Zur Geschichte des Sports in Neukalen (2)
Mario Heinzel
In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg kam das sportliche Leben in Neukalen nur langsam in die Gänge. Die Stadtführung hatte, wie auch heute, andere Probleme zu lösen und einen größeren Betrieb bzw. Geldgeber gab es nicht im Ort. So wurden andere Lösungen gesucht. Im Jahre 1950 übernahm die BSG Traktor Lelkendorf alle Neukalener Sportgruppen. Mit der MTS Lelkendorf im Rücken wurde in den Folgejahren ein ganz großer Verein in unserer Region geschaffen. Die Abteilungen Handball, Leichtathletik, Gewichtheben und Turnen erreichten große Erfolge und fanden auch breiten Zuspruch in der Bevölkerung; und nicht zu vergessen ist „König“ Fußball. Lelkendorf hatte bis zu drei Männermannschaften und konnte auch alle Jugendabteilungen besetzen.
Dem 1. Vorstand 1950 gehörten an:
- Vorsitzender:
Franz Lickosick
- Techn. Leiter:
Erwin Henke
- Finanzen:
Ernst Fiedler
- Vorstand:
Walter Leonhard
Herbert Wiechert
Ernst Nietsche
Wolfgang Weise
Werner Ahlgrimm
- Sektionsleiter:
Siegfried Sabeike (Fußball)
Hugo Meilke (Gewichtheben)
Margit Tscherpel (Handball)
Wilma Schlundt (Leichtathletik)
Kurt Albrecht (Turnen)
Sportgruppe Neukalen 1. Mai 1949
1. Reihe (vorne) von links: Horst Rose, Hans Schäfer - 2. Reihe von links: Maria Gosebeck, Wilma Schlundt, Inge Apfelstädt, - 3. Reihe v.l.: Wanda Rosinski, Erna Gamm, Ilse Krüger, Lisa Woggon, Hanni Braats, Anita Lohrke, Margit Tscherpel, Margit Mrwa - 4. Reihe (hinten) von links: Horst Strey, Artur Schröder, Rudi Merten, Horst Grambow, ... Lucka, Werner Biastok, Horst Clasen, Jürgen Teßmann, ?, Erhard
Papke, Hans Tübbicke, ?, Herbert Meier, Erwin Henke, ?, Jochen Hinzpeter, Heinrich Dethloff
1. Männer - Handball - Mannschaft 1949
Obere Reihe von links: Erwin Henke, Alfred Mittelstädt, Fritz Lüssow, Horst Rose, Helmut Weinke,Mittlere Reihe von links: Kurt Böck, Walter Jürß, Günter Manthey
Untere Reihe von links: Hans Schäfer, Werner Ahlgrimm, Manfred Apfelstädt
A-Jugend Mannschaft Fußball der S.G. Neukalen 1949 (Kreismeister 1948/49)
Obere Reihe v. l.: Werner Doll, Robert Zingelmann, Günter Harder, Wolfgang Weise, Karl-Heinz Waschk,Mittlere Reihe von links: Hans Kerklis, Manfred Faber, Günter Witzke,Untere Reihe von links: Günter Gess, Walter Jürß, Ulli Alward,
1. Frauen-Handball-Mannschaft der S.G. Neukalen 1949 (Kreismeister 1948/49)
Obere Reihe von links: Margit Mrwa, Inge Apfelstädt, Wilma Schlundt, Erika Jesse, Gudrun Schack,Mittlere Reihe von links: Maria Gosebeck, Hanni Braats, Margit Tscherpel,
Untere Reihe von links: Ilse Krüger, Anita Lohrke, Lisa Heiden, Erna Gamm, Anneliese Schössow
A - Jugend - Handball 1949
1951 traten Franz Lickosick und Ernst Nietsche zurück. Ernst Fiedler wurde neuer Vorsitzender. Für ihn übernahm Günter Geß die Finanzen. Bis 1960 waren auch Pastor Beenken, Eberhard Zingelmann, Norbert Merz (Jugend) und Otto Ulbrich zeitweise im Vorstand. Mit Wolfgang Weise gab es bei der MTS sogar einen hauptamtlichen Sportsekretär. Ende 1959 hatte der Verein (BSG) 362 Mitglieder.
Vorab, obwohl der Leser es bald ahnen wird, ein Wort zu Erwin Henke. Er kann getrost als „Motor“ des Sports in und um Neukalen in den 50er Jahren bezeichnet werden. Sein Eifer und Einsatz bleiben unvergessen.
