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Jeder Name steht für eine Lebensgeschichte


Pastorin Kathrin Fenner

(2014)

 

   Im nächsten Jahr nähert sich ein denkwürdiges „Jubiläum“. Fast 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges sind immer noch nicht alle Gräber von Gefallenen gefunden worden. Namen zeugen von einer Geschichte und in den Familien wird der Angehörigen auch ohne Grabstätte gedacht. Die Unsicherheit und Ungewissheit –  „Wo?“ bleibt. In diesem Heft wird versucht, die Namen der Gefallenen aus Neukalen aufzuzeigen, um die Erinnerung an die wachzuhalten, die aus unser Gemeinde ihr Leben in diesem grausamen Krieg verloren. Nicht alle Daten können erfasst werden, zu viel ist ungesichert aber wenn Sie noch etwas beitragen können, wenden Sie sich an die Herausgebenden. Als Spätgeborene kann ich die Schrecken des Krieges nicht nachempfinden, aber eine ganze Generation lebt mit und unter den Erfahrungen des 2. Weltkrieges und seiner Schrecken.
   Als mein Großvater aus der russischen Kriegsgefangenschaft nach Mecklenburg kam, der neuen Heimat nach der Flucht aus Ostpreußen, war alles anders. Er selbst, seine Kinder, die Landschaft und die Lebensumstände. Über das Erlebte sprach er wenig. Erst sehr viel später schrieb er sich vieles von der Seele, um zu verarbeiten und zu erhalten. Und ich denke, so geht es vielen Männern, die heimkehrten. Sie waren am Leben, aber wie sollte es weitergehen? Was sie in den Kriegsjahren erlebten, verschlossen sie in „Herz und Niere“ – mancher schwieg bis zum letzten Tag – andere fanden in den Kameraden ein Gegenüber. Fast 70 Jahre nach dem Krieg sind die Zeitzeugen rar geworden, nicht nur die Soldaten auch die Witwen der Gefallenen, die Familien, in denen der Vater, der Bruder, der Onkel, der Neffe, der Sohn, der Großvater, der Ehemann vermisst werden – bis heute. Viele Kriegsgräber werden durch den Bund Deutscher Kriegsgräberfürsorge betreut. Welche Lebensgeschichte sich mit dem einzelnen Namen verbindet, werden wir heute kaum noch erfahren. Bei den Gefallenen, von denen die Angehörigen eine Meldung bekamen, sind wenigstens die Namen und der Todestag erhalten. In vielen Gemeinden sind Tafeln errichtet worden, zum Gedenken und zur Mahnung, dass solche Kriegsereignisse und Gewalttaten nicht mehr geschehen dürfen. Sie sind auch ein Zeichen: „Wir vergessen euch nicht. Ihr seid Teil der Gemeinschaft. Ihr habt Familie, Freunde und Nachbarn gehabt.“ Die Tafeln hängen auch in Neukalen und Schorrentin – sie sollten uns als Warnung erhalten bleiben: Den Schrecken des Krieges gibt es immer in der Verbindung mit ungezählten Opfern – und zerbrochenen Lebensgeschichten.