Die Kirchentafeln 1808-1815 und 1870-1871
Wolfgang Schimmel
Seit dem 6. September 2011 hängen wieder zwei alte Tafeln in der Kirche, die an die Neukalener Teilnehmer der Feldzüge 1808 - 1815, bzw. an die Verstorbenen in Folge des Krieges von 1870 / 1871 erinnern. Die Tafel von 1808 - 1815 war Pfingsten 1867 angebracht worden, die andere etwa 1872. Als 1964 durch Pastor Beenken eine umfassende Renovierung des Kircheninneren veranlasst wurde, kamen alle Tafeln und das große Lutherbild auf den Boden des Kirchenschiffes. Sie wurden nicht wieder angebracht...
Im Februar 2010 hatte sich Herr Bernd Görtz aus Erlangen mit einer Bitte an mich gewandt. Viele Jahre beschäftigte er sich schon mit seiner Familiengeschichte, war aber bei einer Person seiner Vorfahren nicht weitergekommen. Diese hieß Friedrich Joachim Christoph Gierz. Er diente 1809 im mecklenburgischen Kontingent-Regiment und trat anschließend in das preußische Infanterie-Regiment 9 ein, in dem er 12 Jahre diente. Natürlich nahm er an den Befreiungskriegen 1813-1815 teil. Nach seiner Dienstzeit wurde er preußischer Grenzaufseher und es zog ihn 1833 dann wohl in die Nähe seiner Heimat nach Verchen. Seine Schwester Eva Sophia Henriette Clasen geb. Gierz aus Neukalen war Patin bei der Taufe eines seiner Söhne. Das wies natürlich auf Neukalen auch als seinen Geburtsort hin und so konnte ich Herrn Görtz weiterhelfen. Bei unserem Schriftwechsel teilte ich ihm zufällig vor einem Jahr mit, dass auf dem Kirchenboden eine Gedenktafel verstaubt, auf welcher der Name Friedrich Gertz verzeichnet ist. Alles deutete darauf hin, dass es sich um seinen Vorfahren handelt, denn mit der Schreibweise der Namen nahm man es damals nicht so genau. Man schrieb Gerds, Geerds, Gerdes, Gerts, Gertz, Gierz oder Giertz. Die Neukalener Kirchenbücher zwischen 1716 und 1779 sind leider dem damaligen großen Brand zum Opfer gefallen. Die verwandtschaftlichen Verhältnisse ließen sich aber ganz gut erkennen, sogar das Neukalener Geburtshaus war zu ermitteln. Es ist das heutige Haus Wallstr. 87.
Herr Bernd Görtz war sehr dankbar für die Unterstützung bei seinen Nachforschungen und versprach, die Restaurierung der beiden Gedächtnistafeln zu bezahlen, falls sie wieder im Kircheninneren angebracht würden. Der Kirchgemeinderat war dafür. Allerdings waren die Tafeln nicht gleich zu finden. Erst beim zweiten Nachsuchen - als man schon über eine Neuanfertigung nachdachte - konnten sie entdeckt werden. Ihr Erhaltungszustand war dem Alter entsprechend zufriedenstellend, aber stark sanierungsbedürftig. Die staubige Lagerung auf dem Dachboden bei Frost und Hitze hatte nach 47 Jahren Spuren hinterlassen. Die Oberfläche war stark verdreckt und stumpf, die Kiefernbretter mit dem aufgesetzten stark profilierten Rahmen teilweise eingerissen und beschädigt. Tischlermeister Egbert Neumann übernahm die Säuberungsarbeiten sowie die fachgerechte Ausbesserung am Holz. Anschließend beschäftigte sich Frau Kerstin Baarmann in Karnitz liebevoll mit der farblichen Gestaltung, wobei beide viel Wert auf die Erhaltung des ursprünglichen Aussehens legten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Tafeln hängen jetzt wieder in ihrem ursprünglichen Aussehen am gleichen Platz unter der Orgelempore. Nur die beiden Verdienstmedaillen, welche sich noch bis 1964 an der Tafel von 1808 - 1815 befanden, fehlen leider. Sie sind schon seit vielen Jahren verschwunden...
An dieser Stelle soll allen Beteiligten ein Dankeschön ausgesprochen werden, besonders dem Sponsor, der die Restaurierung der Gedenktafeln ermöglichte und damit ein Stück Neukalener Geschichte vor dem Vergessen bewahrte. Er würde sich freuen, wenn Neukalener, die auch ihre Vorfahren auf die Familien Giertz/Görtz/Gerdes zurückführen können, mit ihm in Kontakt treten würden.
Verzeichnis
der Krieger der Gemeinde Neukalen aus den
Feldzügen der Jahre 1808=1815.
Johann Balge, Heinrich Berner, Johann Müller,
Joachim Zarpentin, Daniel Fischer, Johann Hahn,
Johann Heiden, Joachim Jörss, Friedrich Pflugradt,
Friedrich Reichert, Johann Rohde, Diedrich Schnurstein,
Johann Stolt, Friedrich Gertz, Georg Stumpf.