Kommen wir nun zur Entwicklung des Fußballs. In der damaligen Zeit gab es neben der 1. Mannschaft immer eine Reserverunde. So gab es Sonntags immer zwei Spiele gegen einen Gegner. Geringere Fahrkosten und bessere Auswahl für den Trainer waren die Vorteile.
1950 und 1951 spielte Traktor Lelkendorf in der oberen Hälfte der Kreisklasse mit. In der Saison 1952 wurde die BSG Kreismeister und schaffte den Aufstieg in die Bezirksklasse. Das letzte Spiel war in Gielow. Lelkendorf mußte gewinnen. Viele Anhänger reisten mit an. Sie kamen mit dem Zug, mit Traktoren und mit einem alten Bus mit Holzvergaser. Sie bejubelten den 3 : 2 Sieg ihrer Elf. Den entscheidenden Treffer erzielte Sportfreund Frenzel aus Groß Markow.
Handballer 1. Mai 1952
Hintere Reihe von links: Josef Ulbricht, Elfriede Martern, Udo Ressin, Ilse Krüger, Fritz Grünberg, Irmi Heiden, Wolfgang Paulig, Margarete Albrecht, Georg WrightVordere Reihe von links: Margit Tscherpel, Horst Scharping, Wilma Brandt
Erstes Pokalspiel in Levin-Zarnekow 1952
Obere Reihe von links: ... Cezcka, Gerhard Langer (?), Ulli Marx, Eberhard Zingelmann, Eduard Sigular (?), Bernhard Rinke, ... Streibel, Maria Gosebeck, Margit Tscherpel, Anneliese Schössow, Elfriede Martern, Wilma Brandt, Margarete Albrecht, Anita Lohrke, Margit Mrwa,Untere Reihe von links: Anneliese Winkler, Christa Dethloff, Magdalene Braun,
Pokalspiel in Remplin 1953
I. Elf-BSG Traktor Lelkendorf 1953 in Trollenhagen
Von links: Schiedsrichter, Helmut Paulig, Kurt Schmidt, Werner Ahlgrimm, Karl-Heinz Waschk, Werner Biastoch, Werner Doll, Erwin Henke, Walter Jürß, Wolfgang Weise, Robert Zingelmann, Fred Mickley, Udo Ressin;
A-Jugend, Jahrgang 1938
Heinz Niepel, Wolfgang Bauer, Günter Czech, Eckhard Schultz, ... Gabriel, Oswald Reichmann, Werner Doll;
Ausflug der Fußballer mit Frauen
Siegfried Sabeike (links) und Manfred Faber
Fahrt nach Templin, September 1953
Stehend von links: Werner Ahlgrimm, Friedrich Bobering, Fritz Hagenow, Bernhard Rinke, Eberhard Zingelmann, Boni Clasen, Günter Harder, Kurt Schmidt, Manfred Faber, Karl-Heinz Waschk, Busfahrer, Werner Doll, Walter Jürß, Harry Waschk, Wolfgang Weise, Fritz Weißenberg, Udo Ressin; aus dem Busfenster: Erwin Henke; sitzend von links: Ladislaus Schwarz, Horst Scharping, Robert Zingelmann, Joachim Zidorn; gehockt dahinter: Karl-Heinz Oelkers;
1953 und 1954 spielte Neukalen eine überraschend gute Rolle in der Bezirksklasse. Hierzu trug auch eine sehr starke Fraktion von Spielern aus Schorrentin bei. Zu ihr gehörten Heinz und Harry Waschk, Werner und Klaus Doll, Willy und Herbert Weißenberg, Kurt Splettstößer sowie Alex Reetz.
Die Saison 1955 wurde zum Höhepunkt. Im letzten Spiel in Malchow konnte die Bezirksmeisterschaft eingefahren werden: Am frühen Morgen ging es los. Man fuhr mit dem bereits erwähnten Holzvergaser – Bus. Dieser streikte schon in Pisede. Die Kupplung ging kaputt. Am Panstorfer Berg mußte der Fahrer zweimal „gegen einen Baum fahren“, um schalten zu können. Der Bus kam aber noch gerade rechtzeitig in Malchow an. Dort blieb er dann für immer stehen. Lelkendorf gewann das Spiel souverän, wurde Bezirksmeister und somit der Aufsteiger in die Bezirksliga. Nach einer kleinen Siegesfeier ging es zu Fuß nach Hause. Robert Zingelmann, Heinz Waschk und Werner Doll erwischten eine Pferdekutsche, blieben aber beim Maskenball in Grabowhöhe hängen und waren somit auch nicht früher als die Fußgänger in Teterow, bzw. Pisede. Von dort ging es per Zug nach Hause. Die Feier wurde in der Stammkneipe bei Herbert Wiechert natürlich nachgeholt.
