Die Schlachterei und Fleischerei Glasow
Anita Glasow
Mit Stolz kann die Fleischerei Glasow in der Wilhelm - Pieck - Straße 19 auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Suche nach meinen Vorfahren führte bis in das 18. Jahrhundert zurück.
Am 5.3.1742 wurde Jürgen Glasow Bürger in Neukalen. Er kann als Stammvater der Glasows in Neukalen angesehen werden, denn vorher gab es diesen Namen hier nicht. Für die Bürgeraufnahme mußte er 5 Gulden entrichten. Er kam also von auswärts, denn Söhne, deren Väter in Neukalen ansässig waren, bezahlten deutlich weniger. Ackersmann Jürgen Glasow wohnte mit seiner Frau, Catharina Sophia, geb. Schröder, im Haus Rektorstraße 9. Da die alten Kirchenbücher bei dem großen Brand von 1777 ein Raub der Flammen wurden, sind seine konkreten Nachkommen leider nicht mehr festzustellen.
Als Söhne eines Neukalener Einwohners zahlten Johann Jochim Friederich Glasow (am 19.9.1763) und Hinrich Christian Glasow (am 8.9.1766) jeweils nur 24 Schilling zur Bürgeraufnahme. Da sie zu dieser Zeit volljährig sein mußten, läßt sich vermuten, daß sie die Söhne des Jürgen Glasows waren.
Genaue Angaben zu den Familienverhältnissen können wir erst ab 1777 den Kirchenbüchern entnehmen. Ackersmann Johann Glasow - höchstwahrscheinlich ein Enkel des oben angeführten Jürgen Glasow - ist mein direkter Vorfahre. Er wohnte in der Rektorstraße Nr. 9. Als er am 20.9.1807 an der Ruhr verstarb, übernahm sein fünfter Sohn, Friedrich Glasow, die Ackerwirtschaft.
Der zweite Sohn des Johann Glasow, Georg Glasow, hatte Tischler gelernt und in der Rektorstraße 18 eine Tischlerwerkstatt eingerichtet. Von seinen zehn Kindern erlernte der jüngste Sohn, Heinrich Glasow, den Schlachterberuf. Er begründete die langjährige Familientradition in diesem Beruf.
Heinrich Glasow bestand die Meisterprüfung erfolgreich. Er wurde 1867 Bürger in Neukalen und heiratete im selben Jahr Wilhelmine Rost, mit welcher er fünf Kinder hatte. Anfangs wohnten sie im Haus Rektorstraße 5, aber bereits 1868 erwarb Heinrich das Haus Mühlenstraße 3 (heute: Wilhelm-Pieck-Straße 3). Hier richtete er ein Schlachtergeschäft ein. Um 1900 ging er in den Ruhestand und übergab das Geschäft an seinen Sohn Karl Glasow. Karl Glasow verstarb am 18.3.1930 in Gehlsheim. Seine Frau verpachtete deshalb 1931 das Schlachtergeschäft an den Schlachtermeister Otto Ruthenberg.
Schlachtereigeschäft von Heinrich Glasow in der Mühlenstraße 3 (heute: Wilhelm-Pieck-Straße 3) um 1900
(3. von rechts:: Heinrich Glasow, 2. von rechts: Gustav Glasow)
Annonce im "Neukalener Tageblatt" vom 2.2.1922
Gustav Glasow, der jüngste Sohn von Heinrich Glasow, hatte ebenfalls Schlachter gelernt. 1905 erwarb sein Vater für ihn das Haus des Schlachters Erdmann Berger in der Mühlenstraße 19 (heute: Wilhelm-Pieck-Straße 19). Am 1. August 1905 konnte Gustav Glasow das heute noch bestehende Fleischereigeschäft eröffnen.
