200 Jahre Franzensberg
Stadt Neukalen, den 24.06.2021
Hallo Freunde!
Es gibt mal wieder ein Jubiläum zu verkünden, ein Ort unserer schönen Heimat wird respektable 200 Jahre alt, Franzensberg. So ziemlich jeder von uns hat dazu einen Geschichte, eine Erinnerung parat. Wir wollen für Euch einmal zurückblicken und dem Ganzen Struktur geben. Wir versuchen uns zu kurz wie möglich zu halten. Vielleicht schreibt Ihr eure Geschichte als Kommentar.
Mit Franzensberg verbindet der Einheimische gleich zwei Flecken zwischen den Hügeln der Mecklenburgischen Schweiz. Beide liegen in beschaulicher Ruhe am Waldesrand zwischen Neukalen und Gülitz. Das Geburtstagskind ist das südlicher gelegene, spätere Waldschulheim. Dessen ursprüngliche Bedeutung war natürliche eine andere. Der Weg führt nach Neukalen. Dort wohnte der Amtsförster für die umliegenden herzoglichen Waldungen in Neukalen in der Gegend des Forsthofes. Am Anfang des 19. Jahrhunderts war das Forsthaus schon sehr baufällig und sollte neu errichtet werden. Um jeglichen Streit zwischen der Stadt und dem herzoglichen Amt für die Zukunft zu vermeiden, entschloß man sich, ein neues Forstgehöft außerhalb des Stadtgebietes auf der Schlakendorfer Feldmark nahe an der herzoglichen Waldung anzulegen. So geschah es auch.
Johannis 1821, 24.6.1821, zog der Förster Georg Friedrich Pflugradt in das frisch erbaute Forstgehöft. Es erhielt zu Ehren des regierenden Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg (1785 - 1837) den Namen "Franzensberg". Ja, diese Friedrich Franz Dynastie ist schon sehr präsent in unseren Breiten, aber dazu und auch zu Meister Pflugradt, später in diesem Jahr mehr. Zum Forstgehöft gehörten eine Scheune, ein Stallgebäude und ein großer Garten. Es entwickelte sich ein reger Wirtschaftsbetrieb. Der größte Teil der Lebensmittel wurde selbst hergestellt. Im Winter war man oft von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten. Um 1850 lebten hier neun Personen: die Familie des Försters Pflugradt, der Jäger Schulz, die Wirtschafterin Wiebcke, ein Knecht, ein Junge und zwei Dienstmädchen.
Nach Förster Pflugradt, der 1861 verstarb, gab es noch drei weitere Förster. Im Jahre 1913 zog der Förster nach Gülitz in den dortigen Pachthof. Das bisherige Forstgehöft Franzensberg wurde als Bauernstelle verpachtet. Nach dem ersten Weltkrieg pachteten zwei abgedankte kaiserliche Offiziere den früheren Forsthof zur landwirtschaftlichen Nutzung. Auf Grund der schwierigen und ungünstigen Bodenverhältnisse gaben sie ihr Vorhaben bald auf, und der Bauer Voß übernahm die Pacht und Bewirtschaftung.
Nach dem 2.Weltkrieg wurde es dort noch unübersichtlicher. Durch Bodenreform und dem “Zug gen Westen“. Letztendlich wurde der Wohnraum in Franzensberg und auch der landwirtschaftliche Betrieb von Familie Kunst übernommen und von ihr bis 1957 genutzt und bewirtschaftet. Danach war das Gehöft unbewohnt, stand leer und war dem Verfall preisgegeben.
Zu Beginn des Jahres 1958 wurde unter Verantwortlichkeit des Stellvertreters des Vorsitzenden des Rates des Kreises Malchin, Herrn Schumacher, und dem Vorsitzenden der kreislichen Pionierorganisation, Herrn Marx, ein Arbeitsprogramm zur Errichtung einer polytechnischen Pionierstation in Franzensberg erstellt. Zu jenem Zeitpunkt war das Vorhaben der Errichtung einer Pionierstation unter den mehr als komplizierten finanziellen und materiellen Bedingungen wohl als eine Pionierleistung im wahrsten Sinne des Wortes zu betrachten. Die noch vorhandenen Stallungen sollten für die Unterbringung von Kleinvieh, als Werkraum und Garage ausgebaut und hergerichtet werden, denn im Rahmen der Polytechnik dachte man an die Haltung von Schafen, Ziegen, Kaninchen, Geflügel und auch an eine Imkerei.