In der Saison 1956 spielte Lelkendorf in der Bezirksliga. Dafür spendierte der DTSB Teterow sogar einen hauptamtlichen Trainer. Sportfreund Gnefkow sollte Spielertrainer Erwin Henke unterstützen. Das Niveau der Bezirksliga war damals sehr hoch. Um dort bestehen zu können, rückte 1956 die komplette A – Jugend in die 1. Mannschaft auf. Diese Elf (Jahrgang 1938) war das Beste, was Lelkendorf in punkto Fußball zu bieten hatte. Nur noch Werner Ahlgrimm, Heinz Waschk und Werner Doll blieben zunächst von der alten Garde.
A – Jugend (Jahrgang 1938) ohne Gewähr:
Wolfgang Bauer
Peter Birke
Günter Czech
Gebrüder Gabriel
Udo Markowski
Norbert Merz
Horst Möller
Heinz Niepel
Oswald Reichmann
Reinhard Scheer
Horst Schelän
Eckhard Schultz
Hans Steinmöller
Harry Waschk
Herbert Weißenberg
Ernst Wosar
Die ersten beiden Spielrunden der Saison wurden noch relativ gut überstanden. Dann kam die NVA (Nationale Volksarmee) dazwischen. Diese suchte zu der Zeit mit einer großen Werbeaktion nach gutem Nachwuchs. Und das in dieser Region mit großem Erfolg. Auf Schlag fehlten Lelkendorf 10 bis 12 Spieler. Das war nicht zu ersetzen, der Abstieg war nicht zu verhindern. Es kam zu Schwierigkeiten die Mannschaften voll zu kriegen, und nach einigen abgesagten Spielen drohte sogar die Rückstufung in die Kreisklasse. Durch erfolgreichen Protest wurde Lelkendorf zur Saison 1957 wieder in die Bezirksklasse eingereiht. Mit einer gesunden Mischung aus „jungen Wilden“ und „altem Eisen“ hielt Lelkendorf bis 1960 diese Klasse. Weitere kleine Geschichten, bis auf zwei, welche im Anschluß folgen, könnten sich die Leser von den damals Beteiligten persönlich erzählen lassen; z. B. wie Horst Scharping in der Spänekuhle lag, wie Werner Ahlgrimm am Torpfosten saß, wie der Lehrer Franz Drenk seinen Stehplatz markierte, wie Ernst Fiedler 50,- Mark an die Thresendecke des "Silberfuchses" in Kleeth nagelte, wie Herbert Wiechert seinen Bauchladen verlor oder wie Pastor Beenken fast Vereinsvorsitzender geworden wäre.
Soweit zur Entwicklung der Sektion Fußball in den 50ger Jahren.
Höhepunkt der Sektion Leichtathletik in dieser Zeit war die Landesmeisterschaft der Sportvereinigung Traktor in Schönberg 1952. Bei den Frauen wurde Wilma Schlundt Landesmeisterin im Speerwerfen. Gute Ergebnisse erzielten Lisa Heiden und Sigrid Klagge. Bei den Männern wurde Erwin Henke Landesmeister, ebenfalls im Speerwerfen. Aus dem 15 – köpfigen Kader erreichte auch Kurt Schmidt noch vordere Plätze.
In den 50ger Jahren gab es noch einen regelmäßigen Sportverkehr zwischen beiden deutschen Staaten. In unserer Region wurde dieses vom Sportbund Teterow unterstützt. Die richtigen Kontakte für Lelkendorf knüpfte damals die Schwester von Erwin Henke. So kam es Pfingsten 1954 auf dem Sportplatz an den Judentannen zur Partie zwischen der BSG Traktor Lelkendorf und einem Landesligisten aus der Hansestadt Flensburg. Gegen diese höherklassige Elf hieß es am Ende 2 : 2. Nach dem Schlußpfiff stellten sich beide Mannschaften mit dem Neukalener Wappen zum Gruppenfoto auf.