Gustav Glasow war Obermeister der Neukalener Schlachter-Innung und auch als Viehhändler tätig. Mit einem Schimmelgespann kam er zu den Bauern, um Tiere auszusuchen und aufzukaufen. Karl Seemann fuhr einen Tag später mit einem Vierspänner zu den Bauern und holte das Vieh ab. Meistens waren es Bullen, die per Schiene nach Berlin zum Großviehmarkt verfrachtet und dort angeboten wurden. Tiere, die zum Verkauf nicht geeignet waren, wurden selbst geschlachtet und verarbeitet.
Gustav Glasow
(geb. 29.9.1880, gest. 10.6.1953)
Gustav Glasow (um 1905)
Gustav Glasow auf dem Viehmarkt in Berlin in den 1920ger Jahren
Abholung des Offiziers der Schützenzunft Gustav Glasow, 1928
Käthe Glasow
(geb. 11.1.1890, gest. 23.4.1980)
Die beiden Söhne von Käthe und Gustav Glasow, Karl-Heinrich und Johannes, erlernten bei ihrem Vater den Schlachterberuf.
Karl-Heinrich Glasow war vom 1.4.1930 bis zum 30.3.1933 bei seinem Vater in der Lehre. Am 30.3.1933 bestand er die Gesellenprüfung vor dem Gesellen - Prüfungs - Ausschuss der Mecklenburgischen Handwerkskammer in Malchin mit gut. Er arbeitete dann als Geselle bei seinem Vater, ab 1.11.1933 in der Schlachterei und Wurstfabrik Richard Schmidt in Hamburg und vom 11.11.1935 bis zum 25.1.1936 in Parchim in der Schlachterei und Wurstfabrik von Otto Voss. Hier konnte er viele Erfahrungen für seinen Beruf sammeln. Nachdem er in Köln seine Meisterprüfung absolvierte, übernahm er 1936 das Fleischereigeschäft seines Vaters in Neukalen. Das Nachbarhaus, Mühlenstraße 17, hatte Gustav Glasow 1934 vom Klempnermeister Stein dazugekauft.
Johannes Glasow erlernte ebenfalls den Beruf des Schlachters. Sein Vater hatte für ihn die Molkerei beim Schulgebäude angekauft und wollte hier für seinen Sohn eine Dosenfabrik eröffnen. Der Plan zerschlug sich jedoch. Bevor Johannes Glasow seine Meisterprüfung ablegen konnte, wurde er zum Kriegsdienst einberufen und verstarb am 5.6.1942 in Baden-Baden.
Johannes Glasow
(geb. 9.10.1920, gest. 5.6.1942)
Karl-Heinrich Glasow ließ vieles baulich verändern. Bis in die 1960ger Jahre wurden die Tiere noch selber geschlachtet, danach vom naheliegenden Schlachthof bezogen. Die Enteignungswelle in der DDR-Zeit hat unseren Betrieb nie erreicht, und er ist immer in privater Hand geblieben. Trotzdem waren die Zeiten nicht einfach, es fehlte an vielen Ecken und Enden. Ständig wurde an neuen Rezepturen gearbeitet, um das Angebot zu erweitern. Die Fleischerei Glasow hat sich bei ihren Kunden - über die Stadtgrenzen von Neukalen hinaus - bis in unsere Zeit einen guten Ruf bewahrt.
Paula Schwarz war 1955 der erste weibliche Lehrling und arbeitete fünfzig Jahre als Verkäuferin in der Fleischerei Glasow.
