Auf Befehl seiner Majestät des Kaisers
Ein Neukalener als Musketier im 3. Ostasiatischen Infanterieregiment
Manfred A. F. Becker
Am 16. Juni 1900 wurde der deutsche Gesandte und Botschaftsangehörige Freiherr von Ketteler in Peking ermordet. Eingedenk der alterprobten deutschen Kampfesfreudigkeit strömten etwa 20 000 Freiwillige nach Kiel und Wilhelmshaven, um diese Tat zu rächen. Unter ihnen auch der Musketier Friedrich Becker aus Neukalen. Ihre Aufgabe war die Niederschlagung des „Boxeraufstandes“. Über Port Said, dem Indischen Ozean erreichte man schließlich China. Mein Großvater wurde in diesen Kämpfen verletzt, eine Narbe am Kopf erinnerte ihn stets an dieses Abenteuer.
Wieder zurück übernahm er von seinem Lehrmeister, Kaufmann Fischer, das Geschäft und eröffnete einen Kolonialwarenladen in der Straße „Am Markt 5“.
1945, als die russischen Truppen vor der Stadt standen, hißte er mit einigen anderen beherzten Bürgern die „Weiße Fahne“ auf dem Kirchturm und rettete so unsere Stadt vor der Zerstörung.
Sein zweiter Sohn Jochen, ein Kind unserer Stadt, lebte zu jener Zeit in Altenkirchen auf der Insel Rügen. Schwer verwundet im Krieg kam er im Januar 1945 auf Genesungsurlaub nach Neukalen. Das Ende des Krieges vor Augen, sollte er wieder an die Front. Er versuchte sich diesem zu entziehen, wurde denunziert und im April 1945 wegen Fahnenflucht in Patzig erschossen.
Nach dem Krieg, 1947, wurden wieder Parteien in der damaligen sowjetischen Besatzungszone zugelassen. Friedrich Becker trat der SPD bei. 1949 erfolgte die Vereinigung der KPD und SPD zur SED. Er war einer, der diesen Schritt nicht mitmachte und sich dagegen aussprach – das sollte ihm zum Verhängnis werden. 1952 wurde er wegen Zollvergehens (Lappalie) angeklagt, enteignet und zu 4 Jahren Zuchthaus (Bützow) verurteilt, nach 2 ½ Jahren jedoch entlassen. Im Gefängnis wurde er zu seiner Verwunderung vom Cousin meiner Mutter – wieder ein Neukalener (August Federow) - empfangen, der zu jener Zeit die Kleiderkammer und Schreibstube unter sich hatte. Er wurde sofort in diesem Bereich eingestellt und verbrachte so seine Zeit im Gefängnis relativ unbeschadet. Nach seiner Entlassung 1954 starb er 1960 im Alter von 81 Jahren.
Friedrich Emil August Becker
Friedrich Emil August Becker wurde am 27.7.1879 in Güstrow geboren und starb am 22.7.1960 in Neukalen. Seine Frau war Martha Wilhelmine Marie Becker, geb. Nehls (geb. 4.10.1877 in Karow, gest. 4.2.1950 in Malchin). Um 1935 kaufte er vom Fregattenkapitän a.D. Otto Meinardus das Haus Markt 1.
Sein Sohn, Friedrich Albert Arnold Julius Becker (geb. 2.1.1912 in Waren) hatte ein Gärtnereigeschäft in der Straße des Friedens 8. Um 1950 erwarb er das Haus Straße der Freundschaft 5 und führte hier das Gärtnereigeschäft weiter.
Annonce im "Neukalener Tageblatt" vom 16.9.1915
Annonce im "Neukalener Tageblatt" vom 13.2.1931
Annonce im "Neukalener Tageblatt" vom 8.11.1933
Wohnhaus Markt 1
Die China-Denkmünze in Bronze wurde gestiftet vom Kaiser Wilhelm II. für die Teilnehmer an der Niederschlagung des Boxeraufstandes vom 30. Mai 1900 bis 29. Juni 1901. Der Entwurf stammt direkt von Kaiser Wilhelm II., wobei sich Prof. Walter Schott aus Berlin (Nymphenbrunnen auf Burg Schlitz) für die Umsetzung verantwortlich zeichnet.
Vorderseite
Abgebildet ist ein großer Drachen (Symbol für den chinesischen Kaiser), der sich in den Fängen eines Adlers (Wappentier des deutschen Kaisers) befindet. Der Adler ist mit einer kleinen Krone geschmückt. Das Ganze wird von einem schmalen Lorbeerkranz umrahmt.
Rückseite
Der Namenszug "W" unter der frei schwebenden Kaiserkrone mit flatternden Bändern. Die umlaufende Schrift lautet: "DEN SIEGREICHEN STREITERN 1900 CHINA 1901". Umrahmt wird das ganze wieder von einem schmalen Lorbeerkranz.