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Täubchen

 

Dieter Schmidt

 

Dieter Schmidt

 

 

Aus Freude am Gebrauch der plattdeutschen Sprache und zur Erhaltung und Wiederbelebung derselben, gestalteten die Mitglieder des Plattdeutschen Zirkels neben anderen Auftritten jährlich einen Mecklenburger Abend. Dabei wurden sie oft vom Neukalener Männerchor unterstützt. Da diese Veranstaltungen sehr beliebt waren, kam zuletzt auch noch ein Mecklenburger Nachmittag dazu, damit ältere Bürger, die abends nicht mehr ihre Wohnung verlassen mochten, dieses Programm auch sehen konnten.

Einer der Höhepunkte der Aufführung war immer der Sketch "Täubchen vor Gericht", der von Dieter Schmidt verfaßt wurde. Täubchen ist der Neukalener Stadtstreicher, der Richter wird von ihm immer mit "Herr Kriminal" tituliert. Bei diesen Gerichtsverhandlungen von Täubchens Gaunereien wurden meistens kleinere und größere Ärgernisse der Neukalener Bürger humorvoll auf´s Korn genommen.

 

(R. = Richter   T. = Täubchen)

 

 

 

Täubchen im Verhör R.

 

R. Hüren Sei, - hüren Sei, taun Dunnerwetter, kann dei Kierl all werrer nich hüren?

T. Hier, Herr Kriminal, ick melde mir, ick bin all werrer hier! Alle Jahre wieder, - - hick -

R. Sei sünd nich blot taub, sondern ok besapen!

T. Ick heit nich Taub, Herr Kriminal, sondern Täubchen, bin so´n lütt unschuldig Duw, Herr Kriminal. Öwer Sei kennen mi doch, orrer sünd Sei stolz worren? Jetzt wo´s Beamter worren sünd, kennen, s dei lütten Lüd woll nich miehr! Nu hemmen´s  ein gauden Posten, den hollen´s man wiss.

R. Wat erlauben Sei sik för Frechheiten? Nähmen´s sick blot´s ein bäten in Acht, oll Fründ!

T. Seihen´s, nu seggen Sei all werrer oll Fründ tau mi. So lang as wie uns nu schon kennen, hemm wie noch nie ein´ tausamen drunken. Dorbi hemm wie doch meistens dei sülbe Tätigkeit!

R. Wat?!!

T. Ja, wie sitten doch meistens beid, Sei hier up den Stauhl un ick leider in´ Knast! - - - Prost, Herr Kriminal, dat Läben is nur noch in´ Suff tau verdrägen!

R. Dit´s ein starkes Stück, inne Amtsstuw tau supen! So wat hett doch woll noch nie gäben!

T. Nu rägen´s sick man nich up, Herr Kriminal, dei Groten sünd noch vääl schlimmer! Ich hef´t in Fernsehen seihn, dor söpen´s in dei Diensttied, un in´t Amtsgebäude un von Stüergelder betahlt. Schlampanger un anner gaud Saken, immer von´t Best. Un dat nennen dei denn Empfang! Öwer, wenn wie eis tausamen sitten un ein poor drinken, denn heit dat gliek wie supen. Dorbi nähmen wie uns eigen Geld, wenn´w wat hemm. Un dei nähmen nich mal ehr Diäten. Wieso heit dat Diät? Möten dei hungern bi uns Regierung? Dei von dei SPD hemm doch tauierst seggt: "Regieren makt Spaß". Öwer denn hemm´s dat von dei Diät noch nich wüßt! Denn jetzt maken´s so´n mies Gesichter! Nähmen´s doch ok einen Lütten, Herr Kriminal.

R. Nu hürt doch allen´s up!

T. Nee, nee, Herr Kriminal, dit´s kein Besteckung, wenn´t ok in betere Kreis jetzt so Mod is. Bi mi nich! Ick bin iehrlich! Hem´s all hürt, mit unseren Landrat is ok wat in´ Busch, hem´s den ok in dei Fingern?

R. Nu hürn´s up, dat´s doch sotauseggen mien Chef!

T. So, so. Prost!

R. Nu reicht, her mit dei Flasch! Dei ward intreckt!

T. Gluck, gluck, - - - leer, - - - hier.

R. Dei Flasch mit den Schnaps süllen´s hergäben!

T. Sei säden bloß Flasch!

R. Dit giwt orrig ein poor Dag extra! Wie heiten Sei?

T. Dat hem´s mi doch schon jedes Johr fragt. Hem´s dei Unnerlagen all werrer verbummelt? Dit´s öwer ne Ordnung hier! Orrer sünd dei bi´t ümtrecken verluren gahn, wie bi B. - B.

R. Wat hett Brigitte Bardot dormit tau daun?

T. Sei hem öwer ne dreckige Phantasie, ick mein Bonn - Berlin. Also ick bin: Amandus Zacharias Täubchen.

R. Sünd Sei verheiratet?

T. All werrer, Herr Kriminal.

R. Wat heit dat nu?

T. Veronika is jo nu weg, nu hew ick Fieken!

R. Wer is denn dat?

T. So genau weit ick dat jo ok noch nich. Öwer sei kennen ehr doch ok, sei hett doch all öfter hier bi Sei insäten.

R. Mit wecker sind Sei denn nu verheiratet?

T. Mit Veronika, - öwer, dei is ja nu weg!

R. O - Gott.

T. Nee, nich mit Lott, dat wier ok nix, dei söp!

R. Nu hew ick naug mit Seier Frugens! Gegen Sei liggen miehrere Anzeigen vör!

T. Ick bin unschuldig, Herr Kriminal.

R. Sei weiten doch noch gornich worüm dat geiht!

T. Ja, öwer ick weit ok nich wat Sei rutkrägen hem.

R. Dei ierst Anklag is wägen Bettelie. Sei hem Lüd belästigt, Sei süllen Geld gäben. Sei wullen´t doch blots tau´n Supen hem, son´n Belästigung is strafbar!

T. Nee, Herr Kriminal, dor sünd Sei nich up den niegsten Stand, ick hew nich bettelt, nee, ick hew einen Sponsor söcht vör miene private Fier. So maken´s dat doch hüt all. Sogor dei Groten von Land un Kreis hem Sponsoren vör ehr Veranstaltungen söcht, stünn in dei Zeitung. Un dei sünd ok nich bestraft worden. Herr Kriminal, ick fordere Gleichheit vor dem Recht!

R. Ick warr Sei, von wägen Gleichheit! Also dei Fundunterschlagung. Wat hem´s funnen?

T. Einen Strick, Herr Kriminal.

R. Wägen einen einfachen Strick warr´n Sei doch nich anzeigt!

T. Nee, dor hüng jo noch ein Kauh an, un dat dusslige Veih lööp immer hinner mi her.

R. Worüm hem´s dei Kauh den Besitzer nich werrer trög gäben?

T. Süll´k den noch seuken? Ick hew´s verköft. Billig, Herr Kriminal, wie bi dei Treuhand, nich grad för 1 Mark, nee, för ein Buddel Schluck. Wull mi jo nich bereichern!

R. Sei könn´ doch nich einfach, wat Sei nich gehürt, för ein Appel un ein Ei weggäben, dat´s strafbar!

T. Nu rägen´s sich doch nich wägen so´n dämlich Kauh up. Dei Treuhand verkloppt ganze Geurer un Fabriken för ne Mark!

R. Nu reicht! Dei nächste Anzeig is wägen Taschendiebstahls. Einen von uns Gäst an´ Hafen hem´s dat Portmanie ut dei Tasch stahlen. Wat hem´s sick dorbi dacht?

T. Herr Kriminal, dat tellt nich! In dei Zeitung hett stahn: "Nach der Wahl müssen die Bürger tiefer in die Taschen greifen." Un dat hew ick makt!

R. Täubchen, doch in dei eigen un nich in frömm Taschen!

T. Öwer Herr Kriminal, in mien Taschen is doch nix tau halen. Un dat will´k Sei seggen, in dei Zeitung stünn jetzt ierst werrer, wägen dei Stüerreform will dei Finanzminister dei Bürger werrer deip in dei Taschen griepen. Ick bin dat also nich allein. Mit disse Finanzminister süllen´s sick eis befaten! Dat sünd dei ganz schlimmen, dat sind Wiederholungstäter! Dei süllen´s sick eins griepen un nich blos son Lütten wie mi.

R. Quatsch, för Seier Deiberie warr´n´s bestraft!

 

 

Täubchen im Verhör

(Nov. 1994)

 

R. Hüren Sei - hüren Sei, na taun Dunnerwerrer, kann dei Kierl denn werrer nich hüren?

T. Hier, Herr Kriminal, ick melde mir, ick bin all werrer hier! Alle Jahre wieder.

R. Sünd Sei taub?

T. Nee, immer dat sülwig, Täubchen, Herr Kriminal, Sei kennen mi doch, orrer sind Sei stolz worden? Nu na dei Wahl is Seier Posten woll sicher? Ok för nägen Johr? N´gauden Posten, den hollen´s man wiß!

R. Wat erlauben Sei sik för Frechheiten? Nähmen Sei sick blot´s een bäten in acht, oll Fründ.

T. Seien´s, nu seggen´s sülbst schon werrer oll Fründ tau mi!

R. Nu is naug, - wie heiten Sei?

T. Dat hem´s mi doch all öfter fragt. Hem´s denn dei ollen Unnerlagen all werrer verbummelt? Also, - - Amandus - Zacharias Täubchen. -

R. Wat sünd Sei von Beruf?

T. Schnell - Löper, Herr Kriminal, warr immer schneller.

R. Dat kann doch woll nich wohr sin. - Sünd Sei verheiratet?

T. All werrer, Herr Kriminal. -

R. Wat heit dat nu?

T. Veronika is ja nu weg, nu hew ick Fieken!

R. Wer is denn dat?

T. So genau weit ick dat jo ok nich. Öwer Sei kennen ehr doch ok, sei hett doch ok all hier bi Sei säten.

R. Mit wekker sünd Sei denn nu verheirat?

T. Mit Veronika, öwer dei is jo nu weg.

R. O-, Gott!

T. Nee, mit Lott, dat wier ok nix, dei hew ick werrer loopen laten, dei sööp!

R. Nu is naug, mit Seier Frugens! Sei warden werrer beschuldigt des Taschendiebstahls, des Diebstahls, des Einbruchdiebstahls und wägen Schwarzangelie.

T. Dunnerwerrer - werrer soväl?

R. Also des Taschendiebstahls. Einen von uns Gäst am Hafen hem´s dat Portmanie ut dei Tasch stahlen, wat hem´s sick denn dorbi dacht?

T. Herr Kriminal, dat tellt nich! In dei Zeitung hett stahn "die Bürger müssen nach der Wahl tiefer in dei Taschen greifen" un dat hew ick denn makt!

R. Täubchen, doch in dei eigen un nich in frömmen Taschen!

T. Öwer Herr Kriminal, in mien Taschen, dat hett doch kein Zweck, dor´s nix tau halen.

R. Un denn fangen Sei bi dei wohlhabenden Gäst an.

T. Öwer, Herr Kriminal, ick bin doch kein Waigel, dat ick bi dei Lütten anfang.

R. Dei Diebstahl, wat wier dat nu mit´n Mountbike?

T. Ne, mit den Mahndeig, dat wier nix, Herr Kriminal, dat lat ick mi nich in dei Schauh schuben. Ick hew doch so lang töwt bet Fru Meier den Mahnkauken backt harr. Und as ick em dunn fix insacken wull, dunn ret ehr grot Köter mi den Kauken ut dei Hand und fret am up. Dat wier ick nich!

R. Täubchen, ein Montbike is ein Fohrrad!

T. Mahndeig is´n Fohrrad? Na, wenn Sei´t meinen Herr Kriminal, mi ist egal!

R. Wat is nu mit dat Fohrrad!

T. Herr Kriminal, dat können´s mi nich anlasten, dat´s doch mordsgefährlich! Sind´s in Niekalen jetzt Fohrrad führt? Ick hew den gröttsten Gang inlegt, dunn orrig anpeert, sust dat Ding los, kümmt ein Auto, ick an dei Siet, rin in Bugraben, dei Bagger fött tau, Herr Kriminal, bald wier´k in dei Müllkuhl land´t. Ne, Herr Kriminal, den Mahndeig bring´k  em werrer hen.

R. Herr Täubchen, Sei hett dei Bürgermeister anzeigt wägen Schwartangelie in´n Ratmannsdiek, wat seggen Sei dortau?

T. Herr Kriminal, dor war´k ok friespraken, dat tellt nich. Dei Plötz un dei Karpen wiern nich to geneiten, dei stünken genau so wie dat reine Quellwaarer, womit sei den Diek na dei Reinigung werrer füllt hemm. Ja, dei Salemer Fischer wull´n jo dorvör sorgen, dat werrer Läben in den Diek käm, öwer nu swemmen dei meisten Fisch mit den Buk na baben un sind dood. Dat´s doch Tierquälerie, dor süllen´s sik man mit befaten, un nich mit mien bäten Angelie. Ick wull dei Fisch doch blot ut Dierleiw ut dat dreckige Warer werrer ruthalen!

