Hotel Seemann
Neues von Presse Heinz:
Hallo Freunde!
Was wäre wenn..., die Geschichte des "zweiten" Haus am Platz!
Ja Freunde, das sagen wir uns wohl aller öfter einmal. Heute wollen wir diesen Satz auf ein Gebäude richten, das es A: leider nicht mehr gibt und B: es war mal das “zweite“ Haus auf dem Neukalener Markt. Die Rede ist vom Seemanns-Hotel. Ok, das kennen nur die Ü-33-ziger, auch die Lücke die der Abriß im März 1989 hinterließ, ist wohl nur dieser Generation noch geläufig. 1981 wurde dort das letzte Bier gezapft bzw. das letzte Essen serviert. Ausgeschenkt hatte dies der letzte Chef Herr Helmut Milbetz. Eine 200-jährige Tradition fand ihr einreißendes Ende. Die heimtückische Volkskrankheit “ostdeutsche Bauerhaltungswirtschaft“ hatte das Gebäude fest im Griff. Ja, was wäre wohl gewesen, wenn die Abrißbirne 1 Jahr später gedroht hätte, es vielleicht einen anderen Weg als den “Tod“ des ehrwürdigen Schankhauses gegeben hätte. Wir werden es nie erfahren. Pläne für ein Hotel gab es Anfang der Jahre genug (Klostermühle, Gasanstalt), einen besseren Standort als auf dem Markt hätte es nicht geben können.
Der Hotel- und Gastbetrieb in jenem Haus begann vor 1800, nachweislich aber spätestens im Jahre 1806 durch einen Herr Christoph Engel. Ob es damals sinnbildlich “Engel-Hotel“ hieß ist nicht überliefert. Sein Sohn Christian Köhler übernahm 1830 das Gewerbe. Nach nur 3 Jahre fand er 1833, eine lukrative Beschäftigung und eröffnete am Rathmannsteich (Salemer Weg 2) neben seinem Gartenhäuschen einen Bierausschank. Den vergrößerte er Zunehmens (u.a. mit einer Kegelbahn), so dass er 1858 das Hotel am Markt verkaufte. Es führte dort Bäcker und Gastwirt Ernst Bruger das Zepter. Bis 1882 sorgt er dort für das Wohl der Neukalener und ihrer Gäste. Die folgenden 5 Jahre betrieb sein Bruder Adolf Bruger das Hotel mit angeschlossenem Saal weiter.
1887 wurde es dann zudem, wie wir es noch kennen, zum “Seemanns-Hotel“. August Seemann hieß der Namensgeber ganz genau. Im schon erwähnten Saal gab es sehr viele Konzerte, Versammlungen und Theatervorführungen. Seine Frau Adelheid führte die Gaststätte ab 1917 weiter, bis der Sohn Paul Seemann aus dem ersten Weltkrieg zurückkam und das Hotel übernahm.
Etwa ab 1920 wurde das "Hotel Seemann" Vereinslokal der SPD. Paul Seemann war sein bester Kunde, er verstarb früh. Seine Schwester übernahm dann einstweilen die Leitung des Hotels. 1925 übernahm der Bruder Fritz Seemann das Hotel. Er war vorher Kaufmann in Rehna und zog mit seiner Frau Margarete nach Neukalen. Bis 1960 führten sie eigenständig das Hotel, dann kam die staatliche HO und übernahm das Haus. Anfangs führten noch Margarete und Fritz Seemann die Gaststätte weiter, jetzt waren als Gaststättenleiter angestellt. 1962, mit 67 Jahren machte sich der letzte Seemann auf ins Rentnerdasein.
Ihm folgte Gerda Mieckley (1962 ... 1965) und dann, ja darum ging es eigentlich heute hauptsächlich, dann übernahm Johann Ulbricht das Hotel und den Gaststättenbetrieb. Mitte Juli 1965, also vor 55 Jahren leitete er das zweite Haus am Markt, einen wichtigen Treffpunkt des Neukalener Lebens, das vor einiger Zeit in gediegener und geschmackvoller Weise renoviert wurde (1964). Der Vater von unserem Freund Andreas Ulbricht war zusammen mit seiner Frau ein Segen für die Gastwirtschaft, nur in der ersten Reihe stehen war nicht sein Ding. Er wurde knapp zwei Jahre später der stellvertretene Leiter des Hauses und blieb diesem noch viele Jahre treu. Als Chef’s folgten ihm:
Siegfried Bernstein (1966 ... 1969),
Kortschlag (1970 ... 1972),
Helmut Milpetz (1973 ... 1981).
Mit letzterem wurden wie bereits erwähnt, die Türen des allehrwürdigen Gebäudes für immer geschlossen. Peu a Peu zerfiel das Grundstück, wurde zum Abenteuer-Spielplatz der DDR-Jugend (wir waren selbst dabei). Viele Zeitepochen hatten die Steine gesehen, die nach der Wende war ihnen nicht mehr vergönnt. Im Saal des Hauses war zum Schluß auch das Stadtarchiv untergebracht. Da ging schon einiges verloren, später beim Umzug ins erste Haus der Stadt (Rathaus)blieb so einiges historisch interessantes an fremden Händen kleben. Im März 1989 wurden die Mauern niedergerissen und so die schon vorhandene “Erholungsfläche“ am Neukalener Markt erweitert. Der erste Teil dieser Fläche war Ende der 1970-ziger Jahre durch den Abriß der Bäckerei Rudolf Grambow entstanden. Ein letztes Mal groß in Erscheinung tritt diese Fläche am 11.November 1991. Hier eröffnete der NCC seine Saison und Thomas Koch kam mit seinem damaligen Artikel seinen Einstand in die schreibende Zunft der Mecklenburger Schweiz. Danach begann die “moderne und planlose“ Bebauung der Grundstücke (heute Edeka und Sparkasse). Über diese Details wollen wir uns heute aber nicht auslassen.
Vielen Dank an Wolfgang Schimmel für ein Großteil der Detailinfos und bis die Tage Freunde!
Bild zur Meldung: Hotel Seemann