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Flucht und Vertreibung aus Laaden, Kr. Deutsch-Gabel - Sudetengau sowie Neuanfang

 

Erna Lucka

 

Meine Mutter Hildegard Heinrich mit ihren beiden Kindern Erna und Ernst

 

Meine Mutter Hildegard Heinrich mit ihren beiden Kindern Erna und Ernst (2)

Meine Mutter Hildegard Heinrich mit ihren beiden Kindern Erna und Ernst

 

 

   Meine Eltern, mein drei Jahre jüngerer Bruder und ich (1935 geboren) wohnten in einem kleinen Haus, auf einer Anhöhe am Wald. Mein Vater, Maurer, wollte unser Haus sanieren, er ist aber schon in Stalingrad gefallen.

   Ich erinnere mich an den bedrückenden Gottesdienst für Hinterbliebene gefallener Ehemänner, Väter und Söhne, in der schönen Kirche in Deutsch - Gabel.

   Die Schule konnte ich nicht lange und regelmäßig besuchen, da die Lehrer fehlten, die eingezogen waren. Ich bekam noch die Kommunion und habe sie in enttäuschter Erinnerung, da ich statt eines weißen Kleides, wie üblich, nur ein leicht geblümtes bekam. Die weißen Stoffe wurden alle für sanitäre Zwecke im Krieg in den Lazaretten gebraucht.

 

Meine Kommunion 1942 (1)

 

Meine Kommunion 1942 (2)

Meine Kommunion 1942

 

 

   Die Russen sind nach Kriegsende nur in einer Nacht durch unser Dorf durchgelaufen. Unser Land wurde von den Tschechen besetzt. Die erste Aussiedlung erfolgte 1945, dann hin, mit tragbarem Gepäck, bis Zittau, in ein Lager. Dort hausten wir, von Heimweh geplagt, ohne Zukunftsziel eine Zeit lang. Da die Häuser im Heimatort noch nicht von Tschechen bewohnt waren, riskierten wir, wie viele, bei nächtlicher Dunkelheit, über den Hochwald, an Grenzkontrollen vorbei, den Rückweg nach Hause. Doch schon bald bewohnten mehr und mehr Besetzer Häuser im Ort und schikanierten uns als Kriegsbesiegte. Als dann die ersehnte zweite Aussiedlung kam, waren wir froh und glücklich. Die Zugfahrt im Viehtransportwaggon war unendlich, durch zerbombte Städte und über schwindelerregende Behelfsbrücken, bis Malchin. Meine kindlichen Gedanken, ich war ja 11 Jahre alt, waren dann so, so etwas Schreckliches wie "Krieg", kann es doch nicht wieder geben. Leider wurden wir schon bald (Korea, Vietnam) bis heute eines Anderen belehrt. Wir waren über das ebenmäßige Flachland in Mecklenburg sehr enttäuscht, aber noch mehr, daß wir mit unseren Großeltern nicht zusammen in einem Ort untergebracht werden konnten. So kamen wir nach Finkenthal, meine Großeltern nach Groß - Markow. Um sie zu besuchen und zu versorgen, mußten wir lange Fußmärsche machen, denn die Zugverbindung war für uns nur von Dargun bis Lelkendorf. Um das Überleben zu sichern, mußte ich auch, wie alle, Ähren sammeln, damit wir uns Korn für Brot beim Bäcker eintauschen konnten. Ich, als Ältere und Stütze für meine Mutter, mußte auch nachts mit, um Zuckerrüben von einer Miete auf dem Acker zu stehlen. Ich habe fürchterliche Angst dabei ausgestanden. Ich erinnere mich an Gespräche Erwachsener, die immer auf eine Heimkehr hofften. Wir wohnten in der Schule oben in einem kleinen Zimmer. Ich schlief in einer schrägen Abseite mit Blick im Winter auf die bereiften Dachziegel. Das änderte sich. Wir bekamen eine größere Wohnung, bedingt auch dadurch, daß meine Mutter eine zweite Ehe einging, sicher mehr eine Vernunftehe.

   Ich beendete die zweiklassige Volksschule und hatte großes Glück, daß mein neunzehnjähriger Neulehrer mir eine Ausbildung als Kindergärtnerin beschaffen konnte. Zur damaligen Zeit sind meine Mitschülerinnen gar nicht, oder als Haus- oder Landwirtschaftsgehilfen, untergekommen.

   Mein Wunsch war auch stets, die Heimat mal wiederzusehen. Den erfüllte ich mir, als Abstecher eines Urlaubs im Elbsandsteingebirge. Ich war bitter enttäuscht, wie ja nach so langer Zeit alles fremd aussah und unser Haus gar nicht mehr stand. Jetzt habe ich mich sehr an Land und Leute in unserer landschaftlich schönen Umgebung in Neukalen gewöhnt.

 

In der alten Heimat (1943)In der alten Heimat (1943)

Von links: Hildegard Heinrich, Bertha Rückziegel, Tante Else

 

 

In der alten Heimat

In der alten Heimat (Erna und Ernst Heinrich)

 

Ansichtskarte von Deutsch-Gabel, Sudetenland

Ansichtskarte von Deutsch-Gabel, Sudetenland