Spiel gegen Flensburg 1954 in Neukalen
(Die Neukalener im hellen Trikot), stehend von links: Hans Sommer, Fritz Weißenberg, Horst Schimanski, Werner Doll, Karl-Heinz Waschk, Günter Harder, Eberhard Zingelmann, Werner Biastoch, Alex Reetz, Wolfgang Weise, Erwin Henke, Siegfried Sabeíke (im Mantel); vorne hockend von links: ... Czechka, Günter Hirsch, Bernhard Rinke, Robert Zingelmann, Kurt Schmidt, Werner Ahlgrimm, Udo Ressin, Kurt Splettstößer, Schiedsrichter Heinrich Dethloff (in schwarz);
Das Rückspiel fand dann am Buß- und Bettag 1954 in Flensburg statt. Die Anfahrt erfolgte per Zug. Siegfried Sabeike und Erwin Henke hatten zunächst alles im Griff. Wie schon beim Hinspiel wurden die Spieler und Funktionäre privat untergebracht. Das Spiel ging bei schlechtem Wetter mit 5 : 2 verloren. Dieses war ja noch nicht schlimm gewesen, der richtige „Ärger“ kam erst, als man zur Rückreise rüstete. Der DTSB in Teterow drehte mit einmal den Geldhahn zu. Das Zusammentreffen mit so einem Nobel- (Profi) Klub wollte man als Arbeiterverein nicht fördern. Die Spieler sollten die Rückfahrt aus eigener Tasche zahlen. Aber woher soviel D-Mark nehmen? Erwin Henke kam in´s Schwitzen, er wohnte fast am Telegrammschalter. Der von ihm informierte Vereinsvorsitzende Ernst Fiedler machte sich auf den Weg nach Berlin. Seine Fußballer verbrachten indes ein paar unbeschwerte Tage bei ihren jeweiligen Gasteltern. Alle waren jung und bekamen dort Angebote „aller Art“. So mancher schwankte doch ein wenig, aber als Ernst Fiedler die fehlenden 300,- D-Mark zusammen hatte und diese nach Flensburg schickte, standen alle wieder auf dem Bahnsteig. Und das lag nicht daran, daß mit Hans Warnick sogar der Parteisekretär der MTS mit an Bord war. So ging es erst von Flensburg nach Hamburg. Dort hatte die Gruppe, bis der Zug Richtung Heimat fuhr, noch einen längeren Aufenthalt. Diese Zeit wurde für einen ausgiebigen Bummel durch die Großstadt genutzt. In der Nähe der Reeperbahn entstand das nebenstehende Foto.
In Hamburg
Von links: Hans Warnick, ?, Kurt Splettstößer, Karl-Heinz Waschk, Wolfgang Weise, Erwin Henke, Walter Jürß, Günter Hirsch, Werner Doll, Siegfried Sabeike,Werner Ahlgrimm;
1955 in Elmshorn
Freundschaftsspiel 1957
(Die Neukalener im hellen Trikot), vorne von links: Eberhard Zingelmann, Werner Ahlgrimm, Horst Möller, Horst Schelän; stehend von links: Werner Doll, Robert Zingelmann, Werner Biastoch, Horst Schimanski, Günter Harder, Erwin Henke, Alex Reetz, Siegfried Sabeike (im Mantel);
Danach „mußten“ sich die Lelkendorfer einen anderen Partner suchen. Wieder halfen private Kontakte. Diese führten nun nach Lübeck. Ostern 1957 ging es dann wieder in den Westen. Diesmal fuhren sie aber mit dem firmeneigenen Bus. Schade, daß auf keinem Foto die schicken neuen roten Trainingsanzüge zu sehen sind. Diese spendierte die MTS, bei kleiner Zuzahlung der Spieler, vor der Reise nach Lübeck. Wie schon in Flensburg, gab es auch in Lübeck sehr gute private Unterkünfte.
Ernst Fiedler schrieb damals in der "Freien Erde" folgenden Bericht dazu:
„Unsere Sportler waren in Lübeck
Zu Ostern weilten die Sportler der BSG Traktor Lelkendorf in Westdeutschland, um die Bande der Freundschaft zwischen Ost und West zu festigen.