Karl-Heinrich Glasow (1930)
Verbandswanderbuch von Karl-Heinrich Glasow
Lehrbrief von Karl-Heinrich Glasow
Rechnung für das städtische Krankenhaus (15.3.1944)
Karl-Heinrich Glasow
(geb. 15.4.1914, gest. 4.12.1983)
Doris Glasow
(geb. 9.8.1922, gest. 10.7.2004)
Am 10.2.1983 übernahm der Fleischermeister Hans-Joachim Glasow mit seiner Frau Reinhild den Familienbetrieb von seinem Vater. Von 1969 bis 1971 wurde er im Schlachthof Teterow zum Fleischergesellen ausgebildet. 1975 legte er seine Meisterprüfung in Halle ab. Hans-Joachim Glasow nahm an vielen Wettbewerben teil und erhielt dafür Urkunden und drei Pokale. Auch in der dritten Generation gab es wie in den Zeiten der zweiten Generation alles nur auf Zuteilung, so daß an eine Weiterentwicklung des Betriebes nur in beschränktem Maße gedacht werden konnte. Erst nach der "Wende" konnten ab 1991 größere Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen werden. Die vierte Generation war mit der Tochter Anita geboren. Ich hatte den Fleischerberuf kennen und lieben gelernt. Meine Ausbildung machte ich als Fleischer im väterlichen Betrieb von 2000 bis 2003, und von 2009 bis 2012 absolvierte ich meine Meisterausbildung unter der väterlichen Hand. Als Fleischermeisterin übernahm ich mit meinem Mann Lars am 1.4.2015 den Betrieb. Wir führen heute das Geschäft in bewährter Familientradition mit einem umfangreichen Fleisch- und Wurstsortiment in bester Qualität fort. Außerdem haben wir einen Partyservice und ein schmackhaftes Mittagsmenü für unsere Kunden im Angebot.
Von links: Hans-Joachim Glasow, Anita Glasow, Reinhild Glasow, geb. Schröder
110 Jahre Fleischer-Fachgeschäft Glasow
110 Jahre Fleischerfachgeschäft Glasow (1. August 2015)
Meisterbrief
Karl-Heinrich Glasow
1936
Meisterbrief
Hans-Joachim Glasow
1975
Meisterbrief
Anita Glasow
2012
Fleischermeisterin Anita Glasow
Die Angestellten der Fleischerei Glasow in den letzten fünfzig Jahren
Bärbel Goetze
Monika Hamann
Bodo Harloff
Horst Heiland
Udo Henneberg
Regina Hoffmann
Olaf Karsten
Andi Kock
Gerhard Kühnel
Kathrin Manthey
Lars Ninnemann
Waltraut Oswald
Ilse Pagels
Reinhard Penzlin
Viola Rinke
Gerda Schirrmacher
Paula Schwarz
Eva Seemann
Karl Seemann
Dorothea Streibel
Adalbert Tonhäuser
Iris Werner
Horst Winkler
Horst Witt
Die Vorfahren von Anita Glasow
1. Johann Heinrich Glasow, Ackersmann; sein Geburtsdatum ist unbekannt; am 7.12.1781 heiratete er Catharina Dorothea Barthen; mit ihr hatte er fünf Kinder (1.1. ... 1.5.); mit seiner zweiten Ehefrau, Maria Dorothea, geb. Lorenzen hatte er vier Kinder (1.6. ... 1.9.); Ackersmann Johann Glasow starb am 20.9.1807 bei der großen Ruhrepidemie in Neukalen; Kinder:
1.1. Joachim Heinrich Glasow, geb. 16.10.1782
1.2. Georg (auch: Jürgen) Heinrich Glasow, geb. 17.8.1784
1.3. Johann Joachim Heinrich Glasow, geb. 15.11.1786
1.4. Joachim Christoph Daniel Glasow, geb. 26.10.1788, gest. 31.8.1789
1.5. Johann Joachim Friedrich Glasow, geb. 8.2.1791, gest. 17.4.1833
1.6. Eva Maria Glasow, geb. 6.2.1793, verheiratet mit dem Tischlermeister Johann Jacob Seemann