R. Bie´n Bürger Hans Burmeister hem sei einen Einbruchdiebstahl in dei Gordenlauw vörnahmen.

T. Dor warr ick ok friespraken, ick hew jo blot Finster un den Dör beschädigt, un dat is sien Schuld, worüm harr hei awslaten. Tau halen wier dor jo nich vääl. Poor Jacken un ein Slapdeck un wat an Läbensmittel dor stünn, wier nich miehr tau geneiten. Dei´s Gärtner, dei Appel harrn all Fuhlstellen. Hei sall froh sin, dat ick all mitnahmen hew, süß harr hei Rethmann bestellen müßt, un dat harr em ierst Geld kost.

R. Täubchen, worüm hem Sei denn dei ganzen Möbel tausamen schmäten?

T. Herr Kriminal, ick dacht doch, dat dor in ein Eck noch wat tau´n Drinken tau finnen wier, öwer urer Essenz wier nix dor. Öwer segg´n´s Herr Kriminal, so gaud geiht dat den Burmeister woll ok nich miehr, nich mal ein Lütten miehr dor!

R. Nu wägen den ruhestörenden Larm! Wat harr´n Sei midden in dei Nacht baben up dat Bugerüst an den Kirchturm to säuken un wat hem´s bölkt as´s runhalt würden?

T. Herr Kriminal, mit den Larm dat tellt nich, un dor wier ick doch gornich to hüren. Dei Nacht wier doch Disko in Niekalen.

R. Wat wulln Sei öwerhaupt nachts up dat Gerüst?

T. Herr Kriminal, dat´s ne lang Geschicht. Dei Bürgermeister un dei Disko.

R. Ja, ja - - Schuld sünd immer dei annern.

T. Na ja, nülich hett mi dei Bürgermeister antellt, ick süll mi doch endlich mit ein anständig Gewerbe ernähren. Ja, -- un nu wull ick seihn, ob dor noch Platz im Gewerbegebiet vör mi is. Tau Faut komm´k dor nich hen, dei Straaten wiern vull Autos wägen dei Disko. Kein Dörchkamen. Ick na den Kirchturm hoch un von baben käken. Öwer in´t Gewerbegebiet is jo nix, dor kann´ jo blots Borrerblaumen plücken!

R. Na ein bäten steiht dor schon!

T. Herr Kriminal, ick hew blots rot seihn, ne grote rote Wand Richtung Dargun. Ja, ja - un den wunnern dei sick, wenn dei Lüd rot wählen. Harr´n den Schuppen swatt makt, harr dei Bürgermeister noch mihr Stimmen krägen. Harr ok bärer taun Friedhof paßt.

R. Täubchen, Sei wiern doch ok betrunken, as Sei up Gerüst stägen sünd!

T. Ja, Herr Kriminal, ick bin doch nich verrückt un stieg dor nüchtern rup, ne, dor hew´k vääl tau vääl Angst.

R. Segg´ns mal Täubchen, worüm stählen Sei ümmer un arbeiten nich? Sei beschaffen mi immer blots Arbeit! Immer möt ick Maßnahmen gegen Sei ergriepen.

T. Oah, - - Herr Kriminal, denn bin ick jo direkt eine ABM! Seiens doch dankbar, ahn mi würden´s viellicht noch arbeitslos un müßten stempeln gahn. Öwer seggen´s Herr Kriminal, wenn jetzt hier in Niekalen dei Westernstadt kümmt, warr´n Sei denn dor dei böberste Scherrif? Könn´s mi dor nich bruken, as den, den´n sei immer imspunnen. Dat können´w doch gaut, hemm´w doch schon oft euwt. Orrer ok as Cowboy. Wenn´k orrig Geld krääg ab un tau, wür´k schon dor anfangen!

R. Täubchen, nu hüren´s öwer up mit disse Spinnerie!

T. Seihens, Herr Kriminal, nu seggen´s ok dat´s Spinnerie mit dei Westernstadt. Ick hew all ümmer öwerleggt, wecker Ossen vör 400 Mill. DM dor in dei Diekwei grasen sallen. Ick hoffte ümmer, ick künn spärer von dat vääl Geld dor ok noch ein bäten affgaunern, öwer ick lütt Gauner hew dor woll nix tau mellen, wenn ierst miene groten Kollegen dor anträden. Na, bet jetzt is dor noch nix to seihen!

R. Doch Täubchen, ein poor von disse englischen Rinder weiden doch schon dor.

T. Holt, Herr Kriminal! Nu wart gefährlich. Dei englischen Käuh hem doch Rinderwahnsinn. Dor ward jo jetzt immer soväl in dei Zeitung von schräwen! O, Gott, Herr Kriminal, wat ward dit bloß!

R. Nu is´t öwer nauch! Gendarm, sofort abführn.

 

 

 

Täubchen im Verhör

 

Dat drütte Mal vör´t Gericht

(Okt. 1995)

 

R. Hüren Sei, hüren Sei, na taun Dunnerwerrer, kann dei Kierl denn nie hüren? Sünd Sei taub?

T. Prrr - Hick - - Hier Herr Kriminal, ick melde mir. Ick bin all werrer hier! "Alle Jahre wieder spunnens dat Täubchen in" - Hick -

R. Sei sind nich bloß taub, sondern ok besapen!

T. Ick heit nich Taub, Herr Kriminal, sondern Täubchen, wie so´n lütt unschuldig Duw, Täubchen, Herr Kriminal.

R. Un worüm hüren Sei nich?

T. Ick bin hörgeschädigt, Herr Kriminal. Sünd jo all vääl in Niekalen!

R. Sall dit nu werrer gegen dei Disko gahn?

T. Ne, Herr Kriminal, dei is dittmal nich Schuld an mien Leiden, ick bin umweltgeschädigt!

R. Wat sünd Sei?

T. Ja, Herr Kriminal, ick hew jo dei dumme Angewohnheit, öfters mit mien Kumpels an dei Straat tau stahn un ein Flasch Bier tau drinken, un dat duert meistens lang un dei ganze Tied führen näben uns dei Autos öwer dei Querrinnen in dei Straat un mit dei Tied hüren´s blot noch Rum - Dum, Rum - Dum, Rum - Dum.

R. Nu hürn´s up!

T. Ne, Herr Kriminal, 48 mal Rum - Dum, Rum - Dum, 48 Querrinnen von ein Enn von´e Stadt bet an anner Enn. Rum - Dum.

R. Dat reicht!

T. Ja, Herr Kriminal, dat mein ick ok. 48 mal sind nauch! Segen´s dat man eis den Bürgermeister. Öwer worüm sind Sei so grantig? Sei argern sick woll, dat´s noch immer nich dei böberste Scherrif von dei Westernstadt worden sünd? Öwer freugen´s sich, dat´s dat noch nich sünd, sünst müßten´s an Enn noch dei 20.000 Mark Meit för dei Westernstadt betahlen.

     (ein Schluck ut´e Flasch, Gesang:)

"Eine Idee aus Träumen geboren,

Westernstadt, Westernstadt,

wer dran glaubt, hat sein Geld schon verloren, Westernstadt, so is dat."

     Ick hew nülich in Fernsehn einen Western seihn, dor wier ok ne Westernstadt mit lurer Gauners un dei Scherrif un noch anner steckten mit dei unner ein Deck. Öwer so wat giwt jo blot in Film.

R. Wat erlauben´s sik werrer för Frechheiten? Ward jo immer schlimmer. Nähmen´s sik blos in acht oll Fründ!

T. Nu seggen Sei all werrer oll Fründ to mi. So lang as wie uns nu schon kennen, hemmen wie noch nie tausamen ein drunken. Dorbi hemmen wie doch meistens dei sülbe Tätigkeit, Herr Kriminal.

R. Wat?!!

T. Ja, wie sitten doch meistens beid, sei hier up den Stauhl un ick in Knast! Prost, Herr Kriminal, dat Läben is nur noch in Suff tau verdrägen!

R. Dit´s ein starkes Stück, inne Amtsstuv tau supen! So wat hett dat woll noch nie gäben.

T. Nu rägen sik man nich up, Herr Kriminal, dei Groten sünd noch vääl schlimmer! Ich heff´t in´t Fernsehen seihn, dor söpen´s in dei     Diensttied, un in Amtsgebäude un ut Stüergeld betahlt, Schlampanger un anner gau Saken, immer von´t Best. Un dat nennen Sei denn Empfang! Öwer, wenn wie eis tausamen sitten, un ein poor Köhm drinken, denn heit dat wie supen. Un dorbi nähmen wie uns eigen Geld, un dei nähmen nich mal ehr eigen Diäten. Wieso heit dat Diäten, möten dei hungern bi uns Regierung? Un wenn dei nu noch miehr Diäten kriegen, möten´s denn noch miehr hungern? Dei armen Beamten! Nähmen´s doch ok ein Lütten, Herr Kriminal.

R. Nu hürt doch allens up!

T. Ne, Herr Kriminal, dit´s kein Besteckung, wie sünd doch nich bi Opel, orrer so, un wenn´t ok in dei beteren Kreis so Mod is, bi mi nich! Dortau bin ick tau iehrlich! Ick kann´t jo sowieso nich von dei Stüer avsetten!

R. Nu reicht! Her mit dei Flasch, dei ward intreckt!

T. Gluck, gluck, --- hier.

R. Dei Flasch mit Schnaps süllen´s hergäben!

T. Sei säden bloß Flasch!

R. Dat giwt orrig ein poor Dag extra!

T. Ja, Immer up dei Lütten! Ierst nähmen´s uns dei Thek an´ Hafen weg, un nu ok noch dei Flaschen!

R. Wie heiten Sei?

T. Dat fragen´s mi nu jedes Johr. Hier is viellicht ne Ordnung, jedet Johr dei Ünnerlagen verbummelt. Also immer noch Amandus Zacharias Täubchen, von Beruf Schnelllöper.

R. Gegen Sei lingen werrer miehrere Anzeigen vör! Dei ierst Anklag is wägen Bettelie. Sei hem dei Lüd belästigt, sei süllen Sei ´ne Mark gäben. Sei wollen dat Geld doch blots taun Supen hem, dat´s Bettelie, dat´s strafbar!

T. Ne, Herr Kriminal, dor sünd Sei nich up den niegsten Stand, ick hew nich bettelt, nee, ick hew ein Sponsor söcht vör miene private Fier. Un so maken´s dat doch all, ok hier in Kalen, alle Vereine in dei Stadt. Jeder will för sick fiern, un keiner hett naug Geld. Sogor uns Ministerpräsident Seite hett Sponsoren för dei 1000 Johr Fier von Mecklenburg söcht, hett in dei Zeitung stahn, un dei is ok nich bestraft worden. Herr Kriminal, ich fordere Gleichheit vor dem Recht!

R. Schluß dormit! Dei nächste Saak. Beleidigung der Stadtverwaltung und der Abgeordneten. Sei hem Larm up dei Straat makt un behaupt, allen´s wat dei maken, is einen ihrlichen Bürger mit Dreck tau beschmieten. Wie kamen´s tau so ein Behauptung?

T. Ne, annersrüm, Herr Kriminal, Ick war Schadensersatz un Schmerzensgeld inklagen!

R. Wat wullen Sei?

T. Ja, dat´s schon bäten her, is in tierigen Frühjohr wäst. Ick stah an Ramerdiek an Fautgängeröwerweg un will öwer dei Straat. Dunn kümmt uns Stadtobrigkeit angeführt. Ick warr dei untertänigst mit einen deipen Bückling grüßen, un wat maken dei? Dei führen dörch dei grote Pütt, dei dor in Winter immer noch stünn, un haugten mi den ganzen Morrer in dei Oogen! Ick glieks Richtung Rathus, üm mi tau beschweren un wegen Schadenersatz vör mienen niegen Antog tau verlangen. Dei Oogen kreg ick noch nich so richtig up un so käm ick blos bet tau dat awgerätene Grundstück, dat früher Gärtner Federow gehürt hett, un dor plier ick ein bäten sitwärts, üm tau seihn, ob dor nich ein poor hübsche Blaumen bläugen, künn jo sin, denn wie´s vertellt hem, sall dat doch nu werrer ein Gärtner gehüren. Un bien Gärtner sall dat jo immer ordentlich sin un hübsch bläugen. Dorbi käm ick up den kaputten Gehweg in´t Stolpern un schlög lang hen. Dor leg ick nu, nee nich twischen Blaumen, nee twischen lurer Schiet un Unkrut! Dor süllen sik dei Abgeordneten mal mit befaten un nich glieks einen ihrboren un unbescholtenen Bürger wie mi, mit einen Strafantrag noch wierer in den Dreck tau drücken.

