Der Maler Gustav Pflugradt
Gustav Pflugradt
(geb. am 28.9.1828 in Franzensberg,
gest. am 20.5.1908 in Berlin)
Der Landschafts- und Architekturmaler Friedrich Adolph Gustav Pflugradt wurde am 28.9.1828 1) in Franzensberg geboren.
Sein Vater, Friedrich Georg Pflugradt 2) (geb. am 19.10.1792 in Raduhn, gest. 6.5.1862 an Leberkrankheit in Franzensberg), war bis 1819 Jäger in Stubbendorf und ab 1819 als Förster für die herzogliche Waldung zwischen Neukalen und Pisede zuständig. Seine erste Ehefrau, Heinriette, geb. Putzky, starb am 14.3.1819. Mit ihr hatte er einen Sohn 3). Am 5.12.1820 heiratete der Förster Friedrich Pflugradt als Witwer in der Neukalener Kirche die 27jährige Caroline Catharina Margaretha Sponholz (geb. 25.2.1793 in Breesen, gest. 31.3. 1853 an Lungenlähmung) 4). Mit ihr hatte er sechs Kinder 5). Als der Förster Friedrich Pflugradt 1819 von Stubbendorf nach Neukalen kam, wohnte er in dem alten Forsthaus, welches schon am Anfang des 19. Jahrhunderts sehr baufällig war und neu errichtet werden sollte. Um jeglichen Streit zwischen der Stadt und dem herzoglichen Amt für die Zukunft zu vermeiden, entschloß man sich, das neue Forstgehöft außerhalb des Stadtgebietes in der herzoglichen Waldung anzulegen. So geschah es auch.
Johannis 1821 zog der Förster Pflugradt in das frisch erbaute Forstgehöft 6). Es erhielt zu Ehren des regierenden Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg (1785 - 1837) am 29.9. 1821 den Namen Franzensberg.
Zum Forstgehöft gehörten eine Scheune, Stallgebäude und ein großer Garten. Es entwickelte sich ein reger Wirtschaftsbetrieb. So lebten hier bespielsweise um 1850 neun Personen: die Familie des Försters Pflugradt, der Jäger Schulz, die Wirtschafterin Wiebcke, ein Knecht, ein Junge und zwei Dienstmädchen. Der größte Teil der Lebensmittel wurde selbst hergestellt. Im Winter war man oft von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten.
Charlotte Wilhelmine Sophie Sponholz, die unverheiratete Schwester der Ehefrau des Försters Pflugradt wohnte ebenfalls in Franzensberg. Sie starb am 23.3.1853 mit 55 Jahren (angeblich) an unvollständiger Lähmung. Nur acht Tage später, am 31.3.1853, verstarb auch die Frau des Försters Pflugradt.
1856 wurde der Förster Friedrich Pflugradt auf Grund seiner Verdienste zum Großherzoglichen Oberförster befördert. Er starb am 6.5. 1862 an Leberkrankheit in Franzensberg.
Der jüngste Sohn des Försters Pflugradt, Friederich Adolph Gustav Theodor Pflugradt, verlebte hier auf dem Forsthof in Franzensberg seine Kinderjahre. Ab Ostern 1835 besuchte er die Schule in Neukalen und mußte morgens und am Nachmittag einen Fußweg von etwa 3,5 km in landschaftlich schöner Umgebung hin und zurück machen. Er liebte es, Motive aus der Umgebung zu zeichnen, und man entdeckte bald seine Begabung. Seine Großmutter mütterlicherseits war die Schwester des bekannten Malers Caspar David Friedrichs 7).
Nach dem Besuch der Grundschule in Neukalen und der Lateinschule in Malchin erlernte Gustav Pflugradt den Kaufmannsberuf. Er studierte privat bei dem Landschaftsmaler und Grafiker Johann Wilhelm Schirmer in Düsseldorf und ab 1858 bei dem Landschaftsmaler Ferdinand Bellermann an der Berliner Akademie sowie an der Berliner Bauakademie bei Karl Eduard Biermann in dessen Klasse für Landschaftszeichnung. 1859 erhielt er ein Stipendium von jährlich 50 Thalern des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin. Gustav Pflugradt wurde bald zu einem anerkannten romantischen Landschaftsmaler.
Ab 1867 zeigte Gustav Pflugradt seine Werke regelmäßig auf den Ausstellungen der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin und bei den Großen Berliner Kunstausstellungen, aber auch in Bremen, Dresden, Hamburg, Hannover, Magdeburg, München, Schwerin und weiteren Städten.
Um 1888 riet er seinem 27jährigen Neffen, Franz Pflugradt 8), der bis dahin als Landwirt tätig war, seinem Talent entsprechend, ein Studium an der Berliner Kunstakademie aufzunehmen. Franz Pflugradt wurde ebenfalls zu einem bedeutenden Maler, besonders der Landschaft Vorpommerns.
