Sien Gewissen wier rein.
Arthur Koch
Entnommen: "Ostmecklenburgische Heimat" Jahrg. 5, 1932, Nr. 20
In de Inflationstied künn man in Nikalen uck gaud läben, wenn dat uck in ganz Mecklborg von dei "Klöß" heiten ded't: "In Nikalen is nicks tau halen." Oewer dunnmals wir Hannel un Wannel dor, allerdings in dei Hauptsak mihr Hannel. Wat gef't in dei will Tied för Händlers un womit sei all hannelten, dor blew männigein dei Verstand bi stahn, wenn hei noch dei Millionen- un Billionenschiens behollen harr. Un wat hemm'n dei Kräugers för Sekt, Wien und Eierbier verköfft, wat Nikalen süß gornich kennt harr. Ick glöw, dei Tieden wull'n sei wull wedder hemm'n.
Dunnmals wier ick in Güstrow in 'ne grot Anwaltskanzlei. Eines Dags schrillt dat Telefon tau so'n Tied, wo dei Avkat noch nich dor wier. Ick gah an den Apparat un harr mi noch gornich ganz meld't, dor brüllt all einer in dei Hürmuschel: "Hier is Grothändler K. ut Nikalen. (Hei is hüt, glöw ick, in dei Gegend von Berlin oder so.) Ick möt den Herrn Doktor up jeden Fall hüt noch spräken; wann kann ick kamen? Ick hef nämlich 'ne Vörladung vör'n Staatsanwalt krägen."
"Kamen Sei man gegen elben vör," segg ick, "denn is hei bestimmt hier. Weiten Sei öwerhaupt, worüm sick dat hannelt?"
"Natürlich weit ick dat, dat is 'ne bitterböse Sak."
Drei Stund'n späder kümmt hei denn uck ganz upgerägt tau den'n Avkaten un vertellt em uter Atem 'ne tämlich komplizierte Geschicht. Ick glöw, dat grenzte damals hart an bedreigerische Finanzgeschäfte. Hei harr öwer fürchterliche Angst, dat man em vielleicht insparren künn un dat uck noch sien Nam' in de Zeitung kem. "Herr Dokter, wat sall ick nu blot utseggen?" frög dei Händler den'n Avkaten. "Sei sünd 'nen klauken Mann, Sei kennen alle Finessen von't Gesetz, wi kann ick mi blot an'n besten verteidigen?"
Dei Avkat belihrte em, wat hei tau dauhn harr, 't duerte allerdings bäten lang'n, bet Grothändler K. dat begräpen harr. An'n Abend, dat wir uck all tämlich spät, schrillt wedder dat Telefon. Dei Klient von vörmiddags wier dat wedder.
"Is all's erledigt, Herr Dokter," vertellt hei. "Ick bruk mi nu nich mihr tau verdeffendieren. Ick hew mi hüt nahmiddag utgläken. Sall ick nu lieker dei Vörladung folgen?" "Gewiß," seggt dei Avkat, "denn kriegen Sei jo am besten tau weiten, ob dei Klag uck tatsächlich trögtreckt is."
Dormit beruhigte hei sick denn uck. An'n nächsten Dag meld't hei sick öwer all wedder. Hei wier all wedder schrecklich upgerägt un künn kum noch spräken. "Herr Dokter, ick bitt' Sei üm Himmelswillen, kamens blot gliek mit nah den'n Staatsanwalt."
"Wat is denn los," seggt dei Avkat, "ick denk, Sei hemm'n sick gistern abend utgläken?" "'n groten Blödsinn hew ick dor gistern abend makt, wo man mi deswägen gornich anzeigt het. Aeben krieg ick man tau weiten, dat ick wägen ein ganz anner Angelägenheit lad't bünn." "Ja, wat is denn dat för 'ne Angelägenheit?" seggt dei Avkat. "Dat weit ick uck noch nich, Herr Dokter; Sei möten öwer bestimmt mitkamen."
So güng denn nu dei Avkat nah dei Staatsanwaltschaft. Hei kek sick dor ierst dei Vorladung an: dat wier blot 'ne Tügenladung.
"Sei sünd jo blot as Tüg' vörladen," säd't hei, "worüm hemm'n Sei denn soväl Angst?"
"Dei Ort Fisematenten kenn ick," antwurt' hei. "As Tügen hemm's mi herbestellt un as Angeklagten behollens mi hier trög. Gahn Sei mal rinn nah den'n taustännigen Beamten un fragen Sei em, üm wat sick dat hannelt."
Nu wiert öwer all bereits tau spät. "Zeuge K.," röp dei Diener un dei Händler meld't sick mit bäbernden Büxen.
Fief Minuten het dat Verhür durt, dunn kem hei lachend wedder rut:
"Stelln's sick blot mal vör, Herr Dokter! Vör'n gaud halw Johr hew ick mien Deinstmäten entlaten un anzeigt, weil sei verschiedene Saken stiebitzt harr. Nu hemm'n 's dei Diern fat't. Bi dei Hussäukung hemm'ns nu uck 'nen frömm'n Kleed fund'n. Un nu süll ick blot segg'n, ob dat Kleed mien Fru gehürt. Lohnt sick dat, deswägen 'nen Minschen vör'n Staatsanwalt tau laden? Wenn ick würklich nich so'n rein Gewissen hadd harr, ick glöw, ick hadd mi doch düchdig verfiehrt."