Ziegelei
Am 14.12.1777 brach in den Ställen des Pastor Böttcher ein Feuer aus. Begünstigt durch die Holzbauweise und die Strohdächer griff das Feuer rasch um sich und vernichtete in kurzer Zeit 29 Häuser. Ein viertel Jahr später traf eine Regierungskommission Anordnungen zum Wiederaufbau. Es wurde gefordert, daß alle Gebäude mit Ziegeln gedeckt und der Schornstein aus dem Dach herausgeführt werden soll. Der Magistrat hätte die Anlage einer Ziegelei noch im Sommer 1778 wirksam zu veranstalten, damit den Abgebrannten Mauer- und Dachsteine gegen Erlegung des Brennlohnes zur Verfügung gestellt werden können. So ließ der Neukalener Magistrat an dieser Stelle eine Ziegelei einrichten, die an Ziegelmeister verpachtet wurde.
Erster Pächter war der Ziegler Wilhelm Vick, der bereits im Oktober 1778 die ersten Steine auslieferte. Es waren 12000 Mauersteine, 6200 Dachsteine, 200 "Rösten Steine" und 137 "Holfter". Dafür bekam er 39 Reichstaler und 31 Schilling. Im Dezember 1778 lieferte er 7900 Dachsteine, 8250 Mauersteine und 66 Holfter. 1779 lieferte er bis zum Oktober: 24700 Dachsteine, 31450 Mauersteine und 1100 Holfter. Wenn man bedenkt, daß diese Steine alle in Handarbeit in Formen hergestellt wurden, so sind es recht beträchtliche Mengen!
Ab Ostern 1780 setzte der neue Pächter Jürgen Christian Ehlers den Ziegeleibetrieb fort. Später arbeiteten hier die Ziegeleipächter Wilhelm Maas, Friedrich Strecker, Ludwig Groth, und Ludwig Laudon.
Nachdem der bisherige Pächter Laudon die Pachtung 1865 verlassen hatte und nach Amerika ausgewandert war, erwarb der Zimmermeister Wilhelm Benduhn das ehemalige Ziegeleigrundstück mit Wohnhaus, Scheune und Garten. 1880 verkaufte er die Ziegelei an seinen Sohn, der hier bis zu seinem Tod am 25.2.1887 tätig war. Seine Witwe verkaufte das Ziegeleigrundstück an den Zieglermeister Christian Wolff aus Schwaan für 4400 Mark. 1900 erhielt sein Sohn Christian Wolf die Ziegelei. Den benötigten Ton grub man aus einer Grube am Waldrand südöstlich der heutigen Kiesgrube. Der Ton wurde mit Pferd und Wagen durch den alten Hohlweg zur Ziegelei gebracht. Die Steine fertigte man wie eh und je mit der Hand in Formen an und brannte sie in einem kleinen Ringofen. Auf der Ziegelei waren zu dieser Zeit etwa zehn bis zwölf Männer beschäftigt.
Heinrich Wolff war wohl nicht geschäftstüchtig genug. Er machte viele Schulden und schließlich Pleite, so daß es 1906 zu einer Zwangsversteigerung kam.
Der vorherige Betriebsleiter der Klenzer Dampfziegelei Eduard Albrecht erwarb die Ziegelei. Es gab viele technische Veränderungen. Eine Lokomobile betrieb eine Presse. Die Produktion stieg enorm. Weitere Aktionäre beteiligten sich finanziell am Aufbau des Ziegeleibetriebes. Einige Jahre später verkauften die Eigentümer die Ziegelei an Herrn Olms. Zunächst blieb Albrecht noch Miteigentümer, später war Olms der alleinige Eigentümer.
1919 kaufte August Kosser von Olms die Ziegelei. 1928 fabrizierte man 1 420 000 Mauersteine und 5000 Drains; 1929 waren es 1 302 000 Mauersteine. Trotz dieser guten Produktion gab es Schwierigkeiten mit der Bezahlung ausstehender Gebühren und Kosten.
