lösung weiterer Aufgaben widmet. Wir denken besonders daran, daß der Rat seine ganze Autorität bei der Schaffung einer festen Turnhallenordnung geltend macht, damit das wertvolle Volkseigentum pfleglich behandelt, daß nun endgültig mit der Schaffung einer leichtathletischen Sportanlage in der Nähe der Schule begonnen und daß die Einrichtung einer entsprechenden Freibadgelegenheit für alle Bedürfnisse nicht aus dem Auge verloren wird.
SSG Neukalen
Sektion Fußball, W. Becker“
Mit diesem Beitrag ist ihm ein guter Jahresrückblick gelungen. Da bleibt uns eigentlich nur die eine oder andere Geschichte am Rande.
Auch die Pastoren hatten ihre „himmlischen“ Finger am Jugendfußball. Da war Pastor Beencken, das sportbegeisterte Oberhaupt der evangelischen Kirche. Er war jahrelang Vorstandsmitglied bei der BSG Traktor Lelkendorf, bald sogar 1. Vorsitzender geworden. Doch das ist eine andere Geschichte. Hier geht es um seine Söhne Fridjof und Wilbrot, sowie deren evangelischen Mitspielern. Die Jungs mußten sich stets persönlich abmelden, sollte wegen eines Fußballspieles irgendeine kirchliche Aktivität nicht besucht werden. Daß diese später nachgeholt werden, ist selbstverständlich. Wenn Fridjof um 14:00 Uhr ein Spiel auf dem Sportplatz an den Judentannen hatte, ließ ihn sein Vater so manches Mal erst um 13:40 Uhr aus dem Haus. Dann ging es aber ab. Besseres Aufwärmtraining ging eigentlich nicht. Der gute Pastor verstand eben was vom Sport, und auch er stand um 14:00 Uhr am Platz und feuerte seinen Sohn an.
Sein katholischer Amtbruder war aus Kindersicht noch einen „Zacken schärfer“. Bei ihm hieß es erst Kirche, dann Sport und das ohne wenn und aber. Eine zu respektierende Meinung, zumal er ansonsten die sportlichen Interessen seiner „Gläubigen“ unterstützte.
Friedensfahrt
1963 erlebten die Jungen der SSG Neukalen einen besonderen Höhepunkt in ihrem Leben. Die große Friedensfahrt führte dicht an ihrem Heimatort vorbei. Bei der damaligen Begeisterung für Radsport, ausgelöst durch die lebenden Legenden Gustav-Adolf Schur und Bernhard Winkler. Beide Weltmeister für die kleine DDR. Diese „Helden der Strasse“ einmal live zu sehen war damals ein Wunsch fast aller Kinder.
Nur zu ärgerlich, daß die SSG Neukalen an diesem Tag ein Schülerturnier in Stavenhagen hatte. Das ging selbstverständlich vor. Und die Jungs bekamen die Köpfe frei und schlugen sich prächtig. Am Ende wurde ein 2. Platz belegt. Nach der Siegerehrung und dem Umkleiden saßen die Spieler abgekämpft im Aufbaubus der MTS. Da brachte Werner Becker eine sehr erfreuliche Nachricht. „Das Turnier war rechtzeitig zu Ende und es ist genug Sprit im Tank. Wir versuchen noch die Friedensfahrer zu sehen.“ Der „Kurs des Friedens“ führte über Demmin, Dargun, Gnoien nach Rostock. In die Städte wollte Werner mit den vielen Jungs nicht fahren. Dort war es zu voll, und er hätte mit Roland Schwierigkeiten den Überblick zu bewahren. So entschieden sie sich für Finkenthal. Und das auch aus gutem Grund. Dort standen die Übertragungswagen von Radio und Fernsehen. So etwas hatten die Schüler noch nicht gesehen. Hier wurde Fernsehen gemacht, denn damals steckte dieses Medium noch in den Kinderschuhen.
Und als Krönung des Ganzen stand da auch ein hochmoderner Hubschrauber. Ein riesiges Teil und die Neugier, sich ihn anzuschauen, ließ die Burschen fast die Durchfahrt des Feldes verpassen. Aber sie waren wieder rechtzeitig an der Straße um Schur, Winkler, Erich Hagen, den späteren Sieger Viktor Kapitonow und die Italiener Bailetti und Fornoni zu sehen. Ein kurzes, aber bleibendes Erlebnis. Doch dann ging es wieder zurück zum Hubschrauber. Werner mußte viel reden und diplomatisch sein, um den Jungs die Möglichkeit zu geben einmal hineinschauen zu dürfen. Hier entstand auch das Foto, welches fast alle Teilnehmenden noch heute gut aufbewahren.