R. Bi Sei sind immer dei annern schuld. Sei maken mit Seier Uträden immer so wiere Umwäg, gäben´s doch mal gra un direkt tau, dat Sei schullig sünd!

T. Ja, Herr Kriminal, so gra un direkt geiht dat jo oft nich. Dat seihen Sei doch an uns Niebu - Gebiete in Kalen Mühlenberg I un II. Dei lingen dicht bie einanner up einen Barg un dor geiht aber kein Straat grad dörch, spärer möten´s doch üm dei halbe Stadt führen, üm von ein na´t anner tau kamen.

R. Na, viellicht ward dor nu ok bugt!

T. Ja, sall dor dat niege Stadtbad mit Sauna hen?

R. Quatsch, wie kamen´s up Stadtbad?

T. Weil dor doch schon über´n Johr so´n schön Baawannen steiht! Un weil sei dei Kinner up´n Schaulhof dat Schölerbad wegräten hem, dacht ik as Ersatz. Künn jo sin!

R. Blödsinn, dei nächste Saak! Erregung öffentlichen Ärgernisses! Sei hem an´ hellichten Dag dor vör dat ehemalige Landambo an´ Boom pinkelt! Schämen Sei sich nich? Dorvör hem wie öffentliche Toiletten. Wenn´s sick all an dei Bööm stellen würden, güngen dei glatt in un uns schöne olle Ansicht von´t olle Krankenhus wier versaut!

T. Öwer Herr Kriminal, dit können´s mi doch nich anlasten. Wenn ik wegen Blasendrücken dei Bööm eis begeiten dau, möten dei deswegen doch nich gliek weg. Nee, nee, Herr Kriminal, dor stünnen manchmal vääl miehr Minschen üm dei Bööm vör´t olle Krankenhus rüm! Komisch - - onen orrer so warden´s woll nennt!

R. Kommissionen meinen Sei!

T. Ja, - wiern vääl Lüd mit wichtige Gesichter un siker ok grot Gehälter, un wenn nu dei schönen Bööm weg möten un uns Stadtansicht versaut ward, denn ligt dat nich an mien bäten Pinkel, nee, - denn möten grötere un wichtigere Lüd as ick dor vääl miehr Mess üm dei Bööm makt hemmen!

R. Schluß, nu hew ick nauch von Seier Uträden! Hier is noch ein Anklag! Sei hem ein tätlichen Angriff up dei Angestellten von dei Stadtverwaltung an´ Ramerdiek makt.

T. Herr Kriminal, dat wier kein Angriff, dat wier reine Selbstverteidigung, dei wullten mi berauben.

R. Wat wier dit?

T. Dei wullten sick mien Buddel insacken! An´ Abend vörher stah ick an´ Diek un kiek, ob dei lütten Fisch schön wassen.

R. Wullten Sei werrer Schwartangeln?

T. Nee, nee - blos wägen dei Freud an dei Natur! Ick bin doch einen von dei Gräunen!

R. Sei un gräun, dat is doch albern. Blau sünd sei!

T. Nee, nee Herr Kriminal, un wie ick so kiek, ward mi döstig, ick hal mien Buddel rut un föllt mi nich mien schöne vulle, richtig vulle Buddel in´t Waarer. Ick hew noch dei halwe Nacht rümfischt, hew´s in dat gräune Tügs nich funnen. Dorbi bin´k noch rinfollen un as ick ut den Diek werrer rutklattert wier, säden mien Kumpels, ick wier nu einen Gräunen! Un nu kümmt dei Gemeinheit! An´ nächsten Morgen sünd dei Kierls von dei Stadtverwaltung mit´n Kahn up´n Diek un fischen na mien Buddel; na, dor wier wat los!

R. Dei Männer von dei Stadtverwaltung süllen doch dei Algen von Diek fischen. Dat möt alle poor Wochen makt warn!

T. Dat seggen Sei, dei wullten mien Buddel! Wotau fischen dei dat Gräuntügs af? Ward dat brukt? - - - Ja, - - jetzt föllt mi in, dei Chinesen äten Algen orrer Tang, - ja - dat´s verköpen´s  siker an dei Chinarestaurants - - un in dei Kosmetikindustrie bruken´s dat ok, u dat is düer! Verstahn´s dat, Herr Kriminal, würden Sei sick sowat in´t Gesicht smeeren? - I gitt! - Wenn nu dei Stadtverwaltung alle vierteihn Dag einen grooten LKW vull Algen verköfft, kümmt ganz schön Geld in dei Stadtkass, dor kann dei Stadt noch von ehr Schulden rünnerkamen! Ganz schön clever uns Stadtverwaltung! Viellicht reicht dat denn ok för ne Gehaltserhöhung för Sei, Herr Kriminal.

R. Nu reicht mie´t över! Ab in´ Knast!

 

 

Täubchen im Verhör

(Februar 1996)

 

R. Ick weit nich, wie oft ick den Kierl schon in´ Knast stecken hew! Hüren Sei, - hüren Sei, na taun Dunnerwetter, kann dei Kierl all werrer nich hüren?

T. Hier, Herr Kriminal, ick melde mir, ick bin all werrer hier! Alle Jahre wieder, - - hick -

R. Sei sünd nich bloß taub, sondern ok besapen!

T. Ick heit nich Taub, Herr Kriminal, sondern Täubchen, wie so´n lütt unschuldig Duw, Herr Kriminal. Öwer Sei kennen mi doch, orrer sünd Sei stolz worren? Jetzt wo´s Beamter worren sünd, kennen, s dei lütten Lüd woll nich miehr! Nu hemmen´s ein gauden Posten, den hollen´s man wiss.

R. Wat erlauben Sei sik för Frechheiten? Nähmen´s sick blot´s ein bäten in Acht, oll Fründ!

T. Seihen´s, nu seggen Sei all werrer oll Fründ tau mi. So lang as wie uns nu schon kennen, hemm wie noch nie ein´ tausamen drunken. Dorbi hemm wie doch meistens dei sülbe Tätigkeit!

R. Wat?!!

T. Ja, wie sitten doch meistens beid, Sei hier up den Stauhl un ick leider in´ Knast! - - - Prost, Herr Kriminal, dat Läben is nur noch in´ Suff tau verdrägen!

R. Dit´s ein starkes Stück, inne Amtsstuw tau supen! So wat hett doch woll noch nie gäben!

T. Nu rägen´s sick man nich up, Herr Kriminal, dei Groten sünd noch vääl schlimmer! Ich hef´t in Fernsehen seihn, dor söpen´s in dei Diensttied, un in´t Amtsgebäude un von Stüergelder betahlt. Schlampanger un anner gaud Saken, immer von´t Best. Un dat nennen dei denn Empfang! Öwer, wenn wie eis tausamen sitten un ein poor drinken, denn heit dat gliek wie supen. Dorbi nähmen wie uns eigen Geld un dei nähmen nich mal ehr eigen Diät. Wieso heit dat Diät? Möten dei hungern bi uns Regierung? Nähmen´s doch ok einen Lütten, Herr Kriminal.

R. Nu hürt doch allen´s up!

T. Nee, nee, Herr Kriminal, dit´s kein Besteckung, wenn´t ok in dei beteren Kreis jetzt so Mod is. Bi mi nich! Dortau bin´k tau iehrlich!

R. Nu reicht, her mit dei Flasch! Dei ward intreckt!

T. Gluck, gluck, - - - leer, - - - hier.

R. Dei Flasch mit den Schnaps süllen´s hergäben!

T. Sei säden bloß Flasch!

R. Dit giwt orrig ein poor Dag extra! Wie heiten Sei?

T. Dat hem´s mi doch schon jedes Johr fragt. Hem´s dei ollen Unnerlagen all werrer verbummelt? Dit´s öwer ne Ordnung hier!  Also, --- Amandus Zacharias Täubchen.

R. Sünd Sei verheiratet?

T. All werrer, Herr Kriminal.

R. Wat heit dat nu?

T. Veronika is jo nu weg, nu hew ick Fieken!

R. Wer is denn dat?

T. So genau weit ick dat jo ok noch nich. Öwer sei kennen ehr doch ok, sei hett doch all öfter hier bi Sei insäten.

R. Mit wecker sind Sei denn nu verheiratet?

T. Mit Veronika, - öwer, dei is nu jo weg!

R. O - Gott.

T. Nee, nich mit Lott, dat wier ok nix, dei söp!

R. Nu hew ick naug mit Seier Frugens! Gegen Sei liggen miehrere Anzeigen vör!

T. Ick bin unschuldig, Herr Kriminal.

R. Sei weiten doch noch gornich worüm dat geiht!

T. Ick weit jo nich, wat Sei rutkrägen hem.

R. Dei ierst Anklag is wägen Bettelie. Sei hem Lüd belästigt, Sei süllen Geld gäben. Sei wollen dat doch blots tau´n Supen hem, son´n Belästigung is strafbar!

T. Nee, Herr Kriminal, dor sünd Sei nich up den niegsten Stand, ick hew nich bettelt, nee, ick hew einen Sponsor söcht vör miene private Fier. So maken´s dat doch jetzt all. Sogor uns Groten von Land un Kreis hem Sponsoren vör dei Veranstaltungen söcht, hett in dei Zeitung stahn. Un dei sünd ok nich bestraft worden. Herr Kriminal, ick fordere Gleichheit vor dem Recht!

R. Ick warr Sei, von wägen Gleichheit! Also dei Fundunterschlagung. Wat hem´s funnen?

T. Einen Strick, Herr Kriminal.

R. Wägen einen einfachen Strick warrn Sei doch nich anzeigt!

T. Nee, dor hüng jo noch ein Kauh an, un dat dusslige Veih lööp immer hinner mi her.

R. Worüm hem´s dei Kauh den Besitzer nich werrer trög gäben?

T. Süll ick den noch seuken? Ick hew´s verköft. Billig, ja Herr Kriminal billig, wie bi dei Treuhand, nich gra för 1 Mark, nee, för ne Buddel. Wull mi jo nich bereichern!

R. Sei könn´ doch nich einfach, etwas wat Sei nich gehürt, för ein Appel un ein Ei weggäben, dat´s strafbar!

T. Nu rägen´s sich man nich wägen so´n dämlich Kauh up. Dei Treuhand verkloppt ganze Geurer un Fabriken för ne Mark!

R. Nu reicht! Dei nächste Anzeig is wägen Taschendiebstahls. Einen von uns Gäst an´ Hafen hem´s dat Portmanie ut dei Tasch stahlen. Wat hem´s sick dorbi dacht?

T. Herr Kriminal, dat tellt nich! In dei Zeitung hett stahn: "Nach der Wahl müssen die Bürger tiefer in die Taschen greifen." Un dat hew ick makt!

R. T., doch in dei eigen un nich in frömm Taschen!

T. Öwer Herr Kriminal, in mien Taschen, dat hett doch kein Zweck, dor´s nix tau halen!

R. Un Sei fangen bi dei wohlhabenden Gäst an? Sei verjagen uns Touristen, dei sallen Geld in dei Stadt bringen!

T. Öwer, Herr Kriminal, ick bin doch nich Finanzminister, dat ick bi dei Lütten anfang! Un ick gehür jo ok tau Stadt, un so dacht ick mi steiht denn ok mi wat tau!

R. Täubchen, Täubchen, an Sei is ok kein Hülp miehr, dit warr´n werrer poor Monat!

T. Herr Kriminal, is dat nich ein bäten vääl? Wenn´k an Schneider, Graf, Zwickel, Treuhand un anner Grote denk, dei kriegen vör 30 Millionen viellicht 3 - 4 Johr, dat sünd för 20000 Mark = 1 Dag. Wenn´k so öwer-schlag, dat sünd bi mi 4000 Mark, dor müßten denn doch 5 Stunden naug sin!

R. Nu reicht! Mit so´n lütten Gauner wie Sei warr´n wi doch woll farrig!

T. Dorvon bin´k öwertügt! Prost, Herr Kriminal, dat Läben - - -

R. Nu is Schluß! Ab in´ Knast!

 

 

 

Täubchen in Verhör

 

Dat vierte Mal vör Gericht!

 

R. Hüren Sei, hüren Sei, Täubchen, na taun Dunnerwetter, kann dei Kierl werrer nich hüren! Jedes Johr dat sülwig Theater, supen un klaugen wierer makt dei Kierl nix. Herr Täubchen, taun Dunnerwerrer!!!