Am 16. September 1929 brannten in der Nacht die Ziegeleigebäude ab. Die Ursache blieb ungeklärt. Da die Gebäude schlecht versichert waren, mußte August Kosser Konkurs anmelden. Für einen Kaufpreis von 1000 RM erwarb der Unternehmer Karl Klement aus Güstrow zusammen mit seinem Schwager Kaufmann Ernst Matthies aus Teterow Anfang des Jahres 1930 die Ziegelei. Die Ziegelei wurde modern und vergrößert wieder aufgebaut.
Im Dezember 1930 wurden die neu errichteten Gebäude in Betrieb genommen. Die Produktion war recht hoch, 1938 waren es z.B. 3 767 980 Mauersteine.
1942 war eine Erweiterung und Erneuerung der Ziegelei geplant. Allerdings brannte die Ziegelei im Sommer 1942 völlig ab, wahrscheinlich durch Brandstiftung. Sofort wurde die Ziegelei neu und erweitert mit einem zweiten Ringofen wieder aufgebaut und mit Kriegsgefangenen die Ziegelproduktion aufgenommen.
Nach Kriegsende 1945 wurden die modernen Maschinen und Anlagen unter Aufsicht russischer Soldaten ausgebaut und per Bahn in die Sowjetunion transportiert. Das Ziegelwerk wurde enteignet und in Volkseigentum übernommen. Die Produktion konnte ein Jahr später unter der Leitung des Betriebsleiters Bohm wieder aufgenommen werden, allerdings mit veralterten Maschinen. Es war ein schwerer Anfang. Der Ton mußte im Handstich gewonnen und mit Kipploren und Pferd zum Betrieb gefahren werden.
Bis 1951 arbeitete das Werk als Saisonbetrieb, d. h. die Pressenproduktion von April bis Oktober und der Ofenbetrieb von Mai bis Dezember. In den Wintermonaten war nur ein geringer Teil der 32 Belegschaftsmitglieder mit der Reparatur der Maschinen und Anlagen beschäftigt. Die anderen erhielten die Kündigung, um im folgenden Jahr ab März oder April wieder eingestellt zu werden. Ende 1951 konnte eine neue Aufbereitungsanlage montiert werden. Nun wurden die Arbeitskräfte ganzjährig beschäftigt, und der Betrieb produzierte durchgehend. Zur Tongewinnung stand ein Eimerkettenbagger zur Verfügung und für den Transport des Tones von der Grube zum Werk eine Diesellok. Für den Rohlingstransport von der Presse zu den Trockenanlagen, der zuvor noch mit Handschiebebühnen bewältigt wurde, kamen jetzt elektrisch betriebene Schiebebühnen zum Einsatz.
Ab 1956 stand der Belegschaft ein Sozialgebäude mit Wasch- und Duschanlagen, einer modernen Küche und einem Eßraum zur Verfügung. Auch Versammlungen und Betriebsfeiern konnten hier durchgeführt werden. Das Gebäude ist heute im Privatbesitz.
Zur Verbesserung der Versorgung mit Lebensmitteln und vielen Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs richtete der Konsum 1958 eine Betriebsverkaufsstelle ein, die den Hausfrauen so manchen umständlichen Weg in die Stadt ersparte. Hier befindet sich heute die Katzenstation.
Drei Wohnblocks wurden neu errichtet. Sie waren jeweils 1958 (8 Wohnungseinheiten), 1963 (15 Wohnungseinheiten) und 1971 (12 Wohnungseinheiten) bezugsfertig.
1967 wurden z. B. 10,7 Millionen Mauerziegel produziert.
1990 wurde das Ziegelwerk von der Treuhand übernommen und geschlossen. Die Arbeitskräfte wurden entlassen und gingen zu 90 % in die Arbeitslosigkeit.
Mit der Sprengung der drei hohen Schornsteine 2013 begann der Abriss des gesamten Betriebsgeländes, auf welchem sich heute ein Solarpark befindet.