1.7. Johann Hinrich David Glasow, geb. 10.2.1795, gest. 2.11.1802
1.8. Johann Carl Friedrich Glasow, geb. 9.2.1797
1.9. Sophia Elisabeth Dorothea Glasow, geb. 5.11.1799, gest. 6.2.1803
1.2. Georg (auch: Jürgen) Heinrich Glasow, geb. 17.8.1784, gest. 27.9.1856; Bürger ab 9.6.1808; Tischlermeister; 1. Heirat am 4.11.1808: Elisabeth Sophia Salchow (geb. 14.2.1791, gest. 19.1.1823); 2. Heirat am 13.4.1823: Maria Elisabeth Ulrich (geb. 23.4.1800, gest. 8.2.1857); Kinder:
1.2.1. Johann Jacob Heinrich Glasow, geb. 7.4.1810
1.2.2. Heinrich Johann Friederich Glasow, geb. 23.4.1813, gest. 6.8.1826
1.2.3. Johann Christoph Theodor Glasow, geb. 10.11.1816
1.2.4. Maria Sophia Elisabeth Heinrica Glasow, geb. 22.11.1819, gest. 23.9.1902; verheiratet mit dem Ackersmann Jacob Zingelmann
1.2.5. Friederich Jacob Rudolph Glasow, geb. 27.12.1822
1.2.6. Christina Maria Friederica Glasow, geb. 26.4.1826, gest. 20.10.1862; verheiratet mit dem Schlosser Johann Zarpentin
1.2.7. Georg Friederich Jacob Glasow, geb. 27.9.1829, gest. 4.10.1829
1.2.8. Heinriette Maria Elisabeth Glasow, geb. 30.3.1831, gest. 21.5.1902, verheiratet mit dem Tischlermeister Ludwig Rugenstein
1.2.9. Christiana Friederike Dorothea Wilhelmina Glasow, geb. 7.8.1833, gest. 26.5.1879; verheiratet mit dem Schneider Heinrich Zingelmann
1.2.10. Carl Heinrich Theodor Glasow, geb. 11.5.1839
1.2.10. Carl Heinrich Theodor Glasow, geb. 11.5.1839, gest. 29.3.1910; Schlachtermeister; Bürger ab 1867; Heirat am 27.9.1867: Wilhelmine Auguste Louise Rost, Kinder:
1.2.10.1. Minna Henrietta Adolfina Glasow, geb. 22.7.1868, Heirat am 9.4.1891: Johann Heinrich Schinkel, Schlachter in Hamburg
1.2.10.2. Heinrich Friedrich Wilhelm Glasow, geb. 24.2.1870, gest. 29.1.1871
1.2.10.3. Carl Gustav Georg Glasow, geb. 22.5.1873, gest. 18.3.1930; Schlachter; Heirat am 10.11.1903: Auguste Hahn
1.2.10.4. Anna Maria Dorette Glasow, geb. 15.3.1877, Heirat am 5.11.1897: Georg Schönfeld, Müller
1.2.10.5. Gustav Ernst Carl Glasow, geb. 29.9.1880, gest. 10.6.1953
1.2.10.5. Gustav Ernst Carl Glasow, geb. 29.9.1880, gest. 10.6.1953), Schlachtermeister; Ehefrau: Käthe, geb. Rothenhäuser; Kinder:
1.2.10.5.1. Gertrude Emilie Wilhelmine Anna Glasow, geb. 4.4.1911; Heirat am 17.8.1937: Werner Dau
1.2.10.5.2. Gustav Glasow, geb. 27.6.1912, gest. 27.6.1912
1.2.10.5.3. Emil Glasow, geb. 27.6.1912, gest. 27.6.1912
1.2.10.5.4. Karl-Heinrich Ernst Georg Glasow, geb. 15.4.1914, gest. 4.12.1983; Schlachtermeister; Ehefrau: Doris Anna Marie, geb. Hille, Kinder:
1.2.10.5.4.1. Bärbel Glasow, geb. 22.11.1950; verheiratet mit Siegfried Schimmel
1.2.10.5.4.2. Hans-Joachim Glasow, geb. 19.6.1952; Schlachtermeister; verheiratet mit Reinhild, geb. Schröder; Tochter:
1.2.10.5.4.2.1. Anita Glasow, geb. 25.11.1983; Schlachtermeisterin; verheiratet mit Lars Glasow, geb. Fälchle; Sohn:
1.2.10.5.4.2.1.1. Ole Glasow, geb. 17.4.2009
1.2.10.5.5. Johannes August Willi Ernst Glasow, geb. 9.10. 1920, gest. 5.6.1942 in Baden-Baden