Im Spätherbst 1963 gab es eine Einladung zu einem Sichtungsturnier, mit vielen guten Mannschaften, in Güstrow. Neukalen erlangte durch viele gute Ergebnisse die Startberechtigung. Diese Turniere waren wichtige Termine, zumal sie doch die fast einzige Möglichkeit für die Jungs vom Lande boten sich zu zeigen. Besonders stolz aber war natürlich Trainer Roland Volkmann. Beim letzten Sichtungsturnier im November 1962 in Demmin konnten sich zum Beispiel Hermann Ullrich, Horst Kohnke und Hansi Schnürer für die Bezirksauswahl empfehlen. Das sollte diesmal natürlich auch wieder erreicht werden. Dem entsprechend motiviert reiste die SSG Neukalen mit dem Aufbaubus der MTS nach Güstrow. Das Turnier fand in der großen Sporthalle statt. Die Spielfläche bestand zur damaligen Zeit aus Beton. Das Spielfeld sahen die Spieler aber eigentlich nur zu ihren Spielen. Davor und danach „scheuchte“ Roland seine Jungs durch die langen Gänge, damit sie in der nicht geheizten Halle nicht „auskühlen“. Das geschah zum Leidwesen der Jungs, die davon natürlich nicht begeistert waren. Für den Erfolg war es richtig, was sie aus heutiger Sicht auch einsehen. Und die SSG schlug sich nicht schlecht im Konzert der Großen. Ergebnisse sind leider nicht mehr überliefert, dafür aber die überzeugende Leistung von Schlußmann Robbi Fieeck. Dieser hechtete über den Beton und glänzte mit vielen guten Paraden. Das Turnier endete für einige Spieler Neukalens vorzeitig. Irgendwie konnten sie sich von der Truppe entfernen, um sich vor die Halle abzusetzen. Und wozu? Zum Rauchen. Einige der „Übeltäter“ kennt der Erzähler. Da er aber die Vollständigkeit nicht garantieren kann, decken wir den Mantel des Schweigens darüber. Auf jeden Fall wurden sie von Roland Volkmann erwischt. Dieser war natürlich enttäuscht und bestand mit der ihnen bekannten Konsequenz darauf, daß diese Spieler an diesem Turnier nicht mehr teilnehmen. Erwin Henke versuchte noch zu vermitteln, doch es half nichts. Schuld waren die Jungs selber. Das beistehende Foto zeigt die meisten Spieler die damals dabei waren.
Nach der Ankunft in Neukalen ging es nach guter Fußballersitte in die Stammkneipe. Die Trainer luden die Jungs auf eine Cola bei Wiechert´s ein. So mancher schulte schon nach einem Bier. Manfred Wolff bestellte sich sogar einen Cognac, was ein großes Gelächter nach sich zog. Doch die Marlies hielt sich an das Jugendschutzgesetz.
Der Nachwuchsfußball hatte endgültig Fuß gefaßt. Jetzt gab es drei Trainingsgruppen. Norbert Merz trainierte die Junioren, Roland Volkmann die Schüler und Heiner Dethloff die Kinder. Alle Drei vom gleichem Schrot und Korn. Die Begriffe „Krebsfußball“ und „Laufen ist alles“, prägten Generationen. 1967 gab es z.B. die bisher höchste bekannte Niederlage einer Neukalener Mannschaft. Die Jungs von Heiner Dethloff gingen mit 42 : 2 in Dargun unter. Und das in einer Spielzeit von 2 x 20 Minuten. Wer die beiden Gästetreffer erzielte ist leider nicht mehr bekannt. Aber Hein baute sie wieder auf, und so schafften es die Trainer immer für guten Nachwuchs für den Männerbereich zu sorgen.
1962
Oben von links: Manfred Wolff, Reinhard Seemann, Eckhard Litschkow, Horst Ressmer, Horst Kohnke, Hans Steinborn;Unten von links: Siegfried Klimkeit, Herrmann Ullrich, Günter Herbst, Dieter Rohde, Hansi Schnürer; Liegend: Dieter Fieeck
1963
Oben von links: Wolfgang Schulz, Klaus Gieseler, Uli Weinelt, Rainer Volkmann, Manfred Heyn, Harald Patschul, Wilhelm Strecker;Mitte: Jochen Krüger; unten von links: Helmut und Hansi Schnürer, Fridjof Beencken, Jürgen Ahlgrimm, Robert Fieeck
Sportgruppe 1963
Oben v. links: Jürgen Ahlgrimm, Eckhard Litschkow, Klaus Gieseler, Harald Patschul,
Wolfgang Schulz, Lutz Weinelt; unten v. links: Horst Ressmer, Jochen Krüger, Hans Steinborn, Hermann Ullrich, Fridjof Beencken
1964
Oben v. links: Uli Weinelt, Wolfgang Schulz, Harald Patschul, Fridjof Beencken, Jochen Krüger, Hans Steinborn, Klaus - Peter Mahnke, Manfred Wolff, Klaus Gieseler, Horst Kohnke;unten v. links: Günter Herbst, Horst Ressmer, Manfred Ulbricht, Eckhard Litschkow, Hermann Ullrich;ganz vorne: Jürgen Ahlgrimm
Junioren - Elf 1967
Oben von links: Norbert Merz, Manfred Laartz, Günter Leonhard, Jürgen Federow, Willi Golz, Siegfried Schoknecht, Frank Böpple, Horst Ahlgrimm;
unten von links: Winfried Golz, Hans Ebert, Jürgen Schütze, Wilbrot Beencken, Rainer Klawitter
Sportgruppe 1969
Oben von links: Uwe Wendt, Andreas Neumerkel, Herbert Kranich, Peter Neumerkel, Walter Jaskulski; unten von links: Peter Sellin, Gonthard Zingelmann, Bernhard Schmidt, Rainer Jürß, Rainer Brandt
1969
Hinten: Roland Volkmann; oben von links: Uwe Wendt, Walter Jaskulski, Peter Waschk, Peter Neumerkel; unten von links: Gonthard Zingelmann, Bernhard Schmidt, Andreas Neumerkel, Rainer Jürß