Gustav Pflugradt ließ sich in Berlin nieder und war Mitglied des Vereins Berliner Künstler. Er bereiste Deutschland, insbesondere Nord-Deutschland und seine Mecklenburger Heimat. 1894 ernannte ihn Großherzog Friedrich Franz III. zum Professor. Das Staatliche Museum in Schwerin widmete ihm eine Sonderausstellung. Seine Motive – außer Gemälden hinterließ er auch Aquarelle und Zeichnungen – wählte er vornehmlich aus Mecklenburg und dem westlichen Deutschland und variierte sie in jahreszeitlichen Stimmungen.
Als der Maler Gustav Pflugradt am 20.5.1908 in Berlin starb, wurde er auf dem Dorffriedhof in Pütte 9) beigesetzt. Sein Grab ist heute noch vorhanden.
Seit 1998 trägt die Schule im benachbarten Niepars 10) den Namen „Regionale Schule Professor-Gustav-Pflugradt“.
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1) Im Neukalener Kirchenbuch ist der 28.9.1828 als Geburtsdatum angegeben; auf seinem Grabstein in Pütte steht der 29.9.1828.
2) Seine Eltern waren: Jacob Carl Friedrich Pflugradt, Holzvoigt zu Stubbendorf, und dessen Ehefrau Caroline Maria Dorothea, geb. Boldt. Friedrich Georg Pflugradt nahm am Befreiungskrieg gegen Napoleon teil.
3) Victor Carl Pflugradt, geb. am 6.8.1818 in Stubbendorf, konfirmiert 1834 in Neukalen.
4) Ihre Eltern waren (Heirat am 7.9.1791): August Jacob Friedrich Sponholz, ab 6.9.1789 Pastor zu Breesen (geb. 3.10.1762 in Grimmen als Sohn des Rektors Johann Christoph Sponholz, er starb am 30.7.1819) und Catharina Dorothea, geb. Friedrich, die aus Greifswald stammte (geb. 19.7.1766, sie starb am 22.12.1808 als Mutter von 6 Söhnen und 6 Töchtern).
5) 1. Heinrich Albert Friederich Wilhelm Pflugradt, geb. 24.9.1821 in Neukalen, gest. 21.2.1838 an Knochenschaden im Oberschenkel; 2. Heinrich Friederich Franz Pflugradt, geb. 2.12.1822 in Franzensberg, Gutspächter in Viersdorf bei Stralsund (1903 - 1921), vorher in Tangnitz bei Putbus, in Dammersdorf, Peenwerder und in Libnow bei Anklam, er war verheiratet mit Maria Friedericke Dorothea, geb. Lange, Kinder: Friedrich Ludwig Franz Pflugradt, geb. 19.1.1861, Caroline Pflugradt, geb. 2.8.1864, Heinrich Friederich Franz Pflugradt starb in Mersdorf; 3. Christian Adolph Friederich Pflugradt, geb. 5.4.1824 in Franzensberg; 4. Anna Friederica Augusta Johanna Pflugradt, geb. 24.8.1825 in Franzensberg, gest. 2.10.1825 an den Frieseln; 5. Johann Wilhelm Friederich Pflugradt, geb. 1.2.1827 in Franzensberg, gest. 10.8.1828; 6. Friedrich Adolph Gustav Theodor Pflugradt, geb. 28.9.1828 in Franzensberg, gest. 20.5.1908 in Berlin.
6) Später Waldschulheim.
7) Caspar David Friedrich (geb. 5.9.1774 in Greifswald, gest. 7.5.1850 in Dresden) war ein bedeutender Maler der deutschen Frühromantik.
8) Friedrich Ludwig Franz Pflugradt (geb. 19.1.1861 in Peenwerder, gest. 16.2.1946 in Zingst).
9) Pütte ist ein Ortsteil der Gemeinde Pantelitz, westlich von Stralsund gelegen
10) Niepars ist eine Gemeinde im Kreis Vorpommern-Rügen, etwa zehn Kilometer westlich von Stralsund gelegen.
Siegel des Försters Pflugradt
(1831)
Siegel des Försters Pflugradt
(1832)
Grabstein
Professor Gustav Pflugradt
auf dem Friedhof in Pütte
Landschaft mit Wassermühle und Burg
Romantische Mühlenlandschaft mit Bach, früher Kirche und prachtvollem Waldstück (wohl 1907)
Altes Bauernhaus
Dorfansicht mit Backsteinkirche
Spaziergang um eine Schloßanlage
Mann mit einem Pferde an der Tränke am Waldrand
Mädchen im Stadtmauergarten (um 1880)