Das erste Fußballspiel wurde am Ostersonntag ausgetragen. Unsere Spieler fanden leider nicht die richtige Einstellung zum Gegner, zum anderen war noch eine gewisse Müdigkeit durch die Reise vorhanden, so daß das Spiel, trotzdem wir in der ersten Halbzeit mehrere sichere Chancen hatten, mit 4 : 0 verloren ging.
Am Ostermontag wurde gegen die gleiche Mannschaft nochmal gespielt und dieses Mal gelang unserer Vertretung ein klarer 5 : 2 – Sieg.
Die Aufnahme in Lübeck war ohne Zweifel angenehm und wir luden die westdeutschen Sportfreunde zu Pfingsten zum Rückspiel nach Lelkendorf ein, um ihnen auch die Schönheit unserer Heimat zu zeigen.
Fiedler“
Nach Lübeck waren mitgefahren:
Ernst Fiedler, Siegfried Sabeike, Boni Klasen, Werner Ahlgrimm, Karl-Heinz Waschk, Harry Wasck, Eberhard Zingelmann, Georg Wright, Erwin Henke, Bernhard Rinke, Oswald Reichmann, Herbert Weissenberg, Günter Czech, Wolfgang Bauer, Joachim Zidorn.
Abfahrt nach Lübeck 1957
In Lübeck Ostern 1957
Rückspiel der Lübecker Fußballmannschaft Pfingsten 1957 in Neukalen
Das Wiedersehen sollte dann auch nicht lange auf sich warten lassen. Pfingsten 1957 waren dann die Lübecker in Neukalen zu Gast. Erwin Henke schrieb darüber:
„Lübecker Sportler bei uns
Zum Rückspiel im Fußball trafen die Mannschaften des VfL Vorwerk Lübeck am Pfingstsonnabend mit dem Bus in Teterow bezw. in Neukalen ein. Im Geiste guter Freundschaft verbrachten die Gäste aus Westdeutschland die Feiertage bei ihren gastgebenden Betriebssportgemeinschaften.
Die ersten Spiele wurden noch am Ankunftstag ausgetragen, nachdem eine herzliche Begrüßung der westdeutschen Sportfreunde durch Funktionäre der BSG Motor Teterow und der BSG Traktor Lelkendorf stattfand. Zuvor waren die Gäste beim Proberennen auf dem Bergring.
Während die erste Mannschaft von Motor Teterow gegen die Reserve des VfL Vorwerk Lübeck mit 3 : 2 Toren unterlag, kamen die Traktoristen in dem Spiel der beiden ersten Mannschaften zu einem klaren 5 : 3 – Sieg. Vor allem in der ersten Halbzeit, dominierten die Gastgeber in dem äußerst fairen Spiel. Dies besagt schon der Halbzeitstand von 5 : 1 Toren. Dagegen war die zweite Hälfte des Spieles mit leichten Vorteilen der westdeutschen Freunde ausgeglichener.
Der erste Feiertag sah die Sportfreunde dann natürlich in Teterow bei dem Großereignis des Motorsports. Zuvor besichtigten die Lelkendorfer Gäste das MTS-Lehrkombinat Malchin. Hierzu kam es zu interessanten Gesprächen mit den wetsdeutschen Freunden. Sie gestanden ein, voreingenommen in die DDR gekommen zu sein, um hier angenehm enttäuscht zu werden. Anerkennende Worte hörte man über die sozialen und kulturellen Einrichtungen sowie Werkräume, Hallen und Unterkünfte des Lehrkombinats.
Das Rennen dann in Teterow auf dem Bergring hat den westdeutschen Gästen natürlich ebenfalls imponiert. Die dramatische Spannung der Rennen sowie die 80 000 Zuschauer schafften eine Großkampfatmosphäre, die unvergessen, zusammen mit der landschaftlichen Schönheit dieses Teiles Mecklenburgs, noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die zweite Spielbegegnung am Pfingstmontag in Neukalen brachte dann ein umgekehrtes Verhältnis der ersten Spiele. Hier gewann Motor Teterow hoch mit 6 : 1 Toren und die Traktor – Mannschaft diesmal mit 4 Mann aus der Reserve kombiniert unterlag mit 6 : 3.
Der Abschied fiel den Lübeckern Sportfreunden schwer, denn zweimal wurde die Abfahrtszeit verschoben, so daß die Rückfahrt dann am Dienstag vormittag angetreten wurde. Es war eine durchaus gelungene Veranstaltung, die dazu beitrug, Freundschaftsbande zwischen Ost und West zu knüpfen und viele Vorurteile über unsere DDR beseitigte.