T. Prrr! Hick! Jawoll Herr Kriminal, so gehürt sick dat, immer höflich! Jawoll Herr Kriminal, ick melde mir! "Alle Jahre wieder kümmt dat Täubchen dran!" Jawoll Herr Kriminal, ick freug mi so, Sei werrer tau seihn. Freugen Sei sick ok?

R. Sei warren sick nich lang freugen, dit Johr warren´t ein poor Wochen miehr. Dor können´s an glöben!

T. Glöben?? Nee, weiten´s Herr Kriminal, früher hew ick immer noch an glöwt, dat drei Pund Rindfleisch ein anständig Supp ergäben, öwer dat´s vörbi! Bi den Rinderwahn? Ick glöw an gornix miehr!

R. (stütt den Kopp in dei Hännen, erschüttert) O, Gott!

T. Herr Kriminal, hem´s ok tau vääl Rindfleisch äten?

R. Wat erlauben Sei sick!! Sei warren jo von Johr tau Johr frecher! (Nimmt Täubchen dei Buddel ut dei Hand)

T. Sei warren jo so richtig wütend, dat stött Sei woll noch immer werrer up, dat Sei nich dei böberste Scheriff von dei Westernstadt worren sünd, öwer wie Sei töben noch 400 Mann up dei versprochenen Arbeitsplätze. Sei können doch noch hoffen, in dei Zeitung hett stahn, dat´s ein "schwebendes Verfahren"! Wat is eigentlich ein schwebendes Verfahren? Wier dei Westernstadt doch bloß ein Luftblas orrer ein Luftballon? Wenn dei Westernstadt blot ein Luftballon is, können´s dor viellicht Käpten bi dei Gondel dorvon warren. Sei gahn doch jetzt schon immer so licht in dei Luft!

R. Frechheit! Ein schwebendes Verfahren is ein Rechtsstreit, dei noch nicht entschieden is. Öwer hoffentlich ward naher endlich ruhig un still üm dei Westernunion!

T. Ruhig? Still? Rögt sick jo gornix miehr mit Arbeitsplätzen in Kalen. Dodenstill!! Dor föllt mi in, Herr Kriminal, dei wullten doch ok Westernfilme in dei Diekweid dreigen, dor weit ick jetzt einen passenden, den können´s noch dreigen, na Karl May: "Neukalen, Tal des Todes"!

R. Schluß dormit, dat Thema is aufschlotten!

T. Nee, nee, Herr Kriminal. Möt viellicht doch noch wat an sinn, wie in ein richtige Westernstadt sün´s jo in´ letzten Winter mit dei Goldgräberie anfungen!

R. Wat quasseln Sei dor, wer hett grawt?

T. Hem´s dat nich seihn, Herr Kriminal, up´n Möhlenbarg hem´s doch öwer Winter -zig Meter deip na Gold grawt, ein riesengrotes Lock harren´s dor! Offiziell süll´t  jo vör dei Entwässerung sin, öwer dat´s nich wohr, dei Entwässerung funktioniert öwerhaupt nich, dei wier nur Vörwand! Un wie´s unner dei Hand vertellen, sünd vääl Staatsgelder insett worden. Waigel stünn ok dor hinner, mit dat Niekalener Gold süll dat Milliardenlock in dei Staatskass saniert warren. Ja! Öwer hett woll allen´s nix bröcht, schließlich hem´s dat grote Lock werrer tauschüppt. Un weil´s so trurig wier´n wägen dat vääle weggeschmä-tene Geld, hem´s ne schwarte Deck röwer treckt. Un nu seggen´s, dat´s ne Straat, is öwer kein, is doch vääl tau small.

R. Dat´s doch Spinnerie, öwer Sei kamen mi grad richtig! Dei Anwahner von´ Salemer Weg beschweren sick, dat sei sick dor öfter verdächtig rümdrieben!

T. (langt dei Buddel von´ Disch) Ja, weiten´s Herr Kriminal, dor kümmt jetzt vääl miehr Waarer as vör dei Buddeli den Barg runner! Dat´s doch nich umsünst! Viellicht versäuken´s mit vääl Waarer doch noch Gold ut den Barg tau spölen. Un nu kiek ick na jeden Rägen, ob dor nich doch noch ein poor Nuggets tau finnen sünd.

R. Sei sünd nich blot kriminell, sondern ok grötenwahnsinnig! Öwer ick war Sei krigen! Ehr Personalie!

T. Alle Joh dat glieke, nähmens doch gliek dei ollen Papiere! Orre hem´s dei werrer vermöhlt?

R. Sei kriegen noch eis ein poor Dag extra wägen Beleidigung! Hier sünd dei von vörrig Johr! Dei ierst Anzeig gegen Sei: Diebstahl! Sei hem in dei Gaststätt einen Aktenkuffer von anner Gäst mitgahn laten, einfach klaut!! Dei Kuffer gehörte dei Stadtverwaltung! Dor wieren wichtige Papiere drin.

T. (Nimmt ein´ Schluck) Herr Kriminal, Papier, wat is dat schon. Do stahn in Niekalen etliche Container vull oll Papier up dei Straat. Wägen ein bäten Papier können´s mi nich belangen. Noten, Herr Kriminal, Noten wier´n in den Kuffer nich in!

R. Wieso Noten?

T. Nee, nee, ick mein jo Banknoten!

R. Sei gestahn den Diebstahl? Wo hem´s dei Papiere laten?

T. In´ Container, wo´s hengehören.

R. Dei wichtigen Papiere, Sei hem ganz Niekalen in Schwierigkeiten bröcht! Dat wier dei Nutzungskonzeption vör den Hafen! Nu möten dei Niekalener wägen Sei viellicht 1,3 Mill. DM an Schwerin trögbetahlen! Dei Bürgermeister müßt extra na Schwerin führen, dor süll hei dei Nutzungskonzeption von den Waarerwanderplatz vörlägen, un dunn harr hei kein.

T. Waarerwanderplatz? Wandert hett dat Waarer doch all immer, dat Waarer is doch immer schon dei Peen runner loopen. Un nu möten´s ein Konzeption dorvör hem?

R. Quatsch! Dat´s ein Touristenwanderplatz. Dei Touristen sünd ein wichtiger Wirtschaftsfaktor vör Niekalen!

T. Dor hem´s recht! Dei bruken wi. Dei laten öfter dei leeren Bierbuddels an´ Hafen stahn. Dat bringt vör mi immer noch ein bäten! Un ahn Konzeption kein leer Buddels?

R. Niekalen hett von Schwerin dat Geld krägen un sall in dei Konzeption nahwiesen, dat dat richtig anlegt is!

T. Ach so! Denn möt ick einfach ein nie schrieben. Dat´s doch nich so schlimm! So, - - - Niekalen hett ein´ Hafen, dor´s Waarer in, un dor können Schipp up führen, un an´ Rand von´t Waarer können´s anlegen, un denn is dor ein Hus, un dor giwt leider kein Bier miehr! Farrig! Vör dei poor leer Bierbuddels is dat naug!

R. Seier Gequassel makt mi wahnsinnig!

T. Vörsichtig, Herr Kriminal, denken´s an den Rinderwahn!

R. Ein Anzeig gegen Sei wägen Betrug un Immobilienschwindel!

T. Herr Kriminal, doch nich gegen mi, ick bin Täubchen un nich Schneider!

R. Sei sünd anklagt, weil Sei versöcht hem, den Niekalener Hafen tau verköpen. Wer is öwerhaupt up disse Schnapsidee kamen?

T. Schnapsidee, hem Sei öwer segt, Herr Kriminal, ick hew´t in dei Zeitung läst. Dor stünn, uns Bürgermeister will den Hafen verköpen. Un ick hew mi segt, Täubchen, nehm dat sülm in dei Hand, süns beiden dei den Hafen werrer so´n windige Firma wie dei Westerunion an! Un denn kieken dei Kalschen in dei Rühr!

R. Dei Niekalener Hafen is doch nich seier Eigentum!

T. Herr Kriminal, dat weiten´s öwer nich genau, ungeklärte Eigentumsverhältnisse! Mien Oll hett früher all immer segt, dei annern hem Hus un Hof, dat hem wie nich. dorvör gehürt uns dei grote, wiede Welt. Herr Kriminal, un wat vör ein lütt Stück is dei Niekalener Hafen dorvon!

R. Dei Anzeig kümmt ut Frankfurt/Main. Mit wecker Lüd hem Sei unberechtigt verhandelt?

T. Dor wieren twei sehr vürnehme Herren mit ein gro Jacht in´ Hafen. Harr´n düster Antög an, mit fiene Striepen. Un ick hew hürt, dei wier´n von ´ne Bank. Dor hew ick mi ranmakt, un as orrig wat drunken harr´n, hew ick ehr vertellt, ick wier ein verarmten Nahkömmling von dei ollen Wendenfürsten, un dat güng mi jetzt so schlicht, nu müßt ick ok noch den Niekalener Hafen verköpen!

R. Un dat hem dei glöwt?

T. Ja, - - Dei wier´n doch von dei dütsche Bank, un dei hem Schneider doch ok allen´s afnahmen.

R. Hier steiht, Sei hem gliek ein Anzahlung kassiert. Dei möten´s trög tahlen!

T. Dat geiht nich, dat Geld is futsch! Dat hem´w den Abend gliek versapen! Dat wier ein Fest (Schluck) !!! Dat Geld hem dei gliek up dei Thek lägen müßt, ick hew nix krägen, mi können´s nix, ick bin sauber. Herr Kriminal, ick lat mi doch nich in ein Reich stellen mit Graf, Schnieder un wie dei Groten all heiten! Dei Groten stäken doch all unner ein Deck. Dat ward allens slichter. Früher hem´s dei Regierenden, dat wier´n dei gekrönten Häupter, dei hem´s salbt! Hüt war´n dei Regierenden bloß noch smert!

R. Dit reicht, her mit dei Buddel! Hier is ein Anzeig wegen Körperverletzung! Sei hem an dei Schaul ein Schlägerie anfungen, un ein Beamten vom Ordnungsamt Demmin verletzt! Wie kamen´s dortau?

T. Herr Kriminal, dei hett mi beleidigt, ick bin unschüllig! Ick stah dor an´ Schaulhof un freug mi öwer dei tobenden Kinner. Dat is dor jo blot tau lut, wägen dei Bum, Bum, Bum Musik. Un ick kann den Krach nich miehr so af. Lad mi nülich mien Kumpel tau´n Fernsehen in. Einen schönen Naturfilm, dei seih ick doch so giern. Dei wier von dei Wilden ut Neuginea, dei noch in dei Steintied läben. Wie in Kalen sünd jo schon ein bäten wierer! Dei Wilden makten dor Musik un trummelten up einen hollen Boomstump, Bum, Bum, Bum. Stell af, hew ick tau mien Fründ segt, ick kann diese moderne Musik nich miehr hüren. Un ick freug mi tau dei niege Turnhall. Früher wier dor jo blot dei olle Werkschuppen un dei grote Klärgruf von dei Schaul. Mit mal steiht näben mi ein Herr mit Schlips un Aktenkuffer. Hei kickt mi an un seggt, dat rückt hier so. Ick kiek em an, un denk, beleidigen lat ick mi nich, ick bin sauber. Denn Sei weiten jo, Herr Kriminal, ierst vörrig Johr as ick säten hew, hew ick mi wascht un duscht. Hei kick mi werrer an un segt, dat stinkt! Herr Kriminal, dunn hew´k tauhaugt, denn beliedigen lat ick mi nich.

R. Dei hett Sei doch gor nich meint, so steiht hier. Dei Gestank käm von dei Toiletten!

T. Na, na, öwer Herr Kriminal, dat giwt doch immer weck dei meckern möten. Hür ick, wie ein poor Kinner sik unnerhollen. "Ih, da kann man nich hingehen, da halt ich das, ich wart bis ich zu Haus bin", un so. Wat hem dei Görn gegen dei nie Turnhall?

R. Dat hem´s nich richtig verstahn, dei meinten nich dei Turnhall sondern dei Toiletten! Seit sei dei Klärgruw wegrieten müßten, is dat dor nich ganz in Ordnung.

T. Wat - - - dei Toiletten von dei Kinner sind nich in Ordnung, gra bi dei Kinner! Dat´s doch gegen dat Gesetz! Wenn ick eis ein lütt bäten dorgegen verstöt, hem´s mi gliek bi´n Kanthaken! Hier möten´s ingriepen!

R. Kann´k nich Herr Täubchen, dor ligt ein Utnahmegenehmigung vör!

T. Wer hett denn dat genehmigt?

R. Dei Mann von´t Ordnungsamt in Demmin!

T. Dei? Jäh, meinen´s nich ok Herr Kriminal, dat dei denn mien Schläg verdeint hett?

R. Dei is doch nich allein schuld!

T. Ach, Sei meinen, anner harren ok noch Schläg hemmen müßt?

R. Nu warren´s man nich upsässig! Jetzt noch ein Anzeig wägen Inbruch un Ruhestörung! Wat hem´s dor werrer anstellt?

T. Wann wier dat, Herr Kriminal? Nich, dat wi dor wat dörcheinanner bringen. Ick will Sei doch nich mit öwerflüssige Saken belasten.

