Peenehafen
Alten Berichten zufolge sollen noch bis etwa 1830 vom Kummerower See herkommend sogenannte Oderkähne in Neukalen eingetroffen sein. Die betreffenden Schiffer haben aber immer große Klagen über die vielen Krümmungen der Peene, besonders in der unteren Flußhälfte nach dem See zu, geführt. Etwa 1830 wurde die Schiffahrt eingestellt, da das Flußbett total verkrautet war.
Um 1850 versuchte man, die Schiffbarmachung der Peene von Teterow bis zum Kummerower See in Angriff zu nehmen. Der Zuckerrübenanbau hatte stark zugenommen. Das Interesse der umliegenden Bauern und Gutsherrschaften an einem billigen Transportweg zur nächsten Zuckerfabrik war deshalb sehr groß, und viele beteiligten sich mit Geldspenden an dem Projekt. Man versprach sich von einer Schiffbarmachung der Peene einen großen wirtschaftlichen Nutzen. Bürgermeister Ludwig Mau konnte auf dem Landtag die Zustimmung zum geplanten Kanalbau und eine entsprechende Landeshilfe erreichen.
1863 konnte mit dem Bau des Kanals von Neukalen bis zum Kummerower See begonnen werden. Die Weiterführung bis nach Teterow zerschlug sich jedoch wegen zu hoher Kosten. Bei der Anlage des Hafens bezahlte die Stadt für die Predigerwiese 2 Rthlr. 26 Schilling per Quadratrute und für die abgetretenen Bürgergärten 4 Rthlr. je Quadratrute.
1866 war der Peenekanal in einer Länge von 2150 Meter und einer Breite von 12 Meter sowie der Hafen mit einer Breite von 50 Meter und einer Länge von 100 Meter fertiggestellt. Kostenpunkt: 24.373 Reichsthaler, 25 Schilling, 6 Pfennige.
Der erste Hafenmeister war Ackerbürger Friedrich Zarpentin (geb. 13.7.1829, gest. 13.6.1908). Ihm oblag die Aufsicht über das Hafengeschehen und die Erhebung der festgelegten Gebühren. Dafür bekam er jährlich 60,- Mark. Um 1880 errichtete er am Hafen ein Wohnhaus, in welchem er einen kleinen Ausschank betrieb, im Volksmund bald "Rübenkrug" genannt. Hier konnten sich die Bauern und Fuhrleute von der anstrengenden Rübenverladung bei einem "lütten Sluck" etwas aufmuntern, bevor sie wieder den langen Rückweg nach Warsow, Lelkendorf oder Karnitz antreten mußten.
Der Schiffsverkehr war zu dieser Zeit recht bedeutend geworden. 1884 z. B. brachten 45 Frachtdampfer 5290 Tonnen Stückgüter u nahmen 3972 Tonnen Korn mit; von 108 Kähnen brachten 5 Stück Kohlen, 1 Dammsteine, 1 Mauersteine, 1 Kalksteine, 1 Felsen, 1 Backbeeren, 33 Rübenschnitzel, gingen ab 8 mit Korn, 6 mit Buchendrummen, 7 mit Fadenholz, 2 mit Rübsen, 72 mit Rüben.
Bis etwa 1965 sind noch landwirtschaftliche Erzeugnisse im Neukalener Hafen umgeschlagen worden, dann trat in dieser Hinsicht Ruhe ein. Das Hafengelände wurde in vielfältiger Weise als Lagerstätte benutzt und machte einen verwahrlosten Eindruck.
1993 wurde das Hafengelände vollkommen neu gestaltet und auch ein ansprechendes Hafengebäude errichtet. Seit der Einweihung am 4.9.1993 wird der Hafen durch Freizeitkapitäne und bei Veranstaltungen lebhaft genutzt.
Damit hat unsere Heimatstadt Neukalen eine landschaftlich attraktive Örtlichkeit aufzuweisen, an welcher Einwohner und Besucher sich wohl gleichermaßen freuen können.