Vor 150 Jahren erhielt Neukalen eine Telegrafenstation
Ab 1870 begann man sich auch in Neukalen für die Errichtung einer Telegraphenstation zu interessieren. Senator Stüdemann brachte dazu folgendes in Erfahrung:
"Die Anschlagssumme zu einer Telegraphenleitung beträgt:
1. Drahtseile pro Meile 160 Rthlr.
2. eine neue Linie mit Gestränge pro Meile 450 Rthlr.
3. Einrichtung der Telegraphenstation 160 Rthlr.
Die Telegraphenstangen müssen 260 lang und am Zopfende im abgeschältem Zustande 5 1/4 II Rheinl. stark sein. Der Anschlagspreis ist 1 Rthlr. 28 Schilling.
Die ganze Einrichtung würde von hier bis Malchin 835 Rthlr. betragen.
Neukalen d. 24 Mai 1870
H Stüdemann
Auf eine Meile werden ca. 140 Telegraphenstangen gerechnet, da dieselben ungefähr 15 Ruthen rheinl. auseinander stehen.
Neukalen d. 20 October 1870
H Stüdemann"
Im „Öffentlichen Anzeiger“ Nr. 42 vom 20.10.1870 war zu lesen:
"Dem Vernehmen nach stehen Verhandlungen bevor wegen Erbauung einer Telegrafenlinie von Gnoien über Dargun und Neukalen zum Anschluß in Malchin, mit Stationen in Gnoien, Dargun und Neukalen.
Die Möglichkeit, einen Telegrafen benutzen zu können, ist nicht bloß unter Umständen ein unbezahlbares Ding, sondern auch bei den jetzigen niedrigen Preisen der Telegramme (1. Zone 8 Schilling), im täglichen Leben eine große Annehmlichkeit und nicht selten eine Ersparung teuren Botenlohns, z.B. wenn ein Wagen auf den Bahnhof bestellt werden soll, oder ein auswärtiger Arzt eilig gewünscht wird.
Wenn durch freiwillige Beiträge aus Dargun und der beteiligten Umgegend einige hundert Thaler aufgebracht werden können, so ist zu hoffen, daß wir durch den Telegrafen bald Nachrichten in Dargun, Gnoien und Neukalen erhalten können."
Am 27.1.1871 fand in Dargun eine Konferenz statt, um über die Errichtung einer Telegraphenlinie von Gnoien über Dargun und Neukalen nach Malchin zu sprechen. Der Kostenanschlag wies eine Gesamtsumme von 2526 Rthlr aus, wobei man besondere Unterstützung durch die Kaufleute erwartete.
Neukalen sollte 873 Rthlr. beitragen. Im März 1871 waren 110 Rthlr. 24 Schilling von der Bevölkerung gespendet, dazu aus der Stadtkasse 500 Rthlr. bewilligt. Es fehlte wieder einmal an Geld. Bürgermeister Mau (er selber hatte 10 Rthlr. gespendet!) richtete eine Bitte an die "Nachbarn" und so kamen noch hinzu:
O. Viereck - Schorrentin 25 Rthlr.
C. Dankert - Schorrentin 8 Rthlr.
Viereck - Schwarzenhof 20 Rthlr.
Schack - Rey 25 Rthlr.
Schlüter - Schlakendorf 10 Rthlr.
Mussaeus - Schönkamp 5 Rthlr.
von Levetzow - Lelkendorf 25 Rthlr.
Pensionair Sohst - Sarmstorff 5 Rthlr.
Die fehlenden Rthlr. wurden schließlich auch noch aus der Stadtkasse bewilligt, um nicht das Projekt zu gefährden.
Im „Öffentlichen Anzeiger“ Nr. 19 vom 11.5.1871 war zu lesen: "Der Telegraf von Gnoien über Dargun und Neukalen nach Malchin ist gutem Vernehmen nach jetzt als gesichert zu betrachten."
Im „Öffentlichen Anzeiger“ Nr. 33 vom 17.8.1871 war dann zu lesen: "Der Bau der Telegrafen-Linie steht jetzt in naher Aussicht, so daß die Eröffnung der Stationen zu Gnoien, Dargun und Neukalen am 1. Oktober zu hoffen ist."
Im September 1871 begann die Telegraphendirection in Hamburg mit den Arbeiten. Verantwortlich für den Bau war der Telegraphen - Directions - Rath Scheunemann aus Hamburg. Die Telegraphenstation in Neukalen wurde im Hause des Uhrmachers Fasel (Markt 10) eingerichtet, der sich um dieses Amt beworben hatte.
Im „Öffentlichen Anzeiger“ Nr. 39 vom 28.9.1871 war zu lesen: "Zu Gnoien, Dargun und Neukalen werden am 1. Oktober d. J. Telegrafenstationen mit beschränktem Tagesdienste eröffnet.
Wir teilen aus der Telegrafen-Ordnung vom 24. Dez. 1867 das Nachstehende mit: 1. Die Dienststunden der genannten Stationen sind an Wochentagen (einschließlich der auf Wochentage fallenden Festtage): von 9 bis 12 Uhr Vor- und 2 bis 7 Uhr Nachmittags und an Sonntagen: von 8 bis 9 Uhr Vor- und 2 bis 5 Uhr Nachmittags."
Im Jahre 1872 wurden in Neukalen per Morseapparat bereits 469 Depeschen abgesandt und 531 empfangen. Dafür wurden 97 Rthlr. an Gebühren berechnet. Uhrmacher Hermann Christian Heinrich Fasel betrieb das Telegraphenamt nebenbei. Ab 1879 übernahm der Postverwalter Christian Johannes Fritz Kühl den Telegraphendienst.