R. Wat hem´s denn noch allen´s utfräten? Rut mit dei Sprak!

T. Nee, nee, Herr Kriminal, ick meinte nur so! Wann?

R. Dat wier in´ Sommer!

T. Ach so, nee weiten´s Herr Kriminal, dat wier nix gegen dat Gesetzt! Dat wier kein Bruch, dor hew ick nur mi taustahende Rechte wohrnahmen. Dat wier so, ick brukte na ´ne Fier nörig ein drög Flach taun slapen. Un so güng ick in den Bürgerpark an´ Diek mit dei lütten Hütten. Dei is jo vör dei ölleren Bürger! An´ Dag bin ick dor schon öfter wäst, dor stürt mi keiner, kümmt jo süns nich einer hen. Is zwor vör alle ölleren Bürger, öwer ick bin dor immer allein! Un in´ Busch, hinner ein von dei Hütten, hew ick mi dat nörigste versteckt, Decken un ok bäten tau drinken.

R. Nu quasseln´s man nich so lang!

T. Jäh, Herr Kriminal, un wie ick nu den Abend in den Bürgerpark will, is dei awslaten. Ditt wier jo nu so tau segen mien Hus, un dat einfach afslaten.

R. Ach, dann hem´s einfach dei Dör upbraken!

T. Herr Kriminal, vör mi as Fachmann kein Pro-blem! Ick leg mi slapen, un midden in dei Nacht krieg ick einen Brand! So´n richtigen Nahdöst, na Sei weiten jo wie dat is, Herr Kriminal. Ick wull mi nu mien Bier ut den Busch halen, is dat weg - klaut! Mi hem´s beklaut, Herr Kriminal! Un ick ein Döst!!! Dor föhl mi dat klore Quellwaarer in´ Diek in, von dat uns Bürgermeister schon seit Johren in dei Zeitung schrieben löt! Ick an´ Diek, leg mi up den Buk un nähm einen anständigen Schluck! Herr Kriminal, ick weit jo nich wie Quellwaarer schmeckt, ick drünk jo süs kein Waarer, öwer dit wier so dick, mi wör ganz anners, mi zerrät dei Mag! Ick hew bölckt, öwer keiner hett mi hürt!

R. Dat können´s doch nich drinken, in den Diek gahn doch noch dei ungeklärten Avwaarer von dei Fritz-Reuter- un John Brinkmannstraat rin!

T. Wat, - - kein Qullwaarer? Avwaarer? Ääh, nu weit ick ok, wat vör ein Klump mi damals dörch dei Kähl rutscht is!

R. Dunn hem´s Krach makt!

T. Nee, nee, Herr Kriminal, ierst spärer. Dat brennte mi so in dei Mag! Ick hen na´t Rathus.

R. Wat wullen´s dor in dei Nacht?

T. Dei Siren drücken, dat brennt mi doch so! Öwer ick käm jo gor nich so wiet, bie´t awgeräten Grundstück, schräg gegenöwer von Diek dor schlöcht schon dörch. Ick dei Büx run, egal denk ick, twischen Dreck, Unkrut un Hunnschiet föllt dien Hümpel sowieso nich up. Ick in dei Huck! Herr Kriminal, lurer Brennnettel, dunn hew´k bölkt, un nu hem´s hürt!!! Herr Kriminal, öwer ein nakten Nors rägen´s sick up, öwer öber den Dreck, dei dor schon johrelang liegt, unnernimmt keiner wat. Schon vörrig Johr is mi dat dor malürt! Ja, un dormit alle Frömden seihn wie schön Niekalen is, hem´s dor up dei Straat nur 30 km/h vör dei Autos taulaten, so hem dei wenigstens Tied sick dei dreckiger Eck so richtig tau bekieken!

R. Nu rägen´s sick man nich up!

T. Wat sall ick mi nich uprägen? Ich war Anzeig erstatten, Körperverletzung, taglang hett mi dei Nors un ok anner Saken noch jöckt. Un wenn´k nu dörch dei Avwaarer ümkamen wier? Quellwaarer - - -, dat´s doch Irreführung! Ick mak Anzeig wegen versöchten Mord!

R. Sachte, Täubchen, wenn´s nich in den Bürgerpark inbraken wier´n, wier dit allen´s nich passiert!

T. Ach - -, nu kam ick ierst dorhinner, dei Bürgerpark is avslaten, dormit dor keiner nachts ut den Diek drinken kann! Dat´s raffiniert.

R. So vör ditt Johr reicht dat werrer, av in´ Knast!

 

 

 

Täubchen dat föfte Mal vör Gericht

(1997)

 

R. Jedes Johr dat sülwig Theater, tau´n föften Mal steiht dei Strolch dit Johr vör Gericht! Wo bliwt hei nu werrer. Täubchen, - Herr Täubchen!

T. Jawoll, Herr Kriminal, hier bin ick!

R. Wat is mit Sei? So kenn ick Sei jo gor nich!

T. Herr Kriminal, ick bin jetzt Apperativer!

R. Wat sind Sei?

T. Ick sup nich miehr, ick bin dröch!

R. Ach Sei meinen, Sei sind Abstinenzler!

T. Nee, dei Abstinenzler is ein Schnaps, einen ganz Schlimmen, einen Schluck un denn krigten immer Appetit up miehr.

R. Sei kriegen dat dörcheinanner, wer keinen Alkohol miehr drinkt, dei is ein Abstinenzler. Wieso hem´s sick denn so ännert?

T. Hem´s dat noch nich mitkrägen? Dei hem doch kein Geld!! Bruken´s blot in Fernsehn kieken! Dei Gesundheitsminister Seehofer segt, wi möten immer miehr allein betahlen. Ick hew so´n Schreck krägen, dunn harr´k dat gliek mit dei Läber! Hier, Herr Kriminal, hier!

R. Nu laten´s, laten´s dat, trecken´s sick hier nich ut!

T. Früher nehm ick immer ein kräftigen Schluck ut dei Buddel, un mi wier werrer gaud. Nu hem´s mi so bang makt, nu trug ick mi nich miehr! Ick hen na´n Dokter in siene niege düre Privatpraxis, wier jo lang nich miehr dor. Bi´n Dokter, dor kreg ick Oogen, dat wier jo ganz anners wie früher. Nich so einfach, beschiedenes Ambo, nee, jeder Dokter hett ne grote düre Praxis vör sick, hett sicher vääl Geld kost. Bi´n Dokter rinnen, verschreef hei mi kein Pillen. Dörf hei nich, dei Kass hett kein Geld. Ick na dei Aptheik, dor is ok alles schön nie makt, up dat fienste, düer, ick kreg Oogen. Dei gäben mi ok nix, harr kein Rezept, ward von dei Kass nich erstatt, kein Geld! Ich na den angelegten riesigen Palast von dei Krankenkass in Niebrandenburg. Dei wul´k dat zeigen, dei süllen Täubchen kennen lieren. Minsch, ein Palast, Stahl, Glas, Speigels, ick wier so lütt. Minsch, hett dat Geld kost. Un binnen seh dat düer ut un hübsche fründlich Fräuleins, ick kreg viellicht Oogen! Nee, seggen dei, betahlen wie nich - kein Geld. Ick na den Minister schräben, dei hett höflich antwurt, öwer lehnt ok af, kein Geld! Un nächsten Dag läs ick in dei Zeitung: Diäten erhöht, un dei Chefs von dei Krankenkassen verdeinen noch miehr as Kohl!! Dorvör is Geld!! Dat Gesundheitswesen in Dütschland is krank, öwer liekers stöten sick weck daran gesund. Herr Kriminal, wer dor nich in´t Grübeln kümmt un werrer an tau supen fängt, is sülm schuld. Ick möt werrer an miene olle Medizin, dei niege is einfach nich tau betahlen. Prost, Herr Kriminal, dat Läben is nur in´ Suff tau verdrägen!

R. Hier ward nich sapen, her mit dei Flasch!

T. Herr Kriminal, ick hew Sei doch gra verklort, dat dit mien Medizin is, dei dörben Sei mi nich enttrecken!

R. Gegen Sei ligt ein Anzeig vör, Sei sallen öfter dei Straaten verunreinigt hem. Bierflaschen, Bierdosen, Zigrettenschachteln un anner Krempel ligt up dei Straaten. Dei Bürger beschweren sick un drohen, öwerhaupt nich miehr tau fegen, wenn gegen dei Verunrei-nigung nixt makt ward. So geiht dat nich wierer! Uns Bürgermeister hätt all räd un räd un in dei Zeitung schräwen, öwer keiner makt wat! Nu sall dörchgräpen warren.

T. Herr Kriminal, dat lat ick mi nich in dei Schauh schuben! Sovääl as dor leer rümligt, kann sogor ick nich allein utsupen. Un dat meiste ligt up den Markt üm´t Rathus! Süll viellicht uns Stadtverwaltung? Un Sei sitten doch ok dor!

R. Frechheit! Dat meist ligt an´t Wochenend, wenn keiner in´t Rathus is!

T. Un dat wil´k Sei seggen, dei Bierflaschen sammel ick immer noch von dei annern weg! Dei reichen Mondag immer för einen gauden Schluck! Vör disse Stadtreinigung müßt ick noch Geld von Bürgermeister kriegen.

R. Quatsch! Jetzt will dei Stadtverwaltung sogor noch ein düre Kehrmaschin insetten laten, dormit regelmäßig sauber makt ward. Dei möten dei Bürger denn betahlen, Sei ok!

T. Ick ok? Dei fegen mi dei schönen Pfandflaschen weg, un denn sall ick noch betahlen? Herr Kriminal, dat´s ungerecht. Dat können´s nich taulaten!

R. Dei Stadtverwaltung hett jetzt ein Stadtrei-nigungssatzung erarbeitet un ab nächst Johr warden dei Verschmutzer tau Verantwurtung treckt!

T. Dei gell noch gor nich? Ätsch!! Herr Kriminal, denn könn´s mi doch noch gornix! Denn harr´n dei Abgeordneten doch lang so´n Gesetz beschluten müßt.

R. So´n Stadtreinigungssatzung tau erarbeiten is nich so einfach, as Sei sick dat vörstellen. Seit 6 Johr sall dei schon erarbeitet warr´n.

T. Seit 6 Johr? Ach, wenn dor weck den Bessen statt den Bliestift nahmen harr´n, wier in dei Tied dei Stadt woll schön sauber wäst!

R. Nu warren´s schon werrer unverschämt!

T. Ach weiten´s, Herr Kriminal, wenn´k an´t Grundstück von früher Gärtner Federow, schräg gegenöwer den Diek denk, wo mi jedes Johr in Dreck un Unkrut wat malürt, un dat gehürt jo einen Abgeordneten, denn kann ick mi nich vörstellen, dat dei vör ein Rei-nigungssatzung is.

R. Ja, ja, ick bün hüt öwer den schönen niegen Promenadenstieg gahn, öwer wie seihn dei Gorden ut. Wie laten dies Anklag fallen un räden nich miehr öwer dit Thema!

R. Hier is ´ne Anzeig wägen Diebstahl!

T. Bin ick nich wäst, Herr Kriminal, dor könn´s mi nich vör belangen!

R. Sei weiten doch öwerhaupt nich, worüm dat geiht. Also hollen´s dei Schnut!

T. Immer höflich, Herr Kriminal, ick bin noch ein frier Bürger un stah unner´n Schutz von´t Grundgesetz.

R. Sei sünd öwer nich miehr lang frie. Dat Handwarkstüg von dei Stratenbugers, wat Sei klaut hem, is sicherstellt worden. Sei könn´ nich miehr strieden!

T. Herr Kriminal, dei hem hüttaudags so vääl Warktüg! Früher harrn´s ne Koor, Schupp un ´n Hammer un bugten dormit dei schönsten Straaten. Hüt schlöpen´s sovääl Tüg´s un Baggers mit sick rüm, dat´s kum noch taun arbeiten kamen. Dor hew ick mi dacht, nimm wat weg, denn schafft dat miehr. Dei Anwahner hem sick all lang beschwert, dat dei Termine, dei dei Bürgermeister nennt hett, nich inhollen warren. Ick hew nur taun Wohle der Bürger hannelt!

R. Sei hem, ünner annern, dei Waarerwaagen un dei Richtschnüre mitgahn laten. Un nu wunnern sick dei Lüd, dat dat Waarer an dei Gullis vörbi löpt un sei wägen Unebenheiten in´t Stolpern kamen. Dor sünd Sei an Schuld!