Henke“
[VfL = Verein für Leibesübungen „Vorwerk“ von 1927 e.V.]
Der Sport schreibt viele Geschichten, doch wie im Leben fehlt oft der, der sie niederschreibt. So bleibt vieles nur als ferne Erinnerung in den Köpfen derer hängen, die dabei waren. Und mit ihnen gehen die Geschichten. In loser Folge wollen wir einige Episoden der Neukalener Sportgeschichte aus ihrer Versenkung heraus in dieses Heft schreiben.
1946 kam auch Werner Ahlgrimm nach seiner Gefangenschaft in seine Heimatstadt Neukalen zurück. Es war schwer nach Jahren der Entbehrungen wieder richtig Fuß zu fassen. Schon vor dem Krieg war er ein sportbegeisterter Junge und, die Liebe zum Sport schnell wieder entflammt, machte vieles leichter im Leben.
Siegfried Sabeike
Siegfried Sabeike, damals Sektionsleiter Fußball bei der BSG Lelkendorf, wurde auf ihn aufmerksam. Auf Grund seiner Größe war er der ideale Torwart, zumal Werner schon genug Erfahrung im Tor der Handballer gesammelt hatte. Werner, obwohl eigentlich schon zu alt (gab es auch damals), spielte zunächst A – Jugend. Schritt für Schritt kämpfte er sich nach oben, bis er 1951 endlich im Tor der 1. Mannschaft stand. Diesen Platz gab er in den nächsten Jahren, bis auf eine schmerzhafte aber interessante Unterbrechung, nicht mehr ab. Dieses geschah im Jahre 1954, in dem bekanntlich Deutschland Fußballweltmeister wurde. Lelkendorf spielte in der damaligen Bezirksklasse. Am 3.10.1954 hatte man ein Auswärtsspiel bei Vorwärts Prenzlau (später Oberliga Vorwärts Frankfurt / Oder). Werner, wie immer souverän im Tor, wurde vom gegnerischen Mittelstürmer förmlich k. o. getreten. Für ihn war das Spiel gelaufen. Er mußte raus, und für ihn kam Walter Jürß in´s Tor. Dieser konnte die knappe 1 : 2 Niederlage auch nicht verhindern. Die Rückfahrt im MTS – Bus wurde für Werner zur Tortur. Die Schmerzen waren nicht auszuhalten. Er hatte Blut im Urin. So mußte der Bus in Woldegk stoppen, und es wurde ein Arzt gerufen. Dieser stellte eine schwere Nierenprellung fest, und für Werner ging es per Krankenwagen zur Uni – Klinik nach Greifswald. Die leicht geschockten Fußballer kamen ohne ihren Torwart in Neukalen an. Udo Ressin sprang danach auf sein Motorrad und fuhr mit Werner´s großen Liebe nach Greifswald! Dort lag der Werner dann relativ unwissend auf Station. Am zweiten Tag schob man ihn samt Bett in den Hörsaal der Uni. Hier hielt ein Professor gerade eine Vorlesung über Sportunfälle. Doch Werner, in Latein hatte er nie gute Zensuren, verstand von dem medizinischen Gerede nicht viel. Doch wie der Zufall es will, unter den Kommilitonen saß seine Cousine, eine angehende Zahnärztin. Diese erkannte Werner und besuchte ihn später auf seinem Zimmer. Und vor allem erklärte sie ihm die Verletzung, und daß er viel Glück hatte. Hätte der Tritt Werner 1 bis 2 cm höher erwischt, wäre es wohl sein Ende gewesen. Aber zum Glück heilte alles, und dem Werner ging es schnell besser. Er bekam Krankengeld und pro Tag 5,- Mark Sportunterstützung. Diese zahlte die Versicherung des Vereins. Bald stand er wieder in der Kiste.
So kam der 2. Mai 1955, der Tag des Rückspiels gegen jene Elf von Vorwärts Prenzlau. Die Heimspiele der Lelkendorfer in Neukalen waren eigentlich immer gut besucht, aber an diesem schönen Sonntag pilgerten rund 1400 Menschen zum Sportplatz an den Judentannen. Selbst die sogenannten Ackerbürger ließen sich dieses Spiel nicht entgehen. Der Bezirksverband hatte auf Grund der Vorkommnisse beim Hinspiel extra einen höherklassigen Schiedsrichter eingesetzt. Dieser belehrte Werner, damals auch Kapitän, vor dem Spiel zur sportlichen Fairneß. Warum, das sollte sich beim Anpfiff zeigen. Sein "spezieller Freund" war nach langer Sperre wieder spielberechtigt und lief mit auf. Es bedurfte keiner unerlaubten Mittel, um den klaren 5 : 2 Sieg für Traktor Lelkendorf perfekt zu machen.