Heute wissen wir, daß es nicht gelang, Stall und Scheune zu erhalten. Sie wurden abgerissen und teilweise als Baumaterial wiederverwendet. Alle Anstrengungen konzentrierten sich auf den Umbau des Wohnhauses und die Versorgung mit Licht und Wasser, was bis zum 1.6.1960 abgeschlossen werden sollte, Bisher gab es in Franzensberg nur Kerzenschein und Petroleumleuchten.
Zu Beginn des Jahres 1961 stand an der Einfahrt nach Franzensberg dann ein markantes Hinweisschild, auf dem zwei Jungpioniere mit ihrem Symbol und der Bezeichnung "Pionierstation Franzensberg" dargestellt waren.
Am 11. Februar 1961 reisten Schüler der Teiloberschule Faulenrost mit dem späteren langjährigen Leiter der Einrichtung Wolfgang Ludwig als Betreuer zur ersten Belegung in Franzensberg an. An die beiden “Ludwig‘s“ können sich bestimmt viele von Euch erinnern, die beiden waren wahre “Herbergseltern“. Wir feiern also hier auch den 60. Geburtstag als Herberge.
Alles gut, alles schön, aber eben DDR-typisch vergaß man zu investieren und so wurde auch das Landschulheim voll auf Verschleiß gefahren. Dieser Notstand konnte dann endlich 1983 durch eine beherzte Anbaumaßnahme beseitigt werden. Es entstanden zwei Waschräume mit Dusche. Spültoiletten ersetzten fortan die bisherigen Freiluftplumpsklos. Einigen ganz fanatischen Romantikern standen diese allerdings noch einige Jahre zur Verfügung. Ende der 1980-ziger wurde wirklich viel investiert, besonders im Bereich Wasseranschluss. Nach der Wende wurde dies auch an der Bausubstanz fortgesetzt.
Zurzeit ist dort Baustelle. Die jetzigen Besitzer erneuern den Dachstuhl und vieles mehr. Wir haben beschlossen, daraus machen wir eine extra Story.
Dann noch kurz zu Flecken Franzenberg Part II. Dieser entstand 16 Jahre nach dem Forsthof. Anfangs nannte man sie "Perdaukel", ein allgemein üblicher Name für außerhalb gelegene Anwesen. Wie entstand dieser?
Um 1837 äußerte der Pastor Brinkmann in Neukalen den Wunsch, daß die Kinder von Schlakendorf, Salem und Gülitz eine zentral gelegene Schule bekommen möchten. Er sprach sich für einen Platz auf Schlakendorfer Feldmark in der Nähe des Forstgehöftes Franzensberg aus. 1842 erteilte das Ministerium für Unterrichtsangelegenheiten in Schwerin die Genehmigung.
Ab 1843 wurde dann eine Büdnerei und ab Frühjahr 1844 ein Schulgebäude errichtet.
Michaelis 1844 wurde die Schule unter Leitung des Schullehrers C. Vick eröffnet
Ostern 1879 wurde die Schule in Franzensberg aufgehoben. Die etwa 25 schulpflichtigen Kinder aus Schlakendorf und Franzensberg gingen in Neukalen zur Schule.
Das Schulgebäude wurde als Büdnerei verkauft. Um 1894 hatte Franzensberg insgesamt 33 Einwohner. Es gab damals sogar eine Ziegelei (Besitzer Hannemann) und einen Ausschank für Ausflügler in Franzensberg.
So genug. Wer mehr Details wissen möchte, geht auf die Internetseite unserer Stadt, das können wir nur empfehlen. Auch hier wieder ein großes Dankeschön an Wolfgang Schimmel, ohne sein Dazutun, gäbe es diese Zeilen nicht.
Bis demnächst Freunde!
Bild zur Meldung: 200 Jahre Franzensberg
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