T. Herr Kriminal, ick will jo nich unanständig sin, öwer dat giwt ein ollet, einfaches Mittel, üm fasttaustellen, ob dat Gefälle richtig is. Un as mi nülich dat Bier mächtig drücken deh, hew ick sülm seihn, dat dat Gefälle nich stimmt.

R. Dummes Gered! Dei Stadtsanierungsträger will jetzt Geld von Bubetrieb trög un dei will von Sei Schadenersatz!

T. Herr Kriminal (leere Taschen ut dei Büx), von mi nix! Dei Rieken, dei vääl hem, betahlen hüttaudags in dissen Staat nix, un dei gor nix hem, betahlen ok nich. Nur dei dortwischen, dat sünd dei Dummen, dei möten betahlen.

R. Laten´s dat Supen!

T. Herr Kriminal, ick möt mien Medizin regelmäßig nähmen.

R. Mit Seier Klaugerie richten Sei groten Schaden an.

T. Herr Kriminal, dit möten Sei anners seihen, ick kurbel dei Konjunktur an. Wägen mi möten´s ein Diebstahlversicherung afschluten, un dat Geklaute möt frisch produziert warr´n. Beides bringt Arbeitsplätze. Wenn dei Politiker nix tau Stand bringen, ick mak wat!

R. Noch ein Anzeig wegen Diebstahl bi dei Radtour un bie´t Hafenfest! Sei wier´n doch dor?

T. Klor, Herr Kriminal, dat wier ein Fest, dor wier wat los. Dat hätt mi gefollen. Minsch, dor wier´n Gelegenheiten! Herr Kriminal, dor strampelten irgendweck näben dei Brück an´ Seil öwer dat Waarer, dei wier´n woll schon an´ hellichten Dag so besapen, dat´s dei Brück nich miehr seihn hem. Un Taucher söchten in´ Hafen na den Goldschatz von dei ollen Wenden, hem´s mi vertellt. Ick leg all up´n Sprung. Dat harr sick lohnt, wenn´k den krallt harr. Öwer dei fünn bloß ´ne Popp, nix för mi, mit lütt Poppen dörf ick nich spälen. Un as dei dusend Radfohrers kämen, Minsch wat ein Hümpel un so vääle schöne Fohrräd! Vörweg drei in´ne Spitzengrupp: Täve, Töpfer un so´n Groten, Starken. Ick käm in Gang, wer gewinnt? Täve, Täve, Täve, öwer bi dei steile Auffohrt an´ Möhlenbarg käm dat Gewicht von den Groten in´t rullen, dei annern harr´n kein Change miehr.

R. Sei meinen sicker unseren Landrat!

T. Landrat? Ick dacht, dei mit dat bunte Hemd, na dei Figur, dat wier dei Bodygard von Täve Schur! Dei berühmten Lüd hem doch all einen!

R. Sei kennen nich mal unseren Landrat?

T. Nee, wat is hei denn?

R. Wat Kohl in Dütschland is, is dei Landrat vör den Kreis Demmin. Na, so in Lütten!

T. Ach so, - so´n Mini - Kohl!

R. Warrn´s nich frech!

T. Dat wier also dei Chef von unsen Bürgermeister? Oha, Minsch, Minsch, den hett Günti den Nahmiddag öwer richtig den Marsch blast. Dat hei sick door so trugt hett! Un dei Landrat hett dörch dei steile Affohrt dei Tour gewunnen? Dull, dat uns führenden Politiker tau Tied bi dei Talfohrten up allen Gebieten nich tau schlagen sünd!

R. Sei hem den Landrat dat Fohrrad, dei Mütz un ein Tasch klaut!

T. Herr Kriminal, wie könn´s sowat behaupten, mi as iehrlichen Bürger -

R. Dei Mütz - - - her mit dei Mütz - - - hier steiht dei Nahm von´ Landrat. Nu können´s nich miehr strieden! Un dei Tasch hem´s ok. Dor wier´n sien Saken tau´n Ümtrecken in. Sei sünd schuld, dat hei sick nich ümtrecken künn, un sien Amtshandlung in korte Büxen maken müßt. Dat wier nich schön! So kann doch ein Amtsperson sien Anseihn verlieren! Eine grote Frechheit so´ne Festlichkeit tau´n gemeinen Diebstahl tau nutzen! Wat hem´s sick dorbi dacht?

T. Jääh, - - Herr Kriminal. Ick dacht, dei Gelegenheit is günstig! Un dat Fohrrad von den Schweren ward vör miene Avtransporte be-stimmt stabil nauch sin. Un den hew ick doch ok dacht, dat gehört einen Wachschutz. So einen tau beklaugen is einen scharpen Sport un sportlich wull ick den Dag ok sin.

R. Wo hem´s dat Fohrrad un dei Tasch laten?

T. Dei Klamotten ut dei Tasch wier´n mi vääl tau grod! In dei Büx künn´k mi dreimal inwickeln. Dat hew´k all in Hafen schmetten, un nich mal dei Taucher hem dat funnen. Dat Fohrrad bruk ick sülm. Dei Regierung hett seggt, dei Arbeitsnehmer möten beweglicher warr´n. Ick bin zwor kein Arbeitsnehmer, öwer ein Nehmer bin ick ok.

R. In ierster Linie sünd Sei ein Ganov! Wat is ditt hier? Urkundenfälschung un falsche Angaben öwer Seier Strafregister. Dormit wullten Sei sick bi dei nächste Wahl as Bürgermeisterkandidat upstellen laten. Wie kamen Sei up disse dumme Idee?

T. Herr Kriminal, Bürgermeister von Niekalen tau warr´n, is doch kein dumme Idee. Wat hollen Sei von ´ne Demokratie? Sovääl as ick weit, sünd doch nich vääl Bewerber för dissen Posten! Von dei SPD sünn´s all schon wegloopen. Un dei annern Parteien? Könn´s ok vergäten. Dei Abgeordneten von dei CDU meckern sovääl mit ehren Chef un Bürgermeister, wenn hei nich dor is, dat hei schon in dei Zeitung droht hett, hei ward noch weck an dei Uhren rieten, orrer so. Un dorbi sünd dei immer so brav un seggen fast gor nix, wenn hei dor is. Ick weit ok nich, dorbi verspräkt uns Bürgermeister doch dei Lüd allens und schüfft sovääl an, ok wat sowieso nich intohollen is. Un dei FDP as Stüersenkungspartei - ja, wenn dei dei richtige Stüer senken würden, dei Schnapsstüer, denn wier´k vör dei! Öwer dei denken doch nich an uns lütt Lüd, dei sorgen doch blot vör dei Groten! Ick war mien eigen Partei gründen! Partei dei Antialkoholiker un Ehrenmänner. So ein Partei giwt dat noch nich!

R. Antialkoholiker un Ehrenmänner, dat ick nich lach. Gra Sei! Dat ward doch nix, dat hollen´s nie in! Dor bedreigen Sei doch dei Wähler!

T. Wahlverspreken warr´n meistens nich inhollen, denken´s doch an dei 400 Arbeitsplätze bi dei Westernunion in Niekalen. Dor räd keiner miehr von. Un dat bruken Sei ok nich, hett dat böberste Gericht fastlegt. Also wat kann mi passieren? Hauptsaak ick warr wählt un hew mien Pensionsberechtigung!

R. Nu ward spaßig! Wat würden Sei denn allen´s maken as Bürgermeister in Niekalen?

T. Wenn ick Bürgermeister wier, Herr Kriminal? Denn müßten Sei vör mi strammstahn! Denn mit Sei hew´k noch manches Höhnchen tau ruppen!

R. So wiet käm´t also. Öwer noch hew ick wat tau seggen, un Sei kriegen wägen Urkundenfälschen orrig poor Dag! Herr Täubchen, wenn Sei so wierer maken, warr´n sei noch ut Niekalen utwiest. So´n Strolche wie Sei warr´n in Taukunft in Niekalen nich duld!

T. Herr Kriminal, dat ward nix. Denn hett Niekalen werrer ein Inwahner weniger. Un denn kümmt uns Sülbstständigkeit als Stadt in Gefohr! Dei Schweriner hem all markt, dat Niekalen för einen Bürgermeister tau lütt is, - - - nee wie wiert? - - orrer dat uns Bürgermeister för Niekalen tau grot is - - - ach, ick weit ok nich miehr wie´t wier,

R. Na, up Sei können wie in Niekalen woll noch verzichten!

T. Nee, nee, uns Bürgermeister hett segt un so stünd ok in dei Zeitung, dat wie wägen uns Sülbstständigkeit dei Inwahnertahl erhöhen möten un wie jeden, egal wecker´t is, as Inwahner upnähmen warr´n. Un den kann´k Sei seggen, ick hew in letzter Tied mit etliche niege Kumpels vääl Bier drunken. Öwer Herr Kriminal, dat mö´k seggen, ok för mi ward dordörch dei Konkurenz scharper! Denn, wenn Niekalen tau wenig Inwahner hett, denn ward´n wie noch wo anners anschlaten, viellicht an Dargun bi Clasen! Oh, denn geiht mi schlicht, denn warr´n Sei Seiern gauden Posten los!

R. Vertellen´s keinen Blödsinn. Niekalen is schon öwer 700 Johr sülbständige Stadt un ward dat ok blieben!

T. Nee, nee, Herr Kriminal, kieken´s na Malchin. Dei warren Krankenhus un Amtsgericht los, un dei Malchiner nähmen sick nahstens Niekalen as Utgliek. Öwer dat´s immer noch bärer, as wenn uns dei Pommern achtern See kassieren! Öwer so licht laten dei Niekalener sick nich kassiren. Dei Verteidigung ward schon organisiert, an´ Möhlenbarg bugen´s schon dei niege Stadtmuer!

R. Quatsch! Stadtmuer, dor is doch nirgends wat tau seihen.

T. Herr Kriminal, gahn´s von Ramerdiek eis dörch dei Gordens, denn seihen´s dat dütlich. Is jo noch nich farig, öwer ward jede Woch miehr. "Festung Möhlenbarg", dei kriegen Sei nich!

R. Hüren´s up mit Seier Geräd!

T. Nee, Herr Kriminal, dat geiht üm uns beider Taukunft! Viellicht süllen dei Niekalener wie in ollen Tieden öwer Nacht ein poor Dörper kassieren un anschluten. Ick hew eis in´t Rathus dorvon hürt, Salem un Gauschendörp, dei gehören doch tau dei Perle des Nordens am See. Un dörch dat Kölpinwerk künn´ wie sogor denn Bad Niekalen warr´n.

R. Spinnen´s hier nicht rüm, hier geiht üm Seier Schandtaten!

T. Eben, eben, Herr Kriminal. Uns Bürgermeister hett seggt, wenn Niekalen irgendwo anschla-ten ward, ehrenamtlich un ahn Gehalt makt hei den Posten nich. Ick ok nich, denn treck ick mien Bewerbung as Bürgermeister werrer trög!

R. Nu reicht dat werrer. Öwer, wenn Sei glöben, dit ward wie alle Johr, denn irren´s sick. Sei hem sülm seggt, dei hem kein Geld. Bilden´s sick man nich in, dat Sei, wie alle Johr, den Winter warm un bi gaud Äten in´ Knast verbringen können. Dat ward nix! Rut! Dei Sozialutgaben sünd kört!

T. Herr Kriminal, dat können´s doch nich mit mi maken!

R. Rut!

 

 

Täubchen dat 6. Mal för Gericht!

(1999)

 

R. Täubchen, Herr Täubchen! Jedet Johr den sülben Arger mit den Kierl. Herr Täubchen!

T. Hier, Herr Kriminal. Ick heww dei Stadtfahn werrer, dei Stadtfahn! Is dat nich ein Wunner, sovääl Johr weg un Täubchen sorgt för Ordnung!

R. Ordnung warr ick Sei ierst bibringen. Irstens stahn´s hier vör Gericht un tweitens, dat is doch nich uns olle schöne Stadtfahn. Besapen sünd Sei! Wat sall dei Lappen eigentlich vörstellen?

T. Vörsicht, Herr Kriminal, keine Beleidigung dem geweihten Tuche!

R. Ja, ein Fahn is wat Besonderes. Up ´ne Fahn warr´n dei Soldaten hüt noch immer vereidigt. Öwer dit´s ein Lappen.

T. Herr Kriminal, dies Stadtfahn is wat besonderes, un ein Stadt ahn Fahn is gornix. Kein Wunner, dat wi bald an Pommern verluren gahn. Ahn Fahn! Un keiner makt wat, ick müßt ierst ´ne niege Fahn besorgen.

R. Den Lappen! Dei olle siedene Stadtfahn wier schön! Jetzt is ierst rutkamen, dat´s vör 5 - 6 Johr bi ein groten Festümtog orrer bi´t Schützenfest verschwunnen is!

T. Dor hemm wi dat!! Dunn hemm´s doch mächtig vääl schaten, un dunn würden wi ock an dat pommersche Demmin anschlaten, an Pommern!! Dei wiern dat, dei hemm dei Fahn!!

R. Schuben´s dei Schuld nich up anner! Dörch dei geklaute Fahn hemm´s uns Stadt in ganzen Lann blamiert!

T. Ja, ein Blamag is´t. Wenn früher dei Fahn verluren güng, hemm dei Böbersten wägen dei Schand sik dat Läben nahmen. Wie dei Japaner seggen, so´n Ort Hahnkikeriki (Harakiri) orrer so, dei schmeten sik glatt in´t Schwert! So - Herr Kriminal - so. Öwer wi hemm unseren Burmeister jo noch!

R. Maken´s hier keinen Unfug. Wat sall dei Lappen dor bedüden?

T. Herr Kriminal, ick finn dei Fahn schön un so symbolisch! Dei Meckelbörger Oss, dei rullt so wütend mit dei Oogen, weil hei von´t pommersche Demmin regierd ward! Un dei Tung ward immer länger, bi disse Wirtschaft.

R. Dei anner Siet von dei Fahn is doch ganz witt!

T. Symbolisch, Herr Kriminal, symbolisch, dei is so leddig wie dei Stadtkass! Orrer so unschullig witt, wie all dei Hänn´, dei mit dat Verschwinnen von dei Fahn tau daun hemm.

R. Sei sünd seihn worden, as Sei na den Ümtog in´t Rathus schläken sünd! Wat wullen Sei dor?

T. Mien Hänn´ waschen!

R. Wat? Hänn´ waschen?

T. Ja, Herr Kriminal, in Unschuld!

R. (schlägt mit Faust auf den Tisch) Nu´s Schluß!! Also?

T. Jä, Herr Kriminal, dor wier damals ok so´n Festempfang mit Schluck, un dor wull ick doch eis seihn, ob noch ...

R. Na, und?

T. Ick weit nich, öwer ick wier mächtig duhn!

R. Dei Letzt, dei nahwieslich dei Fahn in dei Hand harr, wier uns Burmeister.

T. Hemm´s em fat? Ick mein, hemm´s em in Verdacht?

R. Unverschämt! Hei hett dei Fahn an einen annern öwergäben, hei weit öwer nich miehr an wen. Un dei süll´s in´t Rathus stellen! Un Sei möten dei dor rut klaut hemm.

T. Herr Kriminal, ick weit von nix!

R. Immer dat selbe, supen un nahher von nix weiten!

T. Herr Kriminal, uns Burmeister weit öwer ok von nix!

R. Ick krieg dat noch rut! Denn sünd Sei dran! So´n Blamag für dei Stadt!

T. Ja, so´n Blamag! Müßt mi nülich von ein Utwärtigen seggen laten: „In Niekalen is nix tau halen, harr´n blot noch ´ne Fahn, un dei hemm´s  ok noch stahlen!“

R. Schluß dormit!!! Hier is dei nächste Anzeig wägen Betrugsversuch! För vääl Geld wullten Sei dei Plasteabfälle ut dei Hallen von dei ehemalige LPG öwernähmen un awführen!

T. Herr Kriminal, ick höll dat damals för ein gaud Saak! Harrn´s dat man makt! Dor leegen 7000 m3 stinkende Plastabfälle. Seit letzt Woch sünd nu ja ein poor weniger. Dei Anwahners hemm sik johrelang doröber uprägt un seggt, dat´s ´ne Schwindelfirma. Un wie dei Plasteschnippel stünken, bün´k sülm gewohr worren. Na ein Supen hew´k dor eis schlapen, ick dacht dat wier Stroh!

R. So kamen´s nich von aff, wierer!

T. An nächsten Morgen wier´k richtig vergift von den Gestank, künn gornich hochkamen. Ich heww mi eis na hinnen fat, öwer ick wier´t nich! Öwer warm wier mi dei Nors all mächtig. Un stunken heww´k, also runner mit dei ollen Plünnen un niege heww´k mi ut den Rode – Krüz – Container halt! Heww mi noch wascht, dunn kenn´t mi keiner miehr un Sei hölen mi all för einen anständigen Minschen. Dunn harr´k dei Idee. Ick heww ne Firma gründt, nur so taun Schien, wie´t jetzt Mod is. Dunn heww´k Fördermittel beandragt, Herr Kriminal, glatt na Schwerin schräben! Un gliek ein poor Millionen. Desto miehr, desto bärer!

R. So väl Unverschämtheit giwwt doch nich! Ich verstah nich, dat dei Schweriner den Betrugsverseuk nich gliek bi mi anzeigt hemm!

T. Herr Kriminal, dat warr´n dei doch gornich gewohr. Sei möten blot richtig tauhaugen, orrig ein poor Millionen, denn kriegen dei dor baben för Respekt gliek weike Knei! Denn ward gornich miehr grot öwerprüft un awrekend! Dat läsens doch däglich in dei Zeitung, so wie bi dei Werften orrer Brugerie in Niebrandenburg orrer so! Ick heww mi ein Firmenschild malt:

            Wir beseitigen ihre Sorgen

            Wir beseitigen ihre Plasteabfälle

                                                VEB Plasteverwertung

Ick dormit nat Rathus! Dei hemm lacht! VEB giww´t nich miehr! Öwer ick heww spurt un seggt, dat heit Virma für Erfolgreiche Blasteverwertung!

R. In Düütsch fählt? Firma ward mit F schräben un Plaste mit P!

T. Bestimmt? Herr Kriminal, weiten´s dat genau?

R. Ja!

T. Denn is dat na dei niege Rechtsschriebung, dor weit jo sowieso keiner miehr wat nu richtig is! Ick heww dei Verwaltung damals anbaden, för bloß ein halv Million wull´k dei Plasteabfälle ruthalen un beseitigen. Harrn´s dat man makt, denn jetzt künnt vielleicht noch dürer warr´n. Un ick harr mit mi hanneln laten. Öwer för mi harr´n dei jo kein Geld in dei Stadtkass! Süns harr´t schon klappt.

R. Wie stellen´s sik dat eigentlich vör? So einfach geiht dat nich!

T. Ganz einfach. Ick harr´t makt wie mien Vörgänger. Ick harr in dei Näh ´ne grot Hall pacht, un wenn allen´s dor inlagert wäst wier, harr´k awkassiert un wier mit dei Million in dei Karibik awdampt. Vielleicht harr´k mienen Vörgänger dor drapen, Minsch harr´n wi ´ne Fete unner Palmen makt.

R. Un Sei glöwen, dat dei Gemeinden un Verwaltungen still hollen harr´n?

T. Natürlich, in Niekalen hett dei Verwaltung un in Demmin dat Ordnungsamt ok bald drei Johr stillhollen, obgliek dei Lüd sick beschwert hemm un alle poor Dag so´n Schwinnel in dei Zeitung steiht. Ick wull den Schiet doch blot ut Niekalen rut hemm, bevör dat brennt, över nu is´t jo schon passiert.

R. Vör den Betrug gahn´s öwer sitten. Dor is noch ein Anklag wegen Inbruch un Verwüstung von´n Buwagen bi´t ehemalige Ambulatorium.

T. Wat, wat Herr Kriminal, wägen dit bäten klagen´s mi an? Ick un Verwüstung? Hemm´s nich seihn, wie dat dor buten utseihn hett? Fast ein ganzes Johr Dreck un Maad. Un wie wier dat früher hübsch!

R. Nu lenken´s nich aw!

T. Herr Kriminal, dat möten´s doch taugäben, dat wier früher doch mit dei schönste Ansicht in Niekalen!

R. Dat ward schon werrer schön.

T. Ja, Herr Kriminal, öwer vörher dei lütten schönen Bäum un naher dei Dreck ein ganzes Johr.

R. Nu reicht dat öwer! Dei Bu wier taun Wohle der Stadt!

T. Kenn´ wi! Dat hemm dei Böbersten immer seggt: Wir wollen nur euer Bestes. Un weg wier dat Geld.

R. Ein Woch extra, wägen ungebührlichen Benehmens vör Gericht! Wat hemm´s dor eigentlich söcht?

T. Ick wier damals so klamm, un ick dacht in Buwagen wier bäten tau äten un tau drinken, dor harr´n dei Lüd früher immer wat verstäken. Ick heww söcht, öwer nix! Dit sünd Tieden!  Poor  verdrögte  Müüs  legen  in  dei Ecken - verdösst!!!

R. Ach deswegen hemm´s allens dörchwäult, wo hemm´s dei Buunnerlagen laten?

T. Unnerlagen?

R. Die Bupapiere!

T. Ach, Papier! Herr Kriminal, dat wier´t jo. Dag vörher harr´k jo ok nix. Nur poor gräun Appel un Waarer. Un Waarer bekümmt mi doch gornich, dat schleit immer gliek dörch! Un dunn brukte ick dat Papier dringend för hinterlistige Zwecke.

R. Wat, mit dei wichtigen Unnerlagen hemm Sei sick . . . ?

T. Ja, Herr Kriminal, den Mors!

R. Dit´s jo taun verrückt warrn! Taun iersten Mal wullten dei Bubetriebe un dei Stadtverwaltung na den Buablopplan nur ein einziges Mal upgraben un denn gliek alle Leitungen rinnlengen un dei Straat werrer pflastern! In 4 Wochen süll alles farig sin! Dörch Seier Klaugerie wüßt keiner miehr den richtigen Ablop! Immer wenn´s den Bugraben werrer taumakt harren, käm noch ein Betrieb un müßt ein Leitung rinpacken. So hemm´s ein ganzes Johr buddelt un dei Lüd müßten dörch den Dreck waden. Dorvör warden Sei blechen! Hier noch ein Anklag wägen Beleidigung! Sei sallen up dei Straat rumbölkt hemm: Dei ünner süllen sporen un baben schmietens dat Geld ut Finster! Dat wiern Räuber!

T. Deit mi leed Herr Kriminal, ick heww´t nich bärer wüßt, ick dacht dat wier dei Wohrheit.

R. Wat weiten Sei, wie arbeit´ ward in dei Regierungen un Verwaltungen von Demmin bit Berlin!

T. Ja, Herr Kriminal - - - Hemm´s ok läst, in Berlin, dat sall jo ein Luxus sin. Na ja, mit Stüergelder! Vör poor 100 Millionen hemm´s dat Arbeitsministerium utbugt. Dei Trennwänn von dei Duschen sünd ut echten Marmor! Un jeder Beamter hett sein eigenes Handwaschbecken! Wotau eigentlich? Dor wascht doch sowieso ein Hand dei anner!

R. Sei räden sick immer miehr in Knast! Dei sünd zwor all öwerfüllt, öwer för Sei find ick noch Platz!

T. Bloß nich, Herr Kriminal - - - Hemm´s seihn, nu sall in Niekalen dat Rathus jo ok för 3 Millionen utbugt warrn.

R. Dat is ok dringend notwendig!

T. Ja, sicher, - - - öwer Herr Kriminal, wenn´t nu immer weniger Inwahner in Niekalen warrn, verliern wi uns Sülbständigkeit un warrn irgendwo anschlaten! Un wat ward denn ut uns Rathus? Denn is dat schöne Geld futsch! 3 Millionen dat sünd 250000 Buddel Schluck.

R. Nu malens nich den Deubel an dei Wand! Ick weit ok nich, wat denn ut uns schönet Rathus ward. Dor stahn schon so vääl Bürohüser leer!

T. Ja, - ja, - - Ick weit, Herr Kriminal. Wie maken dor einen Knast ut! Sei hemm doch seggt, is alles öwerbeleggt! Un dor noch so vääl Bedarf! Läsen´s doch in dei Zeitung, wat hüt tau Dags noch alles in den Knast möt. Dei Bund der Stüerzahlers schrifft: Jährlich warden 100 Milliarden Mark Stüern hinnertreckt, Millionäre betahlen taun Deil gor kein Stüern! Dat´s doch kriminell! Rin in Knast! Bankenchefs begünstigen Stüerflucht ut Dütschland. Rin in Knast! Minister in Grundstückschwindel verwickelt! Rin in Knast! Landrat begünstigt eigene Firma? Rin! Gegen Burmeister loopen Ermittlungsverfahren - - -

R. Wat?

T. Ne, Herr Kriminal, nich gegen unsern in Niekalen, ne gegen den Schweriner! Un ick kann noch vääl miehr uptählen! Sei seihen, uns Knast ward dringend brukt, öwer so´n richtigen Luxusknast mit Turnhall, Schwimmbad un Sauna. Nu salln´s bi´n Rathusümbu blot nich mit dei Millionen sporen. Man möt an dei Taukunft denken. Wenn dei Prominenten hier sitten, ward Niekalen noch bekannt; wat meinen´s, wie dei Tourismus ankurbelt ward. Wat glöben Sei, wat hier denn alles angeschäten kümmt: Zeitungen, Fernsehen un so!

R. Garantiert warden Sei bald sitten, ok ahn Ümbu!

T. Ick freug mi all up den Luxus. Bi mien Knasterfohrung warr´k bestimmt Kalfakter un denn steiht in dei Bildzeitung: „Herr Täubchen, - Herr! - serviert Minister dat Frühstück, Bankenchefs werden durch Herrn Täubchen bedient, dat bringt!

R. Schluß, nu gahn´s ierst eis hen, wo Sei sick schon genau utkennen, in einen ganz gewöhnlichen Knast! Ab!!

 

 

Täubchen dat 7. Mal för Gericht!

 

R. Täubchen, Herr Täubchen! Kann dei Kierl nie hüren! Täubchen!

T. Hier Herr Kriminal, wat bölken´s so? Sein´s mal ein bäten höflich! Wenn´t uns Knassis nich gew, wievääl Arbeitslos gew´t denn miehr! Staatsanwälte (zeigt mit Finger up Herrn Kriminal), Richter, Sei ok, Polizisten un Knassis. Dat sünd ein poor hunnerdusent Mann! Und wi war´n immer miehr! Wi sünd ein wichtigen Wachstumsfaktor för dei Volkswirtschaft, up uns beruht dei Upschwung! Also höflich!

R. Ick weit, wat Sei för ein Faktor sünd. Öwer ok jedes Johr stahn´s hier vör Gericht!

T. Nee, nee, Herr Kriminal, ok Sei möten bi dei Wohrheit blieben. Vör twei Johr wier´k krank. Dunn heww´k dat makt wie dei Politiker; wenn´s dei an´n Kragen willen, sünd´s krank. Denn heit dat: aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Öwer mit ein anständige Pansion! Öwer mi, mi hemm´s kein gäben; dorbi heww ick doch ok dei meiste Tied im Amtsgebäude insäten, as son Ort Beamter mit gaud Versorgung un wenig Arbeit.

R. (blärert in dei Akten) Dei Straf von vörrig Johr hemm´s ok nich afsäten!

T. Un dei vör drei Johren ok nich! Kein Platz. Dor mö´k mi eis beschweren! Süss harr´k in Winter immer mien warm Bett un gaud Äten un an Dag Friegang. Hüt tau Dags denken dei Böberen bloß an sick; schöne Büros warrn bugt, öwer unserein kann seihn wo hei bliwwt. Nirgends is Platz för uns. Herr Kriminal, könn´s nich ein lütt Wurt inleng´n, dat´s wenigstens dei oll lütt Knastzell von früher in´t Rathus werrer inbugen. Dat sall doch allens na historischem Vörbild sin! Un denn ward doch ok einfacher: Dei oll Stadtfahn weg, dei Siegel weg, zack rin in´t Schapp! Is jo bloß ein Dör wierer!

R. Hüren´s up! Vör den Ümbu von´t Rathus giwwt dat von Denkmalsschutz klore Vörschriften. - Nu tau Sei! Ein Anzeig wägen Erregung öffentlichen Ärgernisses! Sei hemm sick an´n hellichten Dag einfach achter´t Rathus sett un dei Büxen runtreckt. Wat hemm´s sick dorbi dacht?

T. Ierstens künn´k nich täuben bät dat düstern wier un dacht heww ick, bloß nich in de Büx.

R. Sei können doch nich einfach dei Stadt verschmutzen! Dor lingen noch miehr Anzeigen gegen Sei vör. Nu möt ick dörchgriepen!

T. Nee, Herr Kriminal, dat´s vörbi! Sei können mi nich miehr bestrafen, ick heww einen Jagdschien! Ich bün nich schuldfähig, ick heww einen Pff!

R. Wat hemm Sei?

T. Ick heww ein PFF. Ick bün von Knast befreit! Hier, dat heww ick schriftlich, afgestempelt un gesiegelt.

R. Gäben´s her! Von wen is dat Schrieben? Sei hemm dei verschwunnenen Siegel von dei Stadt klaut! Hier grotet Siegel Nr. 5 un lütt Siegel Nr. 3! Dor kamen´s nich so billig von af!

T. Gesiegelt is amtlich Herr Kriminal, dor könn´s ok nix an ännern!

R. (haut mit dei Fust up´n Disch) Vertelln´s hier nix! Dei Beschienigung hemm´s sülb´n utschräben un dei Siegel klaut!

T. Nee, nee! Dat könn´s mi nich anlasten, nich klaut, funnen!

R. Wo?

T. Bi dei affgerätenen Toiletten an´t Rathus! Ick müßt eis so ielig ut dei Büx, un feg na dei öffentlichen Toiletten. Dunn sün dei weg! Einfach wegräten! Ick harr kein Tied. Dei Büx daal; un wat glöben Sei, wat disse verfluchten Autofohrers hupt hemm. Un wie ick so verschämt vör mi daal kiek, wat liggt door? Twischen Pröhl un Schiet, dei beiden Siegel!

R. Quatsch, dei hemm Sei klaut! Wie sall´n dei Siegel na dei Toiletten kamen?

T. Herr Kriminal, hemm Sei kein Ahnung von´t wohre Läben? Wo finnen in dei Verwaltungen von jeher dei meisten un wichtigsten Sitzungen statt? Sitzungen bi dei meistens ok wat rutkümmt? Na? Sei kamen nich up? Up dei Toiletten! Nich mal in Schwerin sünd´s dorup kamen, so weltfrömd sind dei ok! Erklärn dei Siegel einfach för ungültig, statt ierst in Niekalen nataufragen: heww´t ji ok schon in dei Toiletten nahkäken? Nee - dor kann dei Bürger sick blot wunnern!

R. Vertellen´s keinen Blödsinn! Up jeden Fall hemm´s den Fund unnerschlagen.

T. Dei wiern jo ungültig! Sei erkennen jo nich mal mienen Pff. an!

R. Bliwt dei Anzeig wägen Verschmutzung!

T. Herr Kriminal, wo sall dei lütt Mann denn hen? Rieten einfach dei öffentlichen Toiletten aff, öwer dat Rathus grot utbugen.

R. Dei Toiletten paßten an´t schöne Rathus nich miehr hen! Un is dat Rathus nich schön worden?

T. Kiek ick gornich miehr na hen, is mi tau gefährlich!

R. Wieso gefährlich?

T. Ja, all hemm´s mi seggt, dat süht schön von buten ut! Süss kiek ick jo immer vör mi daal, wägen leddig Bierbuddels un so. Liggt jo allerhand up dei Straat, geiht jo vääl verluren in Kalen: Siegel, Stadtfahn un wer weit noch allens. Dat halve Rathus möt jo bald leddig sin! Dorbi hemm´s doch blot twei halve Dag in dei Woch up! Wenn´s jeden Dag upharrn, so wie in dei meisten annern Städte, also denn wier in´t Rathus von Niekalen woll all allens weg! Dor möten´s woll kein Arbeit hemm, damit sei sick jeden Dag mit dei Bürger beschäftigen können. Dor sünd dei ganz baben ok schon in´t Grübeln kamen. Herr Kriminal, mi hemm´s vertellt, nahher sall dat Rathus ut Sicherheitsgründen ganz tau blieben. Dei sallen all werrer ne nige un düre Inrichtung kriegen. Un dormit denn nix wegkümmt, hemm dei Baben fastleggt, dat dat Rathus vör dei Bürger geschlaten bliwwt.

R. Sei lenken all werrer aff! Also wieso is dat Rathus gefährlich?

T. Achso, achso, also ick kiek nah´t Rathus hoch un schon wier´t passiert. Ick hak mit´n Faut achter ein los Gehwegplatt un schlag lang hen. Ick harr vielleicht dick Oogen, vierteihn Dag künnt dat Rathus sowieso nich seihn. Wat hemm dei Bürger von´t schöne Rathus, wenn´s up dei Schnut ling´n? Herr Kriminal, sind Sei schon eis besapen dörch Niekalen schaten? Dat´s läbensgefährlich!

R. Ick sup nich!

T. Ha, ha, ha. Dei Stadt wull jo extra ein Unfallversicherung affschluten, dormit dei Bürger, dei dörch dei schlichten Bürgerstieg tau Schaden kamen, entschädigt warden können! Dei Versicherung hett afflähnt, dat Risiko is ehr tau groot, dat ward ehr tau düer! Herr Kriminal, dat Rathus buten harr jo makt warren müßt, öwer binnen allens nie. Dat heit doch immer an dei Taukunft denken! In twintig Johr sünd dei Minschen immer noch kein Engel, dor ward immer noch ein Knast brukt! Ok gaud Gehweg brukens, warrn immer noch weck tau Faut gahn un wenn´t blot dei Kraftfohrer sünd, dei´s dei Fohrerlaubnis affnahmen hemm! Un öffentliche Toiletten brukens ok, ok denn möten dei Lüd noch ut dei Büx. Öwer Amtsstuben? Denn warrn wi doch all lang per Internet von Schwerin regierd! Öwerall Öwerwachungskamaras un Ludspräkers! Un wenn ick denn eis ut dei Büx möt, denn seihn dei dat in Schwerin! Un denn kümmt gliek ut´n Ludspräker: Herr Täubchen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses 3 Tage Knast! Un denn treck ick dei Büx werrer hoch un steck ehr dei Tung ut! Denn dei hemm kein Platz in´n Knast un ok kein öffentliche Toiletten! Ja, Herr Kriminal, so kümmt!

R. Wat in Taukunft is, interessiert hier nich. Dat Rathus möt nu ierst farig! Un dei niegen Toiletten in´t Rathus können von dei Bürger, wenn sei dor tau daun hemm, benutzt warrn.

T. Dor´s doch immer tau, Herr Kriminal. Bloß twei halve Dag in dei Woch, up so lang holl ick nich dörch! Öwer wenn Niekalen in twei Johr vielleicht dei Amtsfrieheit verliert, macht jo anners warrn. Denn finnen nich miehr so vääl wichtige Sitzungen in´t Rathus statt, un denn sünd dei Toiletten ok jeden Dag för den Bürger frie!

R. Quatschen Sei nich rüm! Noch ein Anzeig wägen Ruhestörung! Sei hemm up´n Markt bölkt un sungen! Wat wier dat för einen Text? Möt jetzt wägen dei Rechten kontrolliert warr´n; singen´s vör.

 

Es folgt nun Täubchens Lied (nach der Melodie “Ich bin so schön, ich bin so toll, ich bin der Anton aus Tirol”):

 

Dat deit mi leed, hier´s nix tau halen.

Ick bin ein Bürger von Niekalen.

Wi planten eins ´ne Westernstadt,

leider wier dat för dei Katt.

Ick bin ein Bürger von Niekalen.

 

Süll bringen Jobs för vierhunnert Lüd,

doch leider täuben dei noch hüt

up dei Arbeit, dei verspraken.

Doch dei Saak, dei harr ein´n Haken,

dat wier nix as dummes Tüg!

Eins käm ein Mann, dei brukte Geld,

führt Plaste ran ut aller Welt,

wull verarbeiten Plastemüll.

Doch as endlich losgahn süll,

wier hei weg un wi betahln.

 

Dei Plast hett brennt, woweit wi dull,

doch ling´n dei Hall´n noch immer vull.

Denn dat afführn hett sienen Preis,

dat betahlt weder Land noch Kreis

un Niekal´n hett keine Kahl´n.

 

Uns olle Stadtfahn von Niekal´n

is weg, dei würd ut Rathus stahlen.

Keiner würd dat lang gewohr,

doch sei fählte vääle Johr,

dat ganze Land lacht öwer Kal´n!

 

Ut Rathus sünd, ne so ein Pech,

twei ganz wichtig Amtsiegel weg.

Dorbi is dor meistens tau,

doch dat hinnert nich an´n Klau.

Nu sünd´w blamiert hier in Niekalen.

 

Wi hemm kein Geld, wi hemm kein Kahl´n,

doch unser Rathus in Niekal´n

bugen´w mit dei letzten Pennings ut.

Doch dei Bürger föllt up dei Schnut

up dei Gehwäg von Niekalen.

 

Bald kümmt dat End von disset Lied.

Niekalen verliert dei Amtsfriehiet.

Wer weit, wer uns naher regiert,

wer uns denn so afkassiert

uns armen Bürger von Niekal´n.

 

Mien leiwe Lüd, nu hürt mal tau,

dit´s wie bi Herrn Pasturn sien Kauh.

Dit Lied dat krigt noch Strophen vääl,

doch mi is schon drög dei Kähl,

mi armen Bürger von Niekal´n.

 

 

 

R. Dit reicht mi! Scheren´s sick rut! Laten´s sick hier nich werrer seihn!!!