Werner´s Fußballer – Leben hatte noch weitere schöne Seiten. Mitte der 50ger Jahre kam er sogar zu „Länderspielehren“. Eine "Traktor" – Landesauswahl Mecklenburg trat in Ribnitz – Damgarten gegen eine artverwandte Elf aus der Wojewodschaft Stettin aus Polen an. Mit Werner im Tor gelang ihnen ein knapper Sieg. Viel Anerkennung im Umfeld war der größte Lohn. Mit viel Stolz zeigt Werner seine Sportleistungsabzeichen in Silber und Gold sowie eine Ehrennadel des DTSB in Bronze. Das waren damals seltene Auszeichnungen. Einen Ehrenplatz in seinem Wohnzimmer hat der kleine Pokal, den er für sein 10-jähriges Jubiläum bei der BSG Traktor Lelkendorf bekam. Auch leuchten die Augen noch heute, als er von einem Erlebnis aus dem Jahre 1956 erzählt. Bei einem Auswärtsspiel gegen Aufbau Rostock wurde er von Funktionären des Empor Rostock beobachtet. Aus Empor Rostock wurde später Hansa Rostock. Er bekam ein gutes Angebot. Werner wäre gerne gegangen, aber die Argumente von Ernst Fiedler und Siegfried zum Bleiben waren größer. Der gerade begonnene Hausbau, die Frau, die Jungs und die Heimat waren wichtiger!!!
Werner Ahlgrimm im Tor
Werner Ahlgrimm
1. Fußballmannschaft 1957
Stehend von links: Oswald Reichmann, Wolfgang Bauer, Erwin Henke, Werner Doll, Peter Birke, Eberhard Zingelmann, Robert Zingelmann, Klaus Doll; unten von links: Karl-Heinz Waschk, Werner Ahlgrimm, Horst Schelän;
2. Fußballmannschaft 1957
Stehend von links: Bernhard Rinke, Erwin Henke, ... Albrecht, Ernst Wosar, Werner Biastoch, Günter Harder, Lothar Ebert, Georg Wright; unten von links: Horst Schimanski, Joachim Zidorn, Ulli Marx
Spiel gegen Demmin am 31.3.1957
Spiel am 31.3.1957 gegen Traktor Gnoien
Ergänzung zur Handballmannschaft
Margarete Strempel
Durch einen Aufruf von Walter Hering und Gerhard Wagner, es sollten Jugendgruppen, wie Leichtathletik-, Handball-, Musik- und Tanzgruppen gebildet werden, wurde dann im Jahre 1948/49 eine Handballmannschaft ins Leben gerufen.
Als Trainer hatten wir Herrn Erwin Henke, der stets bemüht war, aus uns gute Handballspieler zu machen. Herr Rudi Merten war Schriftführer und für das Organisatorische verantwortlich. Einige unserer Spieler waren so gut, daß sie auf einen Lehrgang nach Parchim geschickt wurden und dann in der Mecklenburg - Auswahlmannschaft sogar gegen die "Reinickerdorfer - Füchse" und Quedlinburg gespielt haben; dieses waren: Maria Gosebeck, Lisa Heiden, Margit Mrwa und Wilma Schlundt.
Zu den verschiedenen Spielorten gelangten wir zum Anfang mit dem Traktor und Anhänger mit Aufsatz, Bänke rundherum und Stroh in der Mitte. Später dann gehörten wir zu der Sportgemeinschaft "Traktor Lelkendorf". Dann fuhren wir mit einem LKW mit Hänger (auch mit Aufsatz und Stroh in der Mitte).
Unser Fahrer war damals Herr Richard Goltz, der bei der MTS Lelkendorf beschäftigt war. Es kam aber auch vor, daß wir mit dem Zug nach Malchin fuhren. Da aber dann kein Zug mehr zurück fuhr, sind wir zu Fuß durch den Jungfernstieg nach